Auch wenn es Werbung und Aussagen der Autohersteller oft anders vorgaukeln: Die Fahrzeuge mit alternativem Antrieb stehen wie Blei(batterien) in den Autohäusern. Audi A3 e-tron, VW E-Golf, BMW i3, Ford Focus EV, Peugeot iOn oder Mercedes-Benz S 500h - egal ob Luxuslimousine mit Plug-In-Hybrid oder Kompaktklassenmodell mit Elektroantrieb - die Kunden greifen unverändert zu den bekannten Antriebsvarianten mit Verbrennermotor.
2015 wurden in Deutschland nicht einmal 24.000 Elektrofahrzeuge verkauft - gerade mal die Hälfte davon mit reinem Elektroantrieb. Darin enthalten war ein nennenswerter Anteil von Autos, die Hersteller erst in Deutschland zuließen und dann wegen der schlechten Absatzlage in Länder wie Norwegen, England oder Benelux weiterverkauften. Eine Erfolgsstatistik sieht anders aus: Fahrzeuge mit Elektroantrieb liegen in Deutschlands Zulassungsstatistik wie in den meisten europäischen Ländern weit unter der Fünf-Prozent-Marke.
Dabei kann man den Autoherstellern mittlerweile kaum vorwerfen, Alternativen zu bieten. Gerade die Premiumhersteller Audi, Mercedes, BMW, Volvo, Porsche oder auch Volkswagen haben längst mehrere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im Portfolio. Ähnlich sieht es bei Importeuren aus wie Renault/Nissan, Peugeot/Citroen, Kia/Hyundai oder Toyota/Lexus. Andere Firmen wie Mazda, Fiat/Jeep oder Seat/Skoda bieten dagegen aktuell nichts elektrisierendes.
Trotz üppiger Marketing- und Imagekampagnen scheint der Kunde kein großes Interesse an automobilen Elektrospielereien zu haben. Diesel und Benziner sind das, was er seit Jahrzehnten kennt, schätzt und kauft. Und auch die vor der Tür stehende Elektroprämie wirkt eher wie politische Almosen für die ohnehin prächtig verdienenden Autohersteller.
Die Gründe für das Desinteresse sind vielfältig. Neben den großen psychologischen Hürden, etwas wirklich Neues zu kaufen, stehen hohe Preise und geringe Reichweiten ganz oben. Diese Kritikpunkte werden sich mittelfristig kaum kaschieren lassen. Immerhin sind die Fortschritte bei der Akkutechnik spürbar. Und die Angstreichweiten bei geringen Temperaturen sowie zahlreichen eingeschalteten Verbrauchern sollten mit neuen Batterieupdates - wie sie zum Beispiel Elektroautos wie BMW i3, VW E-Golf oder Nissan Leaf bald bieten - schnell Vergangenheit sein.
Die verschiedenen Hersteller arbeiten allesamt seit Jahren an der Einführung dieser Technik
Noch mehr versprechen sich die Technikverantwortlichen bei Autoherstellern und Zulieferern jedoch von der induktiven Ladung. Ähnlich dem Prinzip der Elektrozahnbüste wird das private Auto geladen, wenn es zuhause in der Garage parkt. Auf dem Stellplatz ist in einer Platte eine Magnetspule eingelassen, die einen Stromkreis bildet, sobald man über dem gräulichen Kissen parkt.
So muss man nicht mehr zum Kofferraum und mit dem schweren und oft auch verdreckten Stromkabel eine mechanische Verbindung zwischen Auto und Wallbox herstellen. Der Ladeprozess wird also deutlich komfortabler. Die verschiedenen Hersteller arbeiten allesamt seit Jahren an der Einführung dieser Technik. Denn die Komfortprobleme, die ein Ladekabel im Kofferraum bedeutet, sind als Kaufabschreckung bestens bekannt.
Können sich damit ein paar Elektropioniere in einem Tesla Model S, BMW i3 oder einem Nissan Leaf noch arrangieren, sieht das bei Kunden einer Luxuslimousine oder eines teuren SUV ganz anders aus. Nicht alle, die aus Imagegründen einen Plug-In-Hybriden fahren, laden den auch auf. Oft ist er nur ein Aushängeschild für das grüne Gewissen. Der Verbrenner an Bord treibt den PS-Koloss doch ebenso gut an und das nervige Laden mit dem schweren Kabel entfällt.
Gerade die Premiumhersteller machen Druck in Sachen Induktion. Die Mercedes S-Klasse wird ihren Plug-In-Hybriden S 500e nach der Modellpflege im Frühjahr kommenden Jahres zumindest optional mit einem induktiven Ladesystem ausstatten.
Mit einem Wirkungsgrad von knapp 90 Prozent lässt sich die Hochvoltbatterie im Fahrzeug effizient und komfortabel aufladen
Mercedes arbeitet intensiv mit der Konkurrenz zusammen. So will man dafür sorgen, dass die auf dem Boden verbaute Ladetechnik nicht allein für Fahrzeuge mit dem Stern arbeitet, sondern auch Fahrzeuge von BMW, Audi oder Volkswagen aufladen kann. BMW will das System mit seinem kommenden 5er PHEV bringen, Audi und VW planen die Einführung mit dem Luxus-Crossover Q6 und der chinesischen Luxuslimousine Phideon - spätestens jeweils in 2018.
Beim induktiven Laden wird die elektrische Energie berührungslos über ein Magnetfeld übertragen, das sich zwischen der Ladeplatte auf dem Boden von Garage oder Carport sowie der Sekundärspule im Fahrzeugboden (unter dem Verbrennungsmotor). Ob sich das Fahrzeug im Toleranzbereich über der Ladestation befindet, sieht der Fahrer über eine Anzeige im Cockpit. Sobald die Ladeposition erreicht ist, wird der Ladevorgang automatisch gestartet und permanent durch das System überwacht. Die elektrische Energie wird berührungslos mit einer Leistung von bis zu 3,6 kW übertragen. Mit einem Wirkungsgrad von knapp 90 Prozent lässt sich die Hochvoltbatterie im Fahrzeug so effizient und komfortabel aufladen.
Besonders gut klappt das bei Sportwagen mit geringer Bodenfreiheit, denn je geringer der Abstand zwischen beiden Spulen, umso geringer ist der Widerstand und je größer der Stromfluss. Der hybride Powersportler BMW i8 lässt sich mit entsprechender Ausstattung sogar schon mit einer induktiven Power-Ladung von 7,2 kW erstarken - Woche für Woche zu sehen bei der Rennserie Formel E, wo der Plug-In-Sportler als innovatives Pacecar eingesetzt wird.
Das elektrische Feld für das induktive Laden ist vielfach abgesichert. Wenn zum Beispiel metallene Gegenstände auf dem Ladepad liegen, die Hauskatze dort ein Schläfchen macht oder den Kindern Getränkedosen in den Gefahrenbereich rollen, wird das Laden automatisch unterbrochen. Fremdkörper wie Dreck, Blätter oder Schnee sind kein Problem und so können die Platten für das induktive Laden auch im Boden verbaut und mit einer schützenden Deckschicht auf dem Parkplatz verbaut werden. Langfristig sind sogar öffentliche Parkplätze denkbar, bei denen die Fahrzeuge während des Großeinkaufs zu Kräften kommen.
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