Ein paar im Scheinwerferlicht funkelnde Neuheiten, lächelnde Messehostessen und die großzügige Ausgabe von Werbekatalogen reichen schon lange nicht mehr, um Zuschauer auf der IAA in den Bann zu ziehen. Wirkliche Neuheiten sind rar gesät, denn die Autohersteller aus Europa, Asien und den USA haben viele ihrer Welt- und Europapremieren schon in den vergangenen Wochen scheibchenweise auf die Medienreise rund um den vernetzten Globus geschickt. Umso größer ist der Aufwand, die jeweilige Marke und ihre neuen Produkte auf der IAA zu präsentieren.
Nichts ist mehr vom Gründercharme der Ursprungsveranstaltung im ehrwürdigen Hotel Bristol in Berlin zu spüren, wo die erste IAA im Jahre 1897 mit gerade einmal acht Fahrzeugen begann. Die Internationale Automobilausstellung hat über die Jahrzehnte eine weite Reise hinter sich. Lange wurden die Fahrzeuge in Berlin gezeigt, bevor die Messe 1951 nach Frankfurt umzog. Seit 1991 teilen sich PKW und Nutzfahrzeuge auf die Standorte Frankfurt und Hannover.
Längst ist die IAA eine der wichtigsten europäischen Wirtschaftsmessen. Die Bedeutung in der Automobilwelt selbst schrumpft hingegen, weil trotz des gewaltigen Besucheransturms immer mehr Neuheiten auf den asiatischen Wachstumsmärkten gezeigt werden. Immer mehr drängen sich beiden alternierenden Motorshows in Peking und Shanghai in die Automobilszene. Dort verkaufen viele Hersteller längst die meisten ihrer Produkte. Die chinesischen Automessen sind mittlerweile auf Augenhöhe mit den Großveranstaltungen in Nordamerika und Europa.
Gerade weil die IAA nur alle zwei Jahre veranstaltet wird, geben die Hersteller am Main diesmal besonders finanzstark Gas. Die Vorbereitungen für die wohl größte deutsche Messe sind gigantisch. Seit mehr als zwei Monaten wird auf dem Messegelände Tag und Nacht gebaut, kreiert und gewerkelt.
Nachdem BMW sein Zelt auf der Agora vor zwei Jahren gegen einen imposanten Auftritt in der neuen Halle 11 eingetauscht hat, zieht es nun Audi nach draußen. Mit dem größten Messeengagement der Firmengeschichte gibt es eine einzigartige Themenwelt mit den vier Ringen - nicht nur mit einer gigantischen Ausstellungsfläche, sondern auch mit einer überdachten Teststrecke. Kosten: im zweistelligen Millionenbereich.
Daimler zieht es mit seinen vier Marken Mercedes, Smart, AMG und Maybach traditionell in die Frankfurter Festhalle. Dort, wo sonst kulturelle Events oder Sportveranstaltungen stattfinden, können die erwarteten 900.000 Besucher ganz in die Mercedes-Welt eintauchen.
Bis zuletzt werden an den Messeständen Teppiche verlegt, Wände aufgestellt und Leitungen verlegt. Nach nicht einmal zwei Wochen ist der Spaß am Abend des 25. September dann wieder vorbei. Dann rollt die Armee der Helfer wieder an und baut die Automobilwelt am Main wieder ab. Einiges des Messeinventars geht gleich weiter auf die Reise nach Übersee. Die nächsten Großmessen finden Mitte November in Los Angeles und Anfang Dezember in Tokio statt.
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