Etwa zwei Wochen lang werden die Teams der Allgäu-Orient-Rallye unterwegs sein. In Autos oder auf Motorrädern, die mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel haben - oder deren Wert laut Schwacke-Liste 1111,11 Euro nicht überschreitet.
Die mehr als 5000 Kilometer lange Wegstrecke führt vom Startpunkt im Allgäu durch Österreich, Ungarn, Serbien, Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Georgien nach Aserbaidschan. Die exakte Streckenführung ist jedem Team selbst überlassen. So sind auch Routen durch Italien, Kroatien und Mazedonien möglich. Pro Tag sollen rund 600 Kilometer absolviert werden, Autobahnen und Navigationsgeräte sind tabu.
Über ein großes Budget müssen die teilnehmenden Autofreaks dagegen nicht verfügen. Die Allgäu-Orient-Rallye versteht sich ausdrücklich als Low-Budget-Event. Als Startgeld waren in diesem Jahr 222,22 Euro pro Person auf den Tisch zu legen. Zudem müssen Rückflugkosten von ein paar Hundert Euro aufgebracht werden. Auf der rund zweiwöchigen Tour wird im Auto übernachtet oder in spottbilligen Pensionen und Hotels. So wollen es die bayerischen Autoenthusiasten, die das Autoabenteuer seit 2006 als eine Mischung aus sportlichem Wettkampf und Benefiz-Veranstaltung organisieren. Am Zielort werden die betagten Autos versteigert. Der Erlös kommt humanitären Hilfsprojekten zugute.
Am 28. April ist die siebente Rallye dieser Art gestartet. Über 250 Fahrzeuge sind seither auf dem Weg ins rund 5000 Kilometer entfernte Baku. Die aserbaidschanische Hauptstadt sei "eine tolle Alternative", sagen die Veranstalter. Sobald es die politische Situation im Nahen Osten zulässt, soll aber, wie in den ersten Rallye-Jahren auch, wieder Jordanien das Ziel der Benefiz-Wettfahrt der Low-Budget-Klassiker sein. Mit ihren Partnern vor Ort hatten die deutschen Veranstalter Jahr für Jahr die Tradition gepflegt, dem Gewinner-Team ein echtes Kamel als Prämie auszuhändigen, das allerdings wegen streng geregelter Einfuhrbestimmungen stets im Gastland und damit in seinem angestammten Wüstenraum verbleiben musste.
ChittyChittyBangBang und Dust Busters
Bereits 2011 wurde die Rallye durch die Situation in Syrien ausgebremst. Eine Durchfahrt durch das Nachbarland der Türkei verbietet angesichts der politisch brisanten Lage, den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Opposition und dem Regime des syrischen Machthabers Asssad. Weil Jordanien somit für die Allgäu-Rallye-Teams auf dem Landwege derzeit nicht zu erreichen ist, nahm man im letzten Jahr mit dem Alternativziel Türkei vorlieb - und die Summe von rund 250.000 Euro wurde an die Hilfsorganisation Türkischer Halbmond gespendet werden, die das Geld für die Unterstützung von Erbebenopfern und syrischen Flüchtlingen verwendet hat.
Dieses Mal haben sich die Organisatoren fürs Rallye-Ziel Baku entschieden, wo Ende Mai erstmals der European Song Contest ausgetragen wird. Am 12. Mai, zwei Wochen vor dem großen Schlager-Spektakel, wollen sich die Young- und Oldtimerfans aus Deutschland mit ihren vierrädrigen "Stars für Baku" feiern lassen.
Mit im Feld dabei sind drei alte Bekannte. Mit jeweils drei BMW 5er Touring der ersten Generation machen sich Teams mit einprägsamen Namen "ChittyChittyBangBang", "Bavaria2Baku" und "Dust Busters" auf die Reise, das Team "Convoy" vertraut auf drei BMW 3er Touring der zweiten Generation. Fahrzeuge beider Modellreihen haben schon in früheren Jahren gezeigt, dass sie auch bei hohen Laufleistungen ihre Rallyetauglichkeit bewahren.
Zum ersten Mal sind bei der Allgäu-Orient-Rallye auch fünf historische Minis im Starterfeld dabei. Das Team "minibaijan" bringt dazu gleich drei in Eigenregie präparierte classic Mini an den Start, der "Classic Cars Sports Club" aus Österreich hat zwei weitere britische Kleinwagen-Originale im Fuhrpark. Auf Facebook halten die Teams ihre Fans über die Ereignisse auf der abenteuerlichen Route auf dem Laufenden. So postete Team "minibaiijan" Fotos von üppigen Fleischportionen in Albaniens Hauptstadt Tirana und bedankt sich bei den anfeuernden Markenfans entlang der Strecke. Am Rallye-Tag 12 haben die automobilen Sympathieträger Georgiens Hauptstadt Tiflis erreicht. Noch knapp 600 Kilometer - dann ist die Stadt am Kaspischen Meer erreicht.
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