Die IAA in diesem Jahr soll wieder Lust machen auf das Thema Auto. Das wird wohl kaum gelingen. Denn Dauerbegriffe wie Downsizing, Elektromobilität und Assistenzsysteme sind für jüngere Kunden so spannend wie ein Mitternachtskonzert von Anneliese Rothenberger. Wenn sich alle über die Automobil-Ignoranz des Nachwuchses beschweren, dann findet sich rund um den Messeturm wirklich wenig als Argument dagegen.
Alle reden vom Elektrotrend auf der IAA. Dabei gibt es mit Mercedes B-Klasse electric drive, BMW i3, VW e-Up und VW e-Golf gerade einmal vier Elektroautos, die beachtenswert sind. Drei davon kennt man bereits und nur der e-Golf ist wirklich neu. Zu teuer sind sie alle, insbesondere der VW e-Up zum Preis von rund 27.000 Euro. Der vergleichbare VW Up mit Verbrennungsmotor und deutlich mehr Reichweite kostet rund 10.000 Euro. Mit solchen Preisen haben Elektroflitzer keine Chance. Besser macht es insbesondere der BMW i3. Doch 150 Kilometer Reichweite sind für 35.000 Euro inkl. Sparausstattung ebenfalls eher eine Verzichtserklärung.
Natürlich gibt es auch Schönheiten wie das Coupé Concept von Volvo. Ein sehenswerter Zweitürer mit Anlehnungen an Lancia Fluvia und Volvo P1800. Leider wird es den Volvo derart schmuck aber niemals in der Realität geben und Volvo verärgert nicht nur seine eigene Bestandskunden mit der Vorgabe, zukünftig nur noch Vierzylinder zu bauen.
Mercedes präsentiert auf der IAA einen echten Lichtblick. Das ist nicht der etwas seelenlose Smart Forfour der kommenden Generation, der in Frankfurt noch ohne Türen und Dach auskommen muss, sondern das S-Klasse Coupé der Kernmarke Mercedes-Benz. Der CL, luxuriöse aber ohne Charme, ist Vergangenheit. Wenn 2014 das neue Luxuscoupé deutlich kräftiger und emotionaler als bisher kommt, dürfte das nicht nur Fans locken. Und auf gleicher Basis folgt noch ein Cabrio.
Die Franzosen stochern nach wie vor im Nebel. Klar, ist ein Renault Clio ein ordentliches Auto. Aber die Studie des Initiale Paris als seriennahen Vorläufer des nächsten Espace dürfte sich gerade in Deutschland schwertun. Also warten wir weiter auf die Alpine, die 2016 kommen soll.
Die lieblosesten Messeauftritte gibt es bei den Italienern
Auch Audi kann auf der IAA nicht überzeugen. Klar wünscht man sich, dass das Sport Quattro Concept auch wirklich gebaut wird. Doch ob in so ein Fahrzeug ein Hybridmodul muss, bleibt die Frage. Und die verschrobene Nanuk-Mischung aus einem Geländewagen und dem kommenden Audi R8 muss man auch nicht verstehen.
Opel lässt einem mit der Konzeptstudie des Monza 2013 von einem Mittelklasse-Coupé mit Oberklasse-Genen träumen. Doch wer will einen aufgeladenen Dreizylinder in einem solch emotionalen Auto sehen? Konkurrent Ford zeigt in Frankfurt Licht und Schatten. Der sportliche Ausblick auf den nächsten S-Max gefällt mit schicken Proportionen und einem intelligenten Raumkonzept. Doch wer interessiert sich für den edlen Vignale, wenn das Serienmodell des Ford Mondeo schon ein Jahr in den USA auf dem Markt ist und die Kunden hier noch bis Ende 2014 mit dem Vorgängermodell abgespeist werden?
Die lieblosesten Messeauftritte gibt es bei den Italienern. Nicht nur Fiat-Chef Sergio Marchionne ist der IAA ferngeblieben. Jeep, Lancia und Fiat bieten Langeweile und der Alfa Romeo 4C hat gefühlt schon Dutzende von Messeauftritten hinter sich. Zu kaufen ist die Italo-Flunder aber immer noch nicht. Ähnlich dröge ist es nur noch bei Toyota, Mazda, Mitsubishi oder Honda, wo es immerhin den neuen Accord Tourer zu sehen gibt.
Innovationen sehen anders aus. Doch auch der Messestand von Tesla bereitet einem Unbehagen. Liebloser geht es kaum. Gut, dass Bodo Buschmann gleich nebenan mit seinen aufgemöbelten Klassikern wie der Retro-Pagode für Linderung sorgt.
Einige Firmen hätten der Messe einfach fernbleiben sollen. Denn wenn es keine Neuigkeiten gibt, kann man sich die Standgebühren auch sparen. Die nächste Automesse kommt bestimmt. Mitte November finden parallel die Großevents in Los Angeles und Tokio statt. Vielleicht wird's dort besser.
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