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Ein echter Volvo? Für viele Fans der schwedischen Automarke kann das nur ein Kombi sein. Nachdem die neue Limousine S60 gerade ihre Premiere im Handel feiert, kommt folgerichtig schon am 13. November die Kombiversion V60 hinterher.

Volvo hat sich anscheinend auf die \"60\" eingeschossen. Künftig soll bei den chinesischen Schweden in der Nomenklatur alles um die 60 drehen. Zumindest in Deutschland sollen ab nächstem Jahr 60 Prozent aller neu zugelassenen Volvo-Modelle die 60 am Heck tragen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Kombiversion dabei der Bestseller in Volvo-Portfolio wird.

Die Schweden haben dem 4,63 Meter langen Fronttriebler alles mitgegeben, um gegen die starke Konkurrenz – in erster Linie aus deutschen Landen – zu bestehen. Eine ebenso innovative wie sehenswerte Alternative zu Audi A4 Avant, 3er BMW Touring und Mercedes C-Klasse T-Modell ist der V60 in jedem Fall. Nur: Große Ladequalitäten sollte man nicht erwarten.

Fünf Benziner und drei Diesel, dazu die nahezu freie Wahl zwischen Handschaltung, Automatik/Doppelkupplung, Front- oder Allradantrieb. Wer da nicht sein Wunschmodel findet, ist selber schuld.

Und: Er sieht gut aus. Die typische und zurückhaltende Skandinavien-Linie des Kombis hebt sich wohltuend aus der Reihe internationaler Designexperimente ab. Dieser Volvo fällt angenehm auf – ohne wirklich aufzufallen. Ok, die Front dürfte durchaus noch etwas mutiger und sportlicher sein - aber die Erfordernisse an den erhöhten Fußgängerschutz setzen den Designern sichtlich zu. Seitenlinie und Heck sind gefällig und individuell, die Rückleuchten in LED-Technik einfallsreich geschwungen.

Dass sich hinter der Heckklappe ein Kofferraum von gerade mal 430 Litern befindet (75 weniger als zum Beispiel beim VW Golf Variant), dürfte die meisten Interessenten allerdings kaum stören. Wer wirklich einen Lademeister sucht, der muss in einer anderen Klasse suchen. Dafür gibt es größere Kombis, Vans oder SUV.

\"Der klassische Käufer dieses Sportkombis ist ein Volvo-S60-Interessent, der zusätzlichen Platz und mehr Flexibilität haben möchte, ohne auch nur den geringsten Kompromiss in punkto Design und dynamische Fahreigenschaften einzugehen\", sagt Bernhard Bauer, Geschäftsführer von Volvo Car Germany.

Raum im Inneren

Mit zwei Handbewegungen lässt sich die V-60-Rücksitzbank im Verhältnis 40:20:40 umlegen. So entsteht ein Laderaum von bis zu 1.241 Litern (Golf Variant: 1495 Liter). Vorne gibt es das wertige S60-Interieur mit bequemen Sitzen, die jedoch auf der Sitzfläche und im Bereich der Schultern besseren Seitenhalt bieten könnten. Etwas mehr Beinauflage zum Beispiel durch ein ausziehbares Element dürfte auch sein.

Der Radstand von 2,78 Metern bringt Raum ins Innere. Im Fond können zwei Personen bis zu 1,85 Metern Größe bequem sitzen. Darüber hinaus und zu dritt wird es eng. Praktisch sind die in zwei Stufen ausklappbaren Kindersitze hinten. Cockpit, Bedienelemente und Anzeigen gefallen und fügen sich gut in das klare Außendesign des V60 ein.

Bei den Motorisierungen steht ein breites Spektrum zwischen 115 und 304 PS zur Verfügung. Besonders interessant dürften der D3-Diesel mit 120 KW/163 PS und der T4-Turbo-Benziner mit 132 KW/180 PS sein. Der zusammen mit Ford neu entwickelte 1.6-GTDI-Motor mit Direkteinspritzung und einfacher Turboaufladung passt gut in den V60. Der Vierzylinder-Benziner hängt vom Start weg spitz und sehr direkt am Gas. Besonders das optionale Doppelkupplungs-Getriebe hat schon einmal seine Probleme, damit Schritt zu halten - daher lieber bei der Handschaltung bleiben.

Komfortabel für lange Strecken

Das aufgeladene Triebwerk ist ab 4.000 U/min zwar kein Leisetreter, mit seinen 240 Nm maximalem Drehmoment aber allemal kräftig genug, trotz der rund 1,6 Tonnen Leergewicht sportlich unterwegs zu sein. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund 220 km/h. Die offiziellen Verbrauchs- und Beschleunigungsangaben stehen noch nicht fest.

Deutlich reduziert werden soll noch der reale Verbrauch des 1,6 Liter großen Vierzylinders im Öko-Modus. Wer via Tastendruck ins Sparprogramm wechselt, schaltet unter anderem die Motorbremse ab und sorgt zusammen mit Anpassungen am Getriebe für mehr Reichweite pro Liter. Eine Start-Stopp-Automatik für weniger Durst in der City bleibt jedoch bis auf weiteres außen vor.

Überzeugen kann das Fahrwerk des Volvo V60. Der Schwede neigt erst spät zum Untersteuern. Dabei hilft, dass im Grenzbereich das kurveninnere Rad leicht abgebremst wird und der Kombi so trotz des Übergewichts an der Vorderachse wendig erscheint. Die Abstimmung ist straff, dabei aber nicht zu hart, sondern auch für lange Strecken komfortabel genug.

City-Safety Serienmäßig

Der Preis für den 150 PS starken Volvo V60 T3 liegt bei 28.000 Euro. Der T4 kostet 2.900 Euro mehr und der Basis-Diesel V60 D3 mit 163 PS startet bei 32.650 Euro. Topmodell ist der 304 PS starke Volvo V60T6 AWD Summum für 50.100 Euro. Der V60 ist in den drei Ausstattungsvarianten Basis, Kinetic, Momentum und Summum erhältlich. Zur Sicherheitsausstattung des Sportkombis zählt ein Kollisions-Warnsystem mit Fußgängererkennung und automatischer Vollbremsung. Das optionale System - gekoppelt mit dem aktiven Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem - kostet zusammen mit Totwinkelassistent und Müdigkeitswarner 1.950 Euro.

Serienmäßig ist neben Airbags und ESP das City-Safety-System, das beim Volvo XC60 als Weltneuheit eingeführt wurde. Das System kann im Stadt- oder Kolonnenverkehr Auffahrunfälle bis zu einem Tempo von 30 km/h verhindern oder die Unfallfolgen zumindest reduzieren.

Alles in allem ein guter und sehenswerter Reisekombi, der sich angenehm aus der Mittelkasse abhebt. Kleine Schwächen erlaubt sich der 60er nur im Laderaum. Eine sinnvolle elektrische Heckklappe fehlt und die wabbelige Laderaumabdeckung gehört nicht mehr in die heutige Zeit.