Es gibt Leute, die schaffen sich für 3500 Euro einen soliden Gebrauchtwagen an. Andere geben die gleiche Summe aus und bekommen dafür einen Mercedes Benz McLaren Roadster - für einen einzigen Tag. Viel Geld für das Vergnügen, das automobile Edel-Geschoss mit 626 Pferdchen mal eben auf Tempo 337 km/h peitschen - freie Fahrt auf der Autobahn vorausgesetzt. Im Vergleich dazu ist ein Lamborghini Murciélago dann fast schon zum Sparpreis zu haben – den kann man schon für 2200 Euro einen Tag lang sein eigen nennen. Angeboten wird der automobile Wahnsinn auf Zeit von einem Autoverleiher in Berlin.
"25 Fahrzeuge gehören momentan zu unserem Fuhrpark", sagt Geschäftsführer Dirk Delitz und lässt sich die Namen seiner Miet-Modelle auf der Zunge zergehen: Lamborghini Gallardo Spyder, Ferrari California, Ferrari F430 Spyder, Mercedes Benz SL 65 AMG Black Series, Aston Martin DB9 Volante und Rolls Royce Phantom. Dass an diesem sonnigen Augustmorgen lediglich der silbergraue Black Series und ein anthrazitfarbener Audi A8 auf dem Firmenhof stehen, freut den Geschäftsmann. Die anderen Fahrzeuge sind unterwegs – und verdienen gerade Geld.
Auf die Idee, eine Mietwagenfirma mit Autos zu gründen, von denen kleine und große Jungen träumen, ist Delitz vor ein paar Jahren durch seinen ersten eigenen Traumwagen gekommen. "Immer wieder mal fragte mich jemand, ob ich mein Auto, einen BMW M5, mal verleihen würde. Bekannte boten mir Geld für eine Spritztour an", erinnert sich der heute 27jährige. Dass es da offenbar eine Marktlücke zu füllen gab, ging dem gelernten Bankkaufmann nicht mehr aus dem Kopf. "Schließlich habe ich den Bankjob an den Nagel gehängt und meinen Hang zu schnellen Autos zum Beruf gemacht."
Die Rechnung des jungen Ex-Bankers ging auf: "Weil es eine Menge Leute gibt, die sich mit einem Rolls Royce, einem Bentley oder Maybach wie ein Promi fühlen wollen - und sei es eben nur für einen Tag. Andere wieder wollen wenigstens einmal erleben, wie es sich anfühlt, beim Beschleunigen von mehr als 600 PS in die Sportsitze gepresst zu werden. Denen ist der Spaß eine Menge wert - gerade weil der eigene Superschlitten ein unerreichbarer Traum geblieben ist.“
Schon wegen der Nachbarn
In Zeiten von Wirtschaftskrise und verschärfter Klimaschutz-Diskussion, läuft das Geschäft mit dem automobilen Luxus besser denn je. "Viele Leute, die es sich leisten könnten, wollen sich so ein Auto gar nicht mehr vor die Haustür stellen. Schon wegen der Nachbarn", weiß Delitz. "Der Sozialneid wird immer größer. Und auch der Druck, ein politisch korrektes Auto zu fahren, nimmt zu. Davon profitieren wir."
Denn mögen die besserverdienenden Sportwagenfans nun auch vernünftige Mittelklasse-Limousinen oder putzige Kleinwagen fahren: Die Lust auf einen PS-Giganten bleibt. "Wir haben Kunden, die holen sich einen Lambo fürs Wochenende oder gleich für mehrere Urlaubswochen."
Im Tagesmietpreis von Lamborghini, Ferrari, Maserati & Co. sind 250 Freikilometer enthalten. Das reicht nicht mal für einen Trip von Berlin an die Ostsee. Doch die zahlungskräftige Klientel stört sich nicht an den drei bis neun Euro, die je nach Modell pro Zusatzkilometer zu Buche schlagen. Einen ihrer Lamborghinis haben die Berliner sogar schon mal vier Monate am Stück vermietet. Mit entsprechendem Rabatt versteht sich.
Berlin und München ordern
Berlin ist kein schlechtes Pflaster fürs extravagante Mietwagengeschäfte. In den 4- und 5-Sterne Hotels der Hauptstadt lässt sich interessante Kundschaft rekrutieren, weiß von Delitz, der sein Unternehmen seit kurzem gemeinsam mit Ali Ekici betreibt. Doch damit der Euro richtig rollt, brauchen die Luxus-Vermieter auch die Kundschaft im Rest der Republik.
Nach dem Motto, wenn der Kunde nicht zum Auto kommt, kommt das Auto eben zum Kunden, liefern die Luxusautovermieter Zwölfzylinder-Dickschiffe oder rassig-aggressive Sportboliden bundesweit an. "Vor allem im Münchner Raum werden unsere Autos viel gebucht", sagt Delitz.
Er und seine fünf Mitarbeiter würden sich auch selbst gerne hinters Lenkrad setzen, um ein Fahrzeug zum Kunden zu bringen. Das aber "kommt nicht in Frage - der Verschleiß ist gerade bei solchen Autos enorm", sagt der Geschäftsführer. Jedes der PS-gewaltigen Prachtstücke wird grundsätzlich mit dem Transporter gebracht.
Dass ein Ausflug mit dem Supersportler auch schon mal mit einer zerknautschten Schnauze endet, liegt in der Natur der Sache. "Zum Glück passiert das aber sehr selten", versichert Delitz.
Ein größeres Problem stellt da der deutsche Winter dar: Der dauert einfach viel zu lange. Denn wer mietet sich schon einen Supersportler, wenn Schnee und Eisglätte drohen? Die geschäftstüchtigen Berliner haben jetzt aber auch für diesen Missstand eine Lösung gefunden: Demnächst wollen sie eine Filiale in Barcelona eröffnen.
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