Ein VW Beetle mit 500 PS. Das ist eine Menge Holz. Vor allem für den kleinen Wolfsburger. Immerhin: Zumindest äußerlich hat der blaue Beetle noch etwas mit dem Kulleraugen-Frauenschwarm-Kindchenschema-Basismodell gemein. Nur die radkastenfüllenden 19-Zoll-Gummis, der große Heckspoiler, die tiefere Straßenlage und die dynamische Frontschürze des japanischen Tuners Newing lassen erahnen, was für ein Höllenritt gleich folgen wird.
Amerikanischen Tunern ist ja nichts heilig. Und alles unter 500 PS ist auf amerikanischen Straßen, auf denen schon hemdsärmelige Pick-up-Trucks mit über 300 Pferdestärken daherkommen, kalter Kaffee. Also haben sich die VW-Spezialisten von VW-Vortex und die Tuner von Klaxon zusammengetan und pünktlich zum 75jährigen Geburtstag des Kult-Mobils einen Über-Käfer geschaffen, der jeden VW-Enthusiasten mit der Zunge schnalzen lässt.
Beim Einsteigen ist alles noch wie gewohnt. Keine Verwindungen beim Entern des Cockpits, kein deutlich sichtbarer Überrollbügel, kein Rennsportkäfig. Das Interieur schaut ganz normal aus. Nur drei Zusatzinstrumente auf dem Armaturenbrett, die unter anderem die Öltemperatur und den Druck des Turboladers anzeigen, deuten an, dass dahinter eine besonders potente Maschine steckt. Zwei Recaro-Sitze sorgen für Halt. Der ist auch dringend nötig, denn gleich geht es richtig zur Sache.
Der Name Super Beetle kommt nicht von ungefähr: Unter der Motorhaube brüllt der aufgemotzte 2.0-TSI-Motor seine Kraft so laut und ungehobelt heraus, dass alle umstehenden zusammenzucken, sobald der Vierzylinder gestartet wird. Diese Eisen-Fanfare zeigt schon, dass das Aggregat nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Triebwerk gemein hat. Die Amerikaner haben nach Herzenslust alle Register des Tunings gezogen: Kolben, Pleuel, Kurbelwelle. Alles wurde verändert. Dazu kommen noch ein Turbolader mit mehr Luftdurchsatz und ein größerer Ladeluftkühler.
Damit der Antriebsstrang mit diesem Übermaß an Kraft zurechtkommt, musste die Kupplung verstärkt werden
Lässt man den Super Beetle von der Leine, verschwindet die Verzückung nicht mehr aus dem Gesicht des Piloten. Der Brutalo-Käfer geht ab wie Sau. Nach nur 3,9 Sekunden sind die 100 km/h erreicht. Auch in den Kurven bleibt die blaue Granate aus Übersee immer beherrschbar. Der Grund ist der Allrad-Antrieb aus dem Golf R. Damit der Antriebsstrang mit diesem Übermaß an Kraft zurechtkommt, musste die Kupplung verstärkt werden. Da die Gangwechsel knackig und blitzschnell ausgeführt werden, spendierten die Tüftler dem manuellen Sechsganggetriebe eine Schaltwegeverkürzung.
Eine leichte Untersteuerneigung ist zwar deutlich spürbar. Aber mit einer Kombination aus gezielten Gasstößen und kalkulierten Lenkradeinschlägen lässt sich der 500-PS-Dampfhammer zu herrlichen Heckschwenks überreden. Er wird aber nie wirklich zickig oder störrisch, sondern kündigt sein Vorhaben höflich an, so dass genug Zeit zum Reagieren bleibt.
Einen Super Beetle gab es bereits in den 70ern. Da bekamen die Modelle 1302 und 1303 unter anderem eine verbesserte Mc-Pherson-Vorderachse spendiert. Da ist es nur recht und billig, wenn auch der neuen Version des Super-Käfers eine veränderte Abstimmung hat: Die vorderen Achsschenkel kommen vom Audi TTR, die Dämpfer, Federn von H&R und die Querlenker von APR. Teile der Hochleistungs-Bremsanlage stammen ebenfalls vom Golf R (die hinteren Bremssättel). Die Bremsscheiben vorne sind gelocht, haben einen Durchmesser von 35-Zentimetern und sind mit Sechskolben-Bremssätteln versehen. Damit ist die Verzögerung garantiert. Die ist auch dringend nötig, denn bei aller Berechenbarkeit ist der Super Beetle auch ein brachiales Ungetüm mit 500 PS.
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