Kurz & bündig
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[+] Gutes Platzangebot, ordentliche Verarbeitung, einfache Bedienung, gute Rundumsicht, niedriges Fahrgeräusch, gutes Handling, präzise Lenkung, sicheres Fahrverhalten, gute Variabilität |
[-] Magere Basisausstattung |
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Es ist kalt am Polarkreis. Selbst tagsüber steigt das Thermometer derzeit selten über -15 Grad. An diesem Vormittag zeigt das animierte Cockpit sogar nur -23,5 Grad an. Sitzheizung und Klimatisierung lassen es im Innern des Mittelklasse-SUV trotz des nordskandinavischen Winters aber überaus wohnlich erscheinen.
Der Innenraum des Volkswagens ist nicht nur deutlich größer als beim Vorgänger, sondern auch schicker. Das animierte Cockpit und der Navigationsbildschirm in der Mitte des Armaturenbretts wirken modern, aber nicht visionär. Die Oberflächen gefallen, die Sitze ebenso, obschon der optionale Lederbezug wertiger wirken könnte und an manchen Stellen beinahe wie Kunstleder anmutet. Wenig premium: Das 565 Euro extra teure Head-Up-Display, das seine Informationen auf eine ausklappbare Scheibe projiziert.
Auf den verschneiten Pisten im Norden Schwedens soll der neue Tiguan zeigen, was er kann. "Besonders fahrdynamisch hat er deutlich gewonnen", verkündett Jens Andersen, Leiter der technischen Entwicklung, vorab. "Wir haben nicht nur auf unseren modularen Querbaukasten umgestellt, sondern auch unsere neueste 4motion-Kupplung verbaut. Heißt, der 4,49 Meter lange Tiguan bringt seine Motorleistung deutlich schneller nach hinten.
Das zeigt sich bereits nach ein paar Kilometern auf dem weißen Untergrund. Über einen stilsicher inszenierten Drehschalter am Mitteltunnel lassen sich via 4motion Active Control die verschiedenen Fahrmodi durchschalten. Auf dem festgefahrenen Untergrund ist das Schneeprogramm genau das richtige. Die Räder bekommen etwas mehr Schlupf eingeräumt und so lässt sich der neue Tiguan locker über den Handlingparcours bewegen. Nicht zu überspielen sind allerdings die über 1,7 Tonnen Leergewicht.
Wer Spaß haben will, der schaltet das gewohnt gut arbeitende Doppelkupplungsgetriebe in den manuellen Modus und die Fahrprogramme lassen nette Driftwinkel zu. "Eine feste Verteilung der Antriebskräfte gibt es bei uns nicht", sagt Andersen: "Die Kraft wird variabel zwischen den Achsen und den einzelnen Rädern verteilt. Durch die Haldex-Kupplung der fünften Generation entsteht gar kein Schlupf mehr, sondern wir steuern mit dem Kraftfluss vor."
Die einzelnen Motorvarianten werden sorgsam nacheinander ausgerollt
Hört sich tiefgründig an. Doch der Kunde merkt schnell, dass der Tiguan nicht nur Dank 320 Nm maximalem Drehmoment (ab 1.500 U/min) dynamischer und sogar sportlicher unterwegs ist sowie seine Motorleistung besser auf den Untergrund bringt, als man es bislang kennt. Anfahren am Berg oder mit dem Pferdehänger unterwegs? Die Vorteile spüren nicht nur die Profis. Noch wichtiger dürfte im Alltagsbetrieb jedoch die präzise Lenkung sein oder der Fahrkomfort, der trotz 19-Zoll-Rädern mit 235er Reifen überzeugt.
Der Verkaufsanteil des bisherigen Tiguan in Sachen Allrad liegt bei rund 50 Prozent. Beim Nachfolger sollen es mehr werden. So sind von den aktuell geplanten acht Motorisierungen sechs mit dem Allradantrieb 4motion zu bekommen. Die stärksten vier Modelle sind serienmäßig damit unterwegs.
Beim neuen Tiguan, dessen Vorgängergeneration sich seit 2007 mehr als 2,8 Millionen Mal verkaufte, fahren die VW-Verantwortlichen eine Scheibchenstrategie. Heißt: Die einzelnen Motorvarianten werden sorgsam nacheinander ausgerollt. Den Start machen der 2.0 TDI mit 110 kW/150 PS sowie der 2.0 TSI mit 132 kW/180 PS.
Wer sparsam unterwegs sein will, kommt um die Dieselvarianten nicht herum, die mit bis zu 240 PS verfügbar sein werden und zumindest ohne Allradantrieb unter fünf Litern verbrauchen. Doch wer mit überschaubaren Laufleistungen kalkuliert oder wer sich nicht für den Diesel erwärmen kann, der bekommt mit dem 180 PS starken Allradbenziner ein stimmiges Paket bei einem Normverbrauch von 7,3 Litern Super (168 g CO2). Von 0 auf Tempo 100 erledigt der 1,7 Tonnen schwere VW Tiguan 2.0 TSI 4motion den Spurt in 7,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h.
Der VW Tiguan 2.0 TSI kostet mit der obligatorischen Kombination aus Allradantrieb und siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe mindestens 34.450 Euro. Das besser ausgestattete Topmodell Highline startet inklusiv LED-Scheinwerfern, Abstandstempomat, Klimaautomatik und Sitzheizung bei mindestens 36.950 Euro. Bleiben sinnvolle Extras wie Navigationssystem (555 bis 2.310 Euro), schicke 19-Zöller (485 Euro) oder die mindestens 395 Euro teure elektrische Heckklappe.
Der Tiguan wird kein Einzelkämpfer bleiben, sondern ist als Einstiegsmodell in eine ganze Familie geplant: Neben dem 4,49 Meter langen Standard-Fünftürer kommen eine verlängerte Version, die in Asien und den USA mit sieben Sitzplätzen punkten soll und ein sportlicher positionierte Coupévariante.
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"Der neue VW Tiguan hat beste Chancen, das Segment der Mittelklasse-SUV trotz der starken Konkurrenz aus Europa und Asien weiter zu dominieren."
Stefan Grundhoff |
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