Kurz & bündig
|
[+] Drehfreudiger Motor, gutes Platzangebot, sehr gutes Fahrverhalten, hoher Sicherheitsstandard, kräftige Bremsen, umfangreiche Serienausstattung |
[-] Betagte Automatik, unlogisch verstreute Schalter, zu weiche Sitze |
|
Überraschend zurückhaltend hat sich die Modellpflege bei der neuesten Mégane-Generation ausgewirkt. Selbst Renault-Fans müssen schon zweimal hinsehen, um das Neue an dem Neuling zu entdecken.
Kombi, Diesel und Automatik – das passt gerade in der Volumenklasse schon lange zusammen. Wie wäre es daher mit einem variablen Mégane Grandtour mit 130-Diesel-PS, ordentlich Drehmoment und einer entspannenden Automatik? Den gibt es ab 23.800 Euro in der mittleren Ausstattungsvariante Dynamique.
Das Angebot an Dieselvarianten beim Mégane ist mit fünf Versionen deutlich größer als das Benziner-Arrangement. Von denen gibt es gerade einmal drei Modelle. Wer sich für einen Dieselkombi interessiert, kommt um die 130-PS-Variante kaum herum. Klar, möchte der Vater des Hauses doch auch ein paar Pferdchen unter der Haube haben, wenn er mit Kind, Frau und Kegel durch den Bayrischen Wald dieselt. So sind 130 PS, der serienmäßige Partikelfilter und 300 Nm bei 2.000 Umdrehungen fraglos die beste Kombination.
Antiquarisches
Ein Blick in die Aufpreisliste erstaunt. Überraschung Nummer eins: Als Diesel ist nur der 1,9-Liter-Motor mit 130 PS als Automatikversion bekommen. Überraschung Nummer zwei: Die Automatik kostet zwar nur 1.200 Euro Aufpreis - entpuppt sich jedoch als betagte Viergang-Version. Wo bitte gibt es so was noch? Immerhin hