Kurz & bündig
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[+] Herausragendes Platzangebot, üppiger Kofferraum, praktische Heckklappe, ausgezeichnete Verarbeitung und Materialanmutung, durchdachte Detaillösungen, kräftige und laufruhige Motoren, komfortables Fahrwerk, günstige Preise, gute Serienausstattung |
[-] Etwas unübersichtich nach hinten, Basis-Diesel nur mit 5-Gang-Getriebe |
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Einsteigen - und sich wohlfühlen: Die neue Generation des Škoda Superb macht aus der Mittelklasse eine Luxusklasse - zu Preisen der Kompaktklasse.
Satte 4,84 Meter Länge - das ist E-Klasse-Format. Dazu ein Radstand von 2,76 Metern - Platz satt also. Kaum zu glauben, dass als Basis dafür die Plattform des VW Golf herhält. Allenfalls Basketball-Spieler werden im Superb die Frontsitze so weit nach hinten schieben müssen, wie es möglich ist - und immer noch bequem und ohne Verrenkung sitzen. Selbst dann ist auch im Fond noch so viel Platz für Beine, Füße, Knie und Ellenbogen, wie es bei der Referenz-Marke mit dem Stern keine E- sondern frühestens die S-Klasse bietet. Die Fußstützen unter den Lehnen der Vordersitze sind nicht nur ein Marketing-Gag.
Mit der neuen Generation des Superb demonstriert Škoda ein ebenso gewachsenes Selbstbewusstsein. Der Namenszug Superb etwa ziert so nicht nur Heck und Seitenschweller, sondern ist auch in die Gläser der beiden Frontscheinwerfer graviert. Wer mit der komplett überarbeiteten Limousine aus dem tschechischen Mlada Boleslav unterwegs ist, kann so viel Stolz durchaus nachvollziehen: Es passt einfach alles zusammen.
Das fängt schon mit dem Äußeren an. Statt der bislang eher bieder gezeichneten Allerwelts-Scheinwerfer zieren nun dynamisch geschwungene Leuchteinheiten die Front. Und hinter dem Klarglas steckt auf Wunsch das modernste, was es im VW-Konzernregal derzeit an Lichtwerfern gibt: Der Škoda ist das erste Modell im Wolfsburger Verbund mit dem Adaptive Frontlight System (AFS). Je nach Fahrsituation passen sich Form und Reichweite des ausgeleuchteten Bereichs an. Im Stadtverkehr etwa erweitert sich der Lichtkegel, um den Fahrbahnrand besser aufzuhellen. Auf der Autobahn schwenkt der Lichtkegel leicht nach oben und beleuchtet auch den linken Fahrstreifen. Dazu kommen Kurvenlicht und eine spezielle Einstellung, die laut Škoda bei Regen die Reflexionen der Wassertropfen reduziert.
Mehr optische Dynamik bekommt der neue Superb auch durch die Lichtkante auf der Motorhaube, mit der die Scheinwerfer angeschnitten werden, durch die stärker betonten Kotflügel vorne und hinten und die nun im Gegensatz zum eher rundlichen Vorgänger lang gestreckte Dachlinie. Am Heck wanderte das Kennzeichen runter an die Stoßfänger und gab auch da den Designern mehr Spielraum. Sie nutzten es nicht nur für das prägnant platzierte Logo mit dem Namenszug, sondern auch für die zweiteiligen, im Leuchtdioden-Look strahlenden Rückleuchten, die nun zum Teil in die Heckklappe integriert sind.
Auf diese Heckklappe sind die Škoda-Techniker besonders stolz. Der Name Twindoor nennt das Prinzip: Zwei Heckklappen in einer. Der Superb ist Stufen- und Fließhecklimousine in einem. Je nach Bedarf lässt sich die Kofferraumklappe ganz normal wie bei einer herkömmlichen Limousine aufklappen. Bei größerem Ladegut drückt man einfach eine Taste - und die gesamte Heckklappe plus Heckfenster schwingen nach oben - wie bei einem Modell mit Fließheck.
