Kurz & bündig
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[+] Viel Platz, großer Laderaum, sehr gute Verarbeitung, geringer Verbrauch, viele nützliche Detaillösungen |
[-] Rauer und lauter Motor, wenig gefühlvolle Lenkung |
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Wer schräg hinten am neuen Škoda Fabia steht und nicht das ganze Auto im Blick hat sondern nur die Dach- und Fensterlinie, der fragt sich auf den ersten Blick: Bin ich hier am richtigen Auto? So sehr erinnert die gerade Dachlinie in Zeiten moderner Keilformen an den Mini. Und dass es den Fabia ebenso wie den Mini auch mit einem weiß lackierten Top gibt - ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt.
Optisch zeigt der neue Fabia, wohin die Škoda-Designer in den nächsten Jahren wollen. Der Kühlergrill ist nun nicht mehr als Rahmen ausgeformt, sondern wie beim Roomster in den Fahrzeugkörper integriert. Das Škoda-Logo markiert den Ausgangspunkt der Linienführung beim neuen Fabia: Sowohl die um das ganze Auto laufende "Charakterlinie" (O-Ton Škoda) als auch der schmale Wulst, der sich längs über die Motorhaube bis zur Frontscheibe zieht, haben hier ihren Ursprung. Die Frontleuchten haben eine ausgeprägte Mandelform und bündeln Reflektorscheinwerfer und Blinker. Die Heckleuchten zeigen bei Nacht das typische C-Design von Škoda. An ein Flugzeugcockpit soll laut Škoda die Fensterlinie erinnern: Glänzend schwarze A- und B-Säulen sorgen für optisch durchgängige Flächen. Die Heckscheibe ist deutlich größer und in die Fahrzeugseiten hinein gezogen - das sorgt für eine bessere Rück-Sicht.
Fußgängerschutz
Ansonsten folgt auch der neue Fabia dem Trend zu mehr Wachstum. In der Länge sind 22 mm dazugekommen (Gesamtlänge nun: 3992 mm), in der Höhe gleich 47 mm. Zumindest das Längenwachstum allerdings ist - das signalisiert schon der gleich gebliebene Radstand - nicht der Bequemlichkeit der Passagiere geschuldet. Mit vorne 14 mm mehr und einer deutlich höheren Fronthaube erfüllt Škoda so vor allem die verschärften gesetzlichen EU-Vorgaben zum Fußgängerschutz.
Dennoch bietet der Fabia den Insassen mehr Platz als sein Vorgänger - vor allem nach oben. Die Kopffreiheit ist vorne wie hinten ausgezeichnet, trotz einer neuen und um 30 mm höheren Positionierung der Sitze. Die sind für die Klasse ganz passabel: Der Seitenhalt ist nicht überwältigend aber zufrieden stellend, die Verstellwege alles in allem ausreichend - vor allem in Verbindung mit dem Höhen- und tiefenverstellbaren Lenkrad. Was man sich wünscht, ist eine bessere Möglichkeit, die Neigung der Sitzfläche einzurichten. Auf jeden Fall ist der Einstieg nun bequemer und die Übersicht über das Verkehrsgeschehen etwas besser.
Die Rückenlehnen der Vordersitze sind nun so geformt, dass es hinten deutlich mehr Kniefreiheit gibt. Wie kaum anders zu erwarten, ist der Platz hinten im Vergleich zur Konkurrenz gut - aber nicht wirklich üppig. Und das ganz sicherlich nicht für die dort offiziell erlaubten drei Passagiere. Die Rücklehnen der hinteren Sitze sind (in den höheren Ausstattungslinien im Verhältnis 60:40) umlegbar, die Sitzflächen selbst lassen sich mit wenigen Handgriffen nach vorne klappen. So werden schnell aus (auch schon recht großzügigen) 300 Liter Laderaum 1163 Liter. Der Ladeboden ist allerdings dann nicht völlig eben, an den Rücklehnen gibt es eine kleine Stufe. Zu beladen ist der Fabia nun einfacher als sein Vorgänger: Die Ladekante wurde erfreulicherweise kräftig abgesenkt. Und 515 Kilo Zuladung machen ihn zum Lademeister.
