Was passiert, wenn in Deutschland eine Supermarktkette mit den USA-Wochen wirbt? Es gibt Chips und Burger. Oder anders formuliert: Die Vorurteilskiste wird aufgemacht und sich kräftig daraus bedient. In den USA läuft dies ähnlich ab. Anders lässt sich ein Biergarten bei einer Automobilausstellung mitten auf einem der schönsten Golfanlagen der Welt nicht erklären. Vor allem, da es sich bei den gezeigten Fahrzeugen um die Legenden der deutschen Autobahn handelt.
So zumindest lautet der Titel des im Rahmen der größten Oldtimerveranstaltung der Welt stattfindenden Spektakels nahe dem kalifornischen Pebble Beach an der Pazifikküste zwischen Los Angeles und San Francisco. Autos der Marken BMW, Mercedes und Porsche soweit das Auge reicht. Aber da fehlt doch was… Stimmt! Volkswagen ist mit nahezu keinem Fahrzeug vertreten. Nicht ein Käfer, Golf oder irgendein anderes Wolfsburger Gefährt. Wenn da nicht ein kleines blaues Auto wäre, das auf den Namen Rometsch-Banane hört.
Diese Banane heißt mit vollem Namen VW Rometsch Cabriolet und besteht aus einer Aluminium-Karosserie, die auf einem VW Käfer-Fahrgestell basiert. Bis zu 30 PS leistet der in den fünfziger Jahren 9.500 Deutsche Mark teure Sonderling. Besonders sind neben der von vorn bis hinten gebogenen Form - daher der Kosename Banane - die sogenannten Selbstmördertüren. Wer ihn, weil er nicht sofort ansprang, anzuschieben versuchte und gleichzeitig das Lenkrad bedienen wollte, lief bei einer abschüssigen Straße Gefahr von seiner Fahrzeugtür umgerissen zu werden. Doch mit diesem Los befindet er sich ja in guter Gesellschaft, zu der auch ein aktueller Rolls-Royce Phantom gehört.
"In Deutschland fahren nur Sportwagen und vor allem so schnell wie es nur geht"
Dass es bei Autos auch auf die inneren Werte ankommt und nicht nur auf Türen oder Karosserieformen, zeigen die Langläufer der Szene. Viele der Autos in durchweg tadellosem Zustand prahlen mit Kilometerständen, die ihnen weder auf den ersten, noch auf irgendeinen Blick anzusehen wären. Ob nun ein Mercedes-Benz 360 SEC AMG mit fast einer Million oder ein BMW 2800 CS mit knapp 700.000 gefahrenen Kilometern, diese Fahrzeuge sehen fast aus wie neu. Sehr zur Freude der Besitzer, die auf Klappstühlen direkt neben ihren automobilen Schätzen sitzen, betonen das auch die zahlreichen Zuschauer in ihrer typisch amerikanisch zurückhaltenden Art mit Sätzen wie "Dieses Auto sieht ja unfassbar toll aus" oder "Oh mein Gott, das ist einfach nicht möglich".
Die Tatsache, dass wenigsten der vielen Fahrzeugbesitzer auch nur einmal im Land ihrer Autobahnträume waren, spielt an diesem einen Tag keine Rolle. So sind Weisheiten wie "In Deutschland fahren nur Sportwagen und vor allem so schnell wie es nur geht" in fast jeder zweiten Gesprächsrunde zu hören.
Doch mit einem Blick auf das Nummernschild eines Porsche 911T Targa, auf dem das Wort Ludvhig prangt, steigt die Hoffnung auf einen tatsächlichen Deutschlandkenner. "Während meiner ersten Fahrt mit diesem Schmuckstück habe ich versucht einen guten Radiosender zu finden. Nachdem ich an allen mir zur Verfügung stehenden Knöpfen so lange herumgeschraubt habe, bis ich kaum noch weiterwusste, ertönte plötzlich in maximaler Lautstärke Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie. Das war ein Zeichen und das Kennzeichen war geboren", erklärt Brian Grossi, der Besitzer des zambezigrünen Elfers.
Ob er schon einmal im Land der unbegrenzten Autobahnen war verneint er zuerst. Nach einer kurzen Denkpause fällt ihm dann aber noch ein: "Ach ja, ich war schon mal in Ulm!" Im Autobahn-Vergleich zum 70-Meilen-Staat Kalifornien ist dies jedoch durchaus eine erwähnenswerte Steigerung.
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