Laden wie ein Kombi
Der Laderaum, der sich unter der Klappe verbirgt, ist angemessen üppig. 560 Liter sind es im Normalfall, 100 Liter mehr als beim Vorgänger und deutlich mehr als etwa bei den Konkurrenten VW Passat und Opel Vectra. Durch das Umklappen der asymmetrisch geteilten Rückbank lässt sich der Laderaum im Superb zudem auf kombiverdächtige 1670 Liter erweitern - wenn auch bei einem nicht ganz ebenen Laderaumboden.
Innen setzt sich der rundum positive Eindruck fort. Hochwertige und präzise verarbeitete Materialien, die dem Auge genauso schmeicheln wie dem Tastsinn, eine übersichtliche, nachvollziehbare und gut zu bedienende Instrumentierung, ein Navi mit klarer Routenführung und intuitiver Bedienung, bequeme, rundum einstellbare Sitze mit gutem Seitenhalt. Und auch die kleinen kultigen Eigenheiten, die einem Auto eine eigene Seele geben, wurden nicht geopfert: Natürlich gibt es in der Verkleidung der Hecktür hinter dem Fahrer wieder das Nassfach für und mit Regenschirm und eigener Drainage.
Vom Start weg bietet Škoda für den neuen Superb sechs Motoren zur Auswahl: drei Benziner und drei Diesel, den mit 170 PS stärksten Selbstzünder dann auch mit Common Rail. Aber auch die auslaufenden Pumpe-Düse-Diesel aus dem VW Restemarkt laufen im neuen Škoda nicht nur erstaunlich kräftig sondern auch ungewohnt kultiviert und leise. Der 2.0-Liter-TDI mit 103 kW/140 PS dürfte vorerst die beste Wahl sein. Er lässt den 2,1 Tonnen schweren Superb flott voran kommen und unterstützt bestens seine Charakteristik als Gleiter und Reiselimousine. 207 km/h Spitze und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h bei einem Verbrauch von durchschnittlich 5,9 Litern Diesel sind in dieser Tonnage sehr ordentliche Werte, mit denen sich auch vom subjektiven Fahrgefühl her bestens klar kommen lässt.
Kampfpreis
Dazu kommt ein Fahrwerk, dass zu diesem Cruiser-Charakter bestens passt. Komfortabel und bequem, so gut wie jede Querrille souverän wegfedernd, aber dennoch straff genug, um auch im Fond nicht seekrank zu werden. Ein wenig Seitenneigung in flott gefahrenen Kurven, ein bisschen Nachfedern, wenn es allzu rau wird - beim Superb gehört das eher zum Fahrgefühl. Nur auf den Rücksitzen ist ab und an mal ein sehr leichtes Poltern der Hinterachse zu verspüren. Perfekt wird alles mit der 6-stufigen DSG-Automatik, die sich auch manuell über Paddel am Lenkrad steuern lässt.
Eine rundum gelungene Limousine also, die es VW Passat, Opel Insignia und Ford Mondeo künftig ebenso schwer machen wird wie C- oder gar E-Klasse von Mercedes. Denn der Preis ist heiß: 22.990 Euro will Škoda für die bereits ordentlich ausgestattete und überraschend gut motorisierte Basisversion mit 1,4-Liter-TSI-Motor (125 PS). Der 140-PS-Diesel schließlich kostet ab 25.690 Euro.
Ein vergleichbar motorisierter Mondeo kommt auf mindestens 27.250, ein VW Passat auf 27.600 Euro. Beide bieten deutlich weniger Platz. Und richtig preiswert wird es mit Blick ins Schwäbische: Ein deutlich enger geschnittener C 200 CDI ist erst ab knapp 33.000 Euro zu haben. Und ein hinten immer noch engerer E 200 CDI kostet nicht unter 38.318 Euro. Wirklich vermissen wird man im Škoda weder den Passat noch den "Daimler".
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