Cleverle
Der Kofferraum selbst erfreut mit einer ganzen Anzahl kleiner aber um so hilfreicheren und cleveren Details. So gibt es etwa zu beiden Seiten herausklappbare Haken, an die man Einkaufstüten hängen kann. Die Laderaumabdeckung lässt sich in zwei unterschiedlichen Positionen einsetzen. Und eine kleine, biegsame Einfriedung aus Plastik hält all die Kleinigkeiten an ihrem Platz, die sonst bei jeder Kurve munter durch den Laderaum purzeln. Dazu kommen weitere Zurr-Ösen und eine robust und rutschhemmend aussehende Filzeinlage. Alltagstauglichkeit pur.
Als Fahrer kann man sich im Fabia durchaus wohl fühlen - in dem Rahmen, den Preis und Fahrzeugklasse vorgeben. Die Bedienung ist einfach, vertraut und intuitiv - kein Rätselraten angesichts ganzer Klaviaturen an Knöpfchen wie bei anderen Herstellern. Sinnvolle Ablagen sind reichlich vorhanden - inklusive Halter für 1,5-Liter-PET-Flaschen und gekühltem Handschuhfach. Alle Knöpfe sind gut erreichbar, die wichtigsten Anzeigeinstrumente liegen vor dem Fahrer direkt im Blickfeld. Radio, Navi und Klimaregelung finden sich auf der Mittelkonsole. Die rückt mit ihren unteren, abgerundeten Ecken je nach Größe des Fahrers bedrohlich in Knienähe - eine Designunsitte, die sich der Fabia mit so manchem Mitbewerber teilt. Die Materialien wirken nicht mehr so billig wie früher - dennoch beherrscht erkennbar Plastik den Lebensraum im Fabia. Immerhin spielen die Fabia-Designer mit unterschiedlichen Strukturen und abgesetzten Farbschattierungen - das versöhnt wieder ein bisschen.
Ruppig
Die Lenkung arbeitet ordentlich direkt und ist auch nicht zu weich ausgelegt. Man bekommt zwar nur bei wirklichen Grobheiten mit, was sich auf der Fahrbahn tut - aber die Abstimmung ist noch akzeptabel. An der Schaltung wiederum gibt es nichts zu kritisieren: Kein Hakeln, die Schaltwege sind kurz und präzise. Die Abstimmung der Gänge passte gut zu dem von uns vor allem gefahrenen 1,9-Liter-Diesel.
Der allerdings zeigte sich als zwar durchaus kräftig, aber auch ziemlich laut und ruppig. Kein Wunder: Er stammt noch aus der Pumpe-Düse-Generation, die zumindest VW dieses Jahr beerdigt und durch moderne Common-Rail-Aggregate ersetzt. Bei Škoda und beim Fabia muss man darauf noch bis zum Ende des Jahrzehnts warten, bestätigte Škoda-Chef Detlef Wittig. Nur schwer verständlich. Denn die derzeitigen Motoren erscheinen deutlich unkultivierter als die, die Konkurrenzmodelle antreiben.
Zumindest bei der Kraftentfaltung müssen sie sich nicht abhängen lassen. Der 1,9-Liter-TDI bringt es auf 77 kW/105 PS und ein Drehmoment von 240 Nm bei 1800 U/min. Das reicht für 190 km/h Spitze und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10,8 Sekunden. Diese objektiven Zahlen entsprechen auch dem subjektiven Eindruck beim Fahren. Der 1,9-Liter-Motor bringt den Fabia von der Ampel flott voran - mitunter so kraftvoll, dass die frontgetriebenen Räder durchdrehen und von der Elektronik erst einmal wieder eingefangen werden müssen. Überholvorgänge gestalten sich angstfrei und auch Bergetappen sind kein Problem. Weniger spritzig zeigt sich da im Vergleich der 1,4-Liter-TDI mit drei Zylindern, der doch gelegentlich etwas arg lahmt. Den kleinen Diesel wird es in zwei verschiedenen Leistungsstärken geben - mit 51 kW/70 PS und mit 59 kW/80 PS. Dazu kommen vier Benziner zwischen 44 kW/60 PS und 77 kW/105 PS.
Wie viel der Fabia schließlich kosten wird, wenn er im März nach dem Genfer Autosalon zu den Händlern kommt, hütet Škoda noch wie ein Staatsgeheimnis. Offiziell ist davon die Rede, das derzeitige Preisniveau zu halten. Sicher aber ist, dass die Liste der aufpreispflichtigen Extras wachsen wird. Kurven- und Abbiegelicht, Glas-Schiebedach, Kopfairbags, automatische Klimaanlage, selbst das Partikelfilter für die Diesel kostet extra - und ist für den Basis-Diesel erst gar nicht zu haben. Das allerdings dürfte bei einem neuen Modell heute nicht mehr passieren.
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