Youngtimer wie der Porsche 911 erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Das merkt man auch in dem unscheinbaren Hallenbau im Industriegebiet am Rande von Freiberg/Neckar. Nichts deutet dort zunächst darauf hin, dass hier exklusive Automobile aus Zuffenhausen in ihren Bestzustand gebracht werden. Seit einem Dreivierteljahr haben Jochen Bader, der Leiter des Porsche-Classic-Centers, und sein Team einen neuen Liebling: Den gelbe Porsche 911 Targa, dessen Rohkarosse gerade auf einer Hebebühne mit den ersten Leitungen versehen wird.
"Früher haben wir hier in erster Linie 356er-Modelle restauriert. Doch mittlerweile sind es zum ganz überwiegenden Teil frühe 911er", sagt Jochen Bader, Leiter des Porsche-Classic-Centers. Einer davon ist "Tetsu’s yellow Targa".
Tetsu Ikuzawa, asiatische Rennfahrerlegende und leidenschaftlicher Porsche-Pilot, hatte sich 1969 für die Transfers zwischen den Europa-Rennen einen gelben Flitzer geleistet. 170 PS, Fuchsfelgen, Pepita-Sitze, Radio, Antenne und Colorglas waren damals das Maß aller Porsche-Dinge. In seinem gelben 911er fuhr der Japaner von seinem Wohnort London aus zu den einzelnen Autorennen auf dem Kontinent.
Die Liebe war heiß und innig - doch nach einiger Zeit verkaufte Ikuzawa seinen Targa und widmete sich anderen Fahrzeugen. Erst mehr als 35 Jahre später träumte er davon, seinen ersten Porsche wieder aufzuspüren.
Doch die Suche gestaltete sich schwerer als gedacht: "In Japan gibt es keine Zulassungsstellen mit Haltereintragungen wie in Deutschland", sagt Martin Herold vom Classic-Center. Erworben hatte Ikuzawa seinen 911er im Herbst 1969 vom britischen Generalimporteur. Doch weder Porsche in Stuttgart noch der lokale Händler fanden eine Spur des Oldtimers.
Tetsu, der seit Jahrzehnten zwischen seinen Wohnorten in Tokio und London pendelt, setzte auf beiden Kontinenten alle Hebel in Bewegung und stöberte selbst in den USA. Als der Erfolg bei Ämtern, Clubs und Werkstätten ausblieb, ging Ikuzawa im Untergrund auf die Suche.
An die europäische Herkunft erinnerte allenfalls noch ein Deutschland-Aufkleber auf der Heckscheibe
Nach Monaten dann eine erste Information: Sein alter 911er sollte noch existieren – in Japan. Über dunkele Kanäle gab es nach weiteren Monaten schließlich ein greifbares Lebenszeichen. In einer Scheune nahe Nogano sollte er stehen.
Als Tetsu Ikuzawa seinen ehemaligen Renner 2008 in der Scheune besuchte, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen: "Tetsu’s little Targa" stand wenig beachtet zwischen Baumaterial, Gartenmöbeln und anderen Fahrzeugen. Er war kaum wiederzuerkennen.
In den vier Jahrzehnten zuvor hatten seine Besitzer zahlreiche Schönheitsoperationen an dem ehemals signalgelben Sportwagen durchgeführt. Aber schöner ist der Porsche dadurch nicht geworden. Im Gegenteil. Der Lack wurde schwarz übergetüncht und im Stil der 70er Jahre aufs übelste verbastelt.
Das asiatische Gesamtkunstwerk wurde mit goldenen Felgen, tiefer Frontschürze und einem anscheinend unvermeidlichen RS-Bürzel wenig stilvoll vollendet. Visueller Höhepunkt: ein Zubehör-Außenspiegel, doppelflutige Endrohre und ein zweifelhaftes Airbag-Lenkrad mit aufgeklebtem Porsche-Logo. An seine europäische Herkunft erinnerte allenfalls noch ein Deutschland-Aufkleber auf der Heckscheibe und ein Besucherlogo der 24 Stunden von Le Mans.
So oder so: Tetsu kaufte seinen alten Targa zurück.
"Er hat den Wagen dann zu uns nach Stuttgart bringen lassen", sagt Jochen Bader: "Wir sollten wieder den originalen Zustand herstellen, den der Targa bei seiner Auslieferung im Jahre 1969 hatte."
Eine spektakuläre Aufgabe - obwohl das Team im Classic-Center täglich mit exklusiven Rennern zu tun hat. In den nächsten Wochen soll der nun komplett restaurierte Targa an Tetsu Ikuzawa übergeben werden. Zusammen mit einem neuen 997 Targa. Den hat sich den Ex-Rennfahrer in der identischen Farbkombination von damals gleich mitbestellt bestellt. Im Innern blitzen sogar Sportsitze mit Pepita-Muster.
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