Kurz & bündig
|
[+] Viel Platz im Innenraum, großer Laderaum, bequeme Sitze vorne, logische und einfache Bedienung, solide Verarbeitung, sichere Straßenlage, ausgewogenes Fahrwerk, ordentliche Fahrleistungen, günstig in Anschaffung und Unterhalt |
[-] Schlechte Übersicht nach hinten, rauer Diesel, kein serienmäßiges Partikelfilter |
|
Als Plattform dient der aktuelle Golf V. Aber nur, wer dem Tschechen unter die Motorhaube schaut, wird die Verwandtschaft so ohne weiteres bemerken: Dort werkelt immer ein Aggregat aus dem Wolfsburger Konzernregal. Und wer den Golf gut kennt, wird auch so manche Knöpfe und Schalter im Innenraum unschwer wieder erkennen. Doch ansonsten: Ein ganz anderes Auto. Die Karosserie ist deutlich länger und breiter. Das bedeutet mehr Platz für Passagiere und Gepäck und sorgt dafür, dass der Škoda eher in Konkurrenz steht zu Mittelklasse-Kombis wie dem Opel Vectra oder dem Ford Mondeo Turnier. Und auch im eigenen Haus tritt er eher gegen den Passat Variant an denn gegen den Gen-Spender Golf V.
Außen ist der Octavia Kombi nach wie vor eine klassische und solide Erscheinung. Dezent, aber wohlgeformt und mit 4,57 Metern Länge unübersehbar. Vorne gibt es seit dem letzten Facelift zeitgemäße Klarglasscheinwerfer, hinten größere Rückleuchten. Die Stoßfänger sind vorne und hinten in der Wagenfarbe lackiert - das macht sie kratzempfindlich bei kleinen Parkremplern und sorgt gegebenenfalls für teure Reparaturen.
Stand-Licht
Verarbeitung und Finish machen Außen wie Innen einen guten und tadellosen Eindruck. Die Haptik der Materialien stimmt. Das Thema Farb- und Materialzuammenstellung bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Der Einstieg in den Octavia ist dank der weit öffnenden Türen bequem, hinten kann man das wegen der schmaleren Türausschnitte nur bedingt behaupten. Wer dann im Octavia sitzt, sitzt gut. Die Vordersitze geben ordentlichen Seitenhalt, sind angenehm straff gepolstert und vielfach verstellbar. Im Zusammenspiel mit der Lenkradverstellung ist gesichert, dass auch größere Zeitgenossen eine gute und entspannte Sitzposition finden. Dank des langen Radstandes finden Passagiere auch hinten bequem Platz, ohne dass ihre Knie mit den Lehnen der Vordersitze auf Tuchfühlung kommen. Lobenswert: Die vielen und sinnvollen Ablagen - hier muss nichts im Innenraum quer durch die Polsterlandschaft rutschen. Das Cockpit ist aufgeräumt und logisch, die großen Instrumente gut einsehbar und klar abzulesen.
Die Sicherheitsausstattung beruhigt: Sechs Airbags sind Serie, der zum Beifahrersitz ist mit dem Zündschlüssel abschaltbar, so dass sich Baby-Schalen ohne Probleme vorne unterbringen lassen. Isofix-Halterungen hinten gehören ebenfalls zur Grundversorgung. Gleiches gilt für aktive Kopfstützen und drei Dreipunktgurte hinten. Kleines Detail am Rande: Nach dem Abziehen des Zündschlüssels brennt das Abblendlicht noch eine kurze Zeit lang weiter und leuchtet den Weg - sorgt aber gelegentlich auch für Irritation bei Passanten: "Sie haben vergessen, Ihr Licht auszumachen."
Rutschfest
Der Laderaum gehört zu den Großen in dieser Klasse. 580 Liter passen bei voller Bestuhlung rein, wer die Sitze umklappt kommt auf bis zu 1620 Liter - in einen BMW 5er Touring geht auch nicht mehr. Dabei ist der Umbau zum Kleinlaster Schritt um Schritt möglich - die Rückbänke sind asymmetrisch getrennt und sehr einfach umklappbar. Nicht ganz optimal: Einzeln müssen die Kopfstützen abgezogen werden. Und: Eine kleine Stufe im verlängerten Laderaumboden entsteht. Der Laderaum selbst zeigt, dass die Designer bei Škoda mitgedacht haben. Reichlich Haken und Ösen sorgen dafür, dass man das Ladegut sehr variabel rutschsicher verzurren kann. Unter dem Laderaumboden findet sich ein breites, flaches Fach, in das man Kleinteile und Krimskrams sicher und aus dem Sichtfeld verstauen kann. Ein kleines Manko: Um an das Reserverad zu kommen, muss man in der Not den Laderaum ausräumen und umständlich die Abdeckung rausfummeln. Und: Bedingt durch die schräge Heckpartie lassen sich sperrige Güter mitunter nur schwer unterbringen.
Der Pumpe-Düse-TDI mit seinen 103 kW/140 PS bietet schon bei niedrigen Drehzahlen ein sattes Drehmoment, nagelt aber vor allem im kalten Zustand vernehmlich und läuft etwas rauer als seine Kollegen von der Common-Rail-Fraktion. Die Kraft des 2,0-Liter-Selbstzünders bereitet mit 320 Nm Drehmoment dem Vorderradantrieb gelegentlich Traktionsprobleme. Auf der anderen Seite glänzt der Octavia vor allem beim Zwischenspurt mit einem kraftvollen Vortrieb - das sorgt für entspannte Überholvorgänge. 9,7 Sekunden braucht er von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 207 km/h. Beim Verbrauch zeigt sich der Motor bescheiden - unser Testdurchschnitt lag bei gut sechs Litern Diesel.
Fairer Preis
Das Fahrwerk ist weitestgehend aus dem Golf übernommen und dementsprechend narrensicher. Der Octavia Combi liegt ruhig und sicher auf der Straße. In Kurven neigt er gelegentlich zu einem leichten Untersteuern, bleibt aber immer gutmütig. Lastwechselrektionen sind kein Thema. Die Federung ist straff, aber noch durchaus komfortabel ausgelegt. Auch wenn Querrillen vor allem bei flotter Autobahnfahrt gerne an die Passagiere durchgereicht werden. Die Sechsgang-Handschaltung passt von der Charakteristik her gut zum Motor. Die Lenkung ist präzise, ausreichend direkt und vermittelt einen guten Kontakt zur Fahrbahn.
In der Ausstattungsvariante Ambiente kostet der Škoda Octavia Combi mit dem 2.0er-Diesel 22.840 Euro - die Basisversion Classic muss ohne den Zweiliter auskommen. Das ist ein sehr fairer Preis - auch, wenn die Serienausstattung nicht gerade üppig ausfällt. Elektrische Fensterheber hinten sind ebenso aufpreispflichtig (190 Euro), wie Xenon-Scheinwerfer (790 Euro) oder eine Dachreling (150 Euro). Aber auch mit den wichtigsten Ad-Ons bleibt der Kombi-Octavia immer eines: sensationell günstig.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
|
|