Daytona kennt jeder – egal ob er schon einmal selbst im nördlichen Florida war oder nicht. Da gibt es den mit Autos befahrbaren Sandstrand, das Saufgelage Spring Break im Frühjahr und eine der bekanntesten Rennstrecken der Welt: den Daytona International Speedway. Die Rolex 24 of Daytona sind das einzige 24-Stunden-Rennen in den USA – und eines der härtesten weltweit.
Zum 50. Geburtstag gab es dieses Jahr ein Rekordstarterfeld von 59 Fahrzeugen. Allein 45 Renner aus der langsameren GT-Klasse ließen den Rund-um-die-Uhr-Wettbewerb zu einer Slalomfahrt für die Prototypen werden. Bei der angeblichen Jubiläumsauflage gab es nicht nur ein grandioses Rennen mit spektakulären Manövern und eine Rekordbeteiligung, sondern eine echte Mogelpackung: Denn der Daytona Speedway feierte 50 Jahre Langstreckenrennen - die 50. Auflage der 24 Stunden von Daytona gibt es dagegen erst in ein paar Jahren.
Die Zuschauer störte das wenig. Die meisten sind Wiederholungstäter, die jedes Jahr Ende Januar/Anfang Februar nach Daytona kommen um Hochgeschwindigkeitsmanöver mit Körperkontakt wie von Allan McNish und A.J. Allmendinger bei knapp 300 km/h zu sehen. Während die gigantischen Zuschauertribünen mit nur ein paar tausend Seelen geradezu verwaist wirken, quillt das Infield über – wieder einmal ausverkauft! Tausende von Pick Ups, Zelte, Lagerfeuer und Mega-Wohnmobile geben den 24 Stunden von Daytona eine einzigartige Stimmung. Wie bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans, Spa oder dem Nürburgring übernachten die echten Daytona-Fans stilecht und gerne alkoholisiert inmitten der rund um die Uhr dröhnenden Strecke.
Mit den 24 Stunden beginnen die legendären Speedweeks von Daytona. Höhepunkt ist das Nascar-Rennen der Daytona 500, das Ende Februar an gleicher Stelle stattfindet. Die 24 Stunden von Daytona haben zwar nur einen Bruchteil der Besucher, weltweit aber einen Namen. Wer hier gewinnt, gehört zu den Größten im Motorsport und reiht sich mit seinem Sieg in die Geschichtsbücher ein.
In diesem Jahr war das Feld in der GT-Klasse enger denn je. 45 Fahrzeuge, dazu erstmals in der Grand-Am-Serie das Aufeinandertreffen von Seriensieger Porsche mit dem frisch aufgestellten Verfolgertriumvirat aus BMW, Audi und Ferrari.
Mörderisch
Der Jahresanfang, eine legendäre Rennstrecke, zahlreiche Werksengagements und das warme Florida-Wetter ziehen viele der bekanntesten Rennpiloten der Welt nach Daytona. Das Trioval steht für Legenden. Da ist der hauchdünne Sieg von David Donohue gegen Juan Pablo Montoya im Jahre 2009 mit gerade einmal 0,167 Sekunden Vorsprung, das sensationelle Durchschnittstempo des Jahres 1982 auf einem Porsche 935 oder der Sensationssieg von Jörg Bergmeister und Timo Bernhard, die mit ihrem Porsche 996 aus der GT-Klasse auch das Gesamtklassement gewannen und die deutlich stärkeren Fahrzeuge der Prototypenklasse düpierten.
Daytona steht für unzählige Geschichten, Legenden und einige der spektakulärsten Rennen. Daytona ist undenkbar ohne die Rennfahrerlegende Hurley Haywood, der bei der diesjährigen Auflage der Rolex 24 at Daytona zum 40. Mal an den Start ging. Der betagte Haywood kann es eben nicht lassen, obschon er an sich vor zwei Jahren seinen Abschied feierte. Haywood: "Das Rennen hier in Daytona ist etwas ganz besonderes für mich – auch weil ich gerade einmal 60 Meilen entfernt in Jacksonville wohne." Der ergraute US-Rennstar hat fünfmal gewonnen – immer auf einem Porsche, die in Daytona insgesamt 22 Mal siegreich waren.
Der ehemalige Langstrecken-Experte Derek Bell schaut wann immer es geht ebenfalls in Daytona vorbei. "Das Rennen hier ist mörderisch", erzählt Bell, der hier in den 80ern dreimal gewann. "Es ist tagsüber sehr heiß im Auto. Nachts wird der Körper jedoch kühl und es ist unglaublich anstrengend." 24 Stunden donnern diesmal rund 200 Piloten über die 3,5 Meilen lange Strecke aus Hochgeschwindigkeitsoval und rutschigem Infield. In Daytona starten traditionell auch zahlreiche "Gentleman Fahrer", die sich finanzstark in die Cockpits einkaufen. Zumindest die Amerikaner feiern die 24 Stunden von Daytona als inoffizielle GT-Weltmeisterschaft.
Eine Rolex als Preis
"Man muss sein Bestes geben, um in diesem Feld nicht unter die Räder zu kommen", sagt Rennstallbesitzer, Fahrer und Filmstar Patrick Dempsey: "Es ist eine einzigartige Erfahrung dabei zu sein." Die einzelnen Rennteams bereiten sich bei der Jagd nach einer Rolex Daytona des Hauptsponsors seit Herbst vor. Kevin Buckler von GT-Mitfavorit TRG Racing: "Es ist nicht leicht das Team mit seinen 23 Fahrern, zehn Motorhomes, 30 Golfcarts unter einen Hut zu bringen. Aber es ist eben Daytona."
Letztlich wurde es nichts mit dem geplanten Sieg für TRG. Nach 24 Stunden und 761 Runden setzte sich in der Prototypenklasse schließlich der Riley-Ford von Michael Shank Rancing mit der Startnummer 60 durch. Die Fahrerbesetzung Oswaldo Negri, John Pew, Justin Wilson und A.J. Allmendinger kam kaum mehr als fünf Sekunden vor dem Riley-Ford mit der Nummer 8 vom Starworks Motorsport mit Enzo Potoliccio, Alex Popov, Lucas Luhr und Allan McNish ins Ziel. Auf Platz drei der zweite Shank-Prototyp mit Schlussfahrer Felipe Nasr. Somit kein Erfolg für US-Rennstar Scott Pruett, der vorher schon von seinem fünften Daytona-Sieg geträumt hatte.
Einen Dreifachsieg feierte Seriengewinner Porsche in der GT-Klasse. Der Porsche 911 GT3 Cup von Magnus Racing mit der Nummer 44 setzte sich in der Besetzung Richard Lietz, Rene Rast, John Potter und Andy Lally mit 727 Runden gegenüber den beiden Porsche 911 von TRG (Henzler, Goossens, Pumpelly und Bleekemolen) und Brumos Racing mit der Startnummer 59 (David, Lieb, Haywood und Keen) durch. Die Premierenfahrzeuge Audi R8 und Ferrari 458 hatten den Zuffenhausenern ebenso wenig entgegenzusetzen wie die mit hohen Erwartungen gestarteten Teams mit BMW M3 und Mazda RX-8.
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