Kurz & bündig
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[+] Sehr geringer Verbrauch, hoher Alltagsnutzen, gutes Platzangebot, ordentliche Verarbeitung, bequeme Sitze, guter Sicherheitsstandard |
[-] Träge Automatik, mittelprächtige Fahrleistungen, geringe Übersichtlichkeit |
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Wohin könnte ein Toyota Prius besser passen als in die japanische Megacity? Sonntagmorgens allerdings ist die Welt selbst in Tokio für Autofahrer noch in Ordnung. Der bunte und nervenaufreibende Verkehr nimmt erst langsam zu.
Der Prius ist seinen Kinderschuhen längst entwachsen. Mittlerweile steht die dritte Generation weltweit im Handel. Das wenig schmucke Design ist geblieben. Doch jetzt geht Toyota in die Vollen. Denn so wenig sich das hellblaue Testfahrzeug optisch von der aktuellen Generation unterscheidet – es ist ein völlig anderes Auto.
Toyotas Plug-In-Hybrid basiert auf dem normalen Prius, verfügt aber zusätzlich über eine elektrische Lademöglichkeit am vorderen linken Kotflügel. Dort sitzt ein zweiter Einfüllstutzen. Darüber lässt sich der Plug-in-Prius per mitgeführtem Stromkabel an einer Ladestation mit Strom befüllen.
Blauer Saubermann
Auf dem Navigationsbildschirm im Armaturenbrett sind nicht nur Straßen und Staumeldungen, sondern auch die lokalen Elektrotankstellen zu erkennen. "Hier in Tokio gibt es aktuell rund 100 solcher Stromzapfsäulen", sagt Projektmanager Ryuzo Oshita, der in den Plug-in-Modellen bereits unzählige Kilometer zurückgelegt hat. "Der Ladevorgang dauert je nach Spannungsversorgung zwischen 100 und knapp 200 Minuten." Wer zu seinem Prius kommt, zieht den Stromstecker ab, schließt die Abdeckung und startet den geräuschlosen Elektromotor per Knopfdruck.
"Mit einem komplett vollen Akku hat der Plug-in-Prius eine Reichweite von exakt 23,4 Kilometern", sagt Hisashi Nakai, bei der Toyota Motor Corporation für die technische Entwicklung des Prius zuständig: "Die reale Reichweite hängt natürlich von den äußeren Rahmenbedingungen ab."
Unterwegs Richtung Tokios Regierungsviertel surrt der Plug-in-Prius sanft vor sich hin. Als es kurz auf eine Beschleunigungsspur geht und der blaue Saubermann Vollgas bekommt, setzt der Verbrennungsmotor zur Unterstützung ein. Die Beschleunigung ist wenig dynamisch - doch so recht stört das in einer Innenstadt kaum jemanden. Die Reichweitenanzeige des Akkus zeigt immerhin noch 17,6 Kilometer an, als sich der 98 PS starke Vierzylinder mit seinen 1,8 Litern Hubraum wieder dezent zurückzieht und dem Elektromotor die ganze Arbeit des Vortriebs überlässt.
Der Elektromotor des Plug-In leistet 60 KW/80 PS und 207 Nm maximales Drehmoment. Die Gesamtleistung ist auf 136 PS beschränkt. "Im Elektromodus liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 100 km/h", erläutert Oshita. "Danach schaltet sich wie beim starken Beschleunigen der Verbrennungsmotor dazu. Dann liegt die Höchstgeschwindigkeit des Prius Plug-in bei 180 km/h."
Das Unter-3-Liter-Auto
Den Spurt von 0 auf 100 km/h schafft der Japaner in wenig sportlichen 11,4 Sekunden. Gründe hierfür sind insbesondere das Leergewicht von über 1,5 Tonnen und das träge, stufenlose Automatikgetriebe. Doch um im Verkehr Tokios mitzuschwimmen ist die Leistung des neuen Prius mehr als ausreichend.
Sanft rollt der Prius an die nächste rote Ampel heran. Beim Umspringen auf Grün ist der E-Motor ohne Verzögerung wieder präsent. Der Verbrauch, den Toyota für den Plug-In-Prius angibt: 2,6 Liter Super auf 100 Kilometer im europäischen Fahrzyklus. Das ist eine Hausnummer. Ebenso, wie der CO2-Ausstoß von gerade mal 59 Gramm pro Kilometer.
Zu kaufen ist der Toyota Prius Plug-in derzeit weder in Japan noch in den USA oder Europa. "Hier bei uns in Tokio testen wir den Wagen derzeit mit Flottenkunden", sagt Ryuzo Oshita, "Es geht darum, Erfahrungen beim Betrieb der Plug-In-Technik zu sammeln."
Doch nicht nur in Tokio und Umgebung können Behörden, Wirtschaftsverbände, Universitäten und Ministerien rund 230 Modelle des Zukunftshybriden testen. Weitere 150 Testmodelle kommen in die USA und in Straßburg wird derzeit eine Flotte von 100 Plug-In-Prius-Modellen installiert, die drei Jahre in einem Testlauf unterwegs sind. Nur eine Handvoll Fahrzeuge wird noch in diesem Jahr auch zu Alltagstests nach Deutschland kommen.
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