Ob Ford Fiesta, Opel Corsa, Renault Clio, Peugeot 208 und natürlich auch VW Polo - sie alle können sich ab Herbst warm anziehen. Noch haben sie ein paar Monate Galgenfrist. Doch ab September dürfte es ungemütlich werden, denn der neue Škoda Fabia wird die Kleinwagenklasse gerade in Europa ganz schön aufmischen.
Mit einer Länge von 4,11 Metern hat der Tscheche ganz schön zugelegt, denn vorher kratzte er knapp an der Vier-Meter-Marke. Dank der erstmals verwendeten MQB-Plattform bietet der Fabia der vierten Generation mehr Radstand, mehr Breite und weniger Höhe - der neue Fabia steht einfach besser da als sein Vorgänger und lässt auch die meisten Konkurrenten alt aussehen. Das wird nicht nur durch die präzise gezeichnete Flanke unterstrichen, sondern auch durch größere Räder sowie obligatorische LED-Leuchten an Front und Heck mit dem kecken Dachkantenspoiler.
Innen geht es trotz kompakter Abmessungen aufgeräumt zu. Wie immer bei Škoda einen Hauch zu nüchtern und nicht allzu charmant - aber einmal mehr auf der Höhe der Zeit. Die Sitze passen, das Platzangebot vorn ohnehin und daneben blickt der Fahrer auf animierte Instrumente und einen zentralen Multifunktionsbildschirm, der in der Basisversion mit einer Bildschirmdiagonalen von gerade einmal sechs Zoll für ein Fahrzeug des Modelljahres 2022 jedoch etwas wenig bietet. Besser sind die größeren Systeme mit acht und neun Zoll - dann passt das Anzeigeelement auch zu den modernen und übersichtlichen Bedienmodulen des Tschechen. Hinten geht es klassenbedingt etwas eng zu.
Dafür ist der Laderaum ein Volltreffer. Im Vergleich zu seinem auch schon alles andere als kleinen Vorgänger ist dieser auf 380 Liter nochmals gewachsen - das ist mittlerweile Golf-Niveau. Wer die Rücksitze umklappt, kann bis zu 1.190 Liter nutzen. Mehr geht in dieser Klasse nicht.
Nicht nur eine Elektroversion bleibt erst einmal außen vor, sondern auch ein Plug-In-Hybrid und selbst ein 48-Volt-Bordnetz
Wie zu erwarten wurden die sparsamen Dieselmotoren auch beim neuen Fabia aussortiert. Ob die betagten Einliter-Saugmotoren mit Fünfgang-Handschaltung und 65 beziehungsweise 80 PS jedoch im Programm bleiben mussten, ist Ansichtssachse. Škoda-CEO Thomas Schäfer verweist wie schon bei dem kleinen Einstiegsbildschirm und dem 15-Zoll-Radsatz darauf, dass es preissensible Märkte gebe, die sich damit zufrieden geben würden. Deutlich besser passen für den Škoda Fabia IV jedoch die beiden Einliter-Turbos mit 70 kW/95 PS oder 81 kW/110 PS. Das Übergangs-Topmodell dürfte bis zu 200 km/h schnell sein und mit einem Normverbrauch von 5,0 Litern Super locken. Einen Trend hat sich der Škoda Fabia von klassenhöheren Fahrzeugen abgeschaut, denn ab Werk sind von dem 50-Liter-Tank nur 40 Liter nutzbar. Die zusätzlichen zehn Liter an Volumen lässt sich Škoda wie einiges andere extra bezahlen.
Nur die stärkere Version bietet dabei eine ebenso zeitgemäße wie sinnvolle Sechsgang-Handschaltung oder auf Wunsch ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Wer noch bis Mitte 2022 warten will: Dann hält im Škoda Fabia auch der 110 kW/150 PS starke 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbo Einzug und lockt die Interessenten mit sportlichen Fahrleistungen und mehr als 220 km/h Spitze. Während die Konzernbrüder unter der Volkswagen-Flagge mittlerweile durchweg auf Elektrifizierung setzen, sieht das beim neuen Fabia anders aus. Nicht nur eine Elektroversion bleibt erst einmal außen vor, sondern auch ein Plug-In-Hybrid und selbst ein 48-Volt-Bordnetz. Als Begründung gibt es bekanntes zu vernehmen: Die Kunden fragen es kaum nach und schauen mehr oder weniger auf jeden Cent. Gut zu wissen, dass die MQB-Plattform garantiert, dass eine Elektrifizierung jederzeit nachgelegt werden kann und wohl auch wird - spätestens zur Modellpflege.
Die 110-PS-Variante schlägt sich bei der ersten Ausfahrt im Salzburger Land sehr ordentlich. Die Windgeräusche sind trotz des Prototypenstands überhörbar, das Fahrwerk ist ungewöhnlich komfortabel und an den wenig sonor rasselnden Dreizylinder hat man sich akustisch mittlerweile fast schon gewöhnt. Das gilt nur eingeschränkt für die Abstimmung von Turbomotor und siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe. Denn auch wenn sich die 110 PS erst einmal flott anhören, ist doch die Anfahrschwäche durch ein stattliches Turboloch in jedem Geschwindigkeitsbereich spürbar und von den 200 Nm maximalem Drehmoment wenig zu spüren. Besser: die präzise, aber nicht zu leichtgängige Servolenkung und kraftvoll zupackende Bremsen.
Bleibt der Preis. Und dazu schweigt sich Škoda noch aus. Doch für eine gut ausgestattete 110-PS-Version dürfte unter 22.000 Euro kaum etwas zu machen sein. Und damit wildert der Fabia dann schon mächtig im Revier des klassengrößeren Škoda Scala und sowieso auch beim VW Polo.
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