Kurz & bündig
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[+] Sparsamer Verbrauch, gutes Fahrwerk, sehr gute Verarbeitung, übersichtlich, einfach zu bedienen, ordentliches Platzangebot |
[-] Hoher Preis, müde Serienausstattung, träge Übersetzung, sehr lauter Motor |
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Erst Anfang 2010 wird der neue VW Polo Bluemotion beim Händler stehen. Statt des ebenso lauten wie sparsamen Vorgängers mit 1,4 Liter großen Pumpe-Düse-Triebwerk arbeitet dann die neueste Commonrail-Generation hinter dem vollständig verkleideten Kühlergrill.
Der 1,2 Liter große Dreizylinder muss mit 55 KW/75 PS auskommen - fünf PS weniger als bisher. War die erste Bluemotion-Generation des VW Polo schon ein Sparmeister, so wurde der Durst des Nachfolgemodells noch einmal deutlich reduziert. Dank der Sparausstattung mit regenerativem Bremssystem, Aerodynamikfeinheiten, Schaltpunktanzeige und Start-Stopp-Funktion verringerte sich der offizielle Verbrauch von 3,8 auf 3,3 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Mit dem 45 Liter großen Tank liegt die maximale Reichweite also weit jenseits der 1.000-Kilometer-Marke.
Nicht abgenommen hat jedoch das hohe Geräuschniveau. Nach wie vor rasselt und brummt der kleine Dreizylinder, als wäre er nach einer eisigen Nacht gerade zum Arbeiten gezwungen worden. 55 KW/75 PS und 180 Nm maximales Drehmoment bei 2.000 Touren - das sollte an sich reichen, um mit einem 1,1 Tonnen schweren Fronttriebler flott durch die Lande zu flitzen. Doch der Polo Bluemotion will durch seine Schaltpunktanzeige und die betont lang übersetzten fünf Gänge vom Gegenteil überzeugen.
An der Ampel geht der VW brav aus, um beim Tritt auf die Kupplung wieder in Sekundenbruchteilen zu neuem Leben zu erwachen. Früher, als man es nach Gefühl machen würde, mahnt einen der Sparmeister, hochzuschalten. Bereits deutlich unter 2.000 Touren gibt es den dezenten Hinweis dazu. Dass dabei aber auch jegliche Fahrfreude auf der Strecke bleibt, versteht sich von selbst.
Dabei animiert nicht nur das flotte Design des kleinen Wolfsburgers zu an sich forscher Gangart. Auch Fahrwerk, Lenkung und Schaltung verführen dank ihrer Leichtgängigkeit dazu.
Kleinhubers kleine Elastizität
Diese Freude hält allerdings nicht lange an. Der Motor dröhnt und Überholen auf der Landstraße sollte man lieber dem Hintermann überlassen. Denn selbst wenn man vom fünften in den vierten Gang zurückschaltet, ist es mit der Elastizität des Kleinhubers nicht weit her. Wer Zeit mitbringt, schafft mit dem Ökomodell aus Wolfsburg immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 173 km/h.
Doch zähes Gleiten hat eben auch Vorteile – spätestens an der Zapfsäule. Wer seinen Gasfuß auf die Schaltempfehlungen der Multifunktionsanzeige abstimmt, der kann einen Verbrauch von kaum mehr als vier Litern Diesel auf 100 Kilometern verwirklichen. Wer nur im Verkehr mitschwimmt, schafft sogar eine Drei vor dem Komma. Der offizielle Durchschnittsverbrauch von 3,3 Litern Diesel pro 100 Kilometern lässt sich jedoch nur verwirklichen, wenn man zum mobilen Verkehrshindernis wird.
Der eigentliche Haken an dem 3,97 Meter langen VW Polo Bluemotion sind jedoch weder das laute Triebwerk noch das lang ausgelegte Getriebe - es ist der Einstandspreis. 16.575 Euro für einen VW Polo Bluemotion 1.2 TDI sind ein stolze Ansage. Wenn es noch ein paar nette Sonderausstattungen wie Klimaautomatik, Navigationssystem, Sitzheizung oder Nebelscheinwerfer sein sollen, wird das Ganze zu einem teuren "Spar"vergnügen.
Der Mehrpreis zum regulären Modell lässt sich nur auf Langstrecken und bei über 30.000 Kilometern Laufleistung pro Jahr herausfahren. Wer aber derartige Etappen zu bewältigen hat, der wird dies sicher nicht in einem noch so guten Kleinwagen tun, sondern mit einem Mittelklasseauto wie etwa dem Passat. Auch den gibt es (ebenfalls wie den Golf) als neue Bluemotion-Version mit 1,6-Liter-Diesel und 105 PS. Wer sich für den erstklassigen Polo interessiert, sollte lieber bei den Benzinern mit 1,2 und 1,4 Litern Hubraum bleiben. Die machen Spaß und verbrauchen trotzdem nicht viel.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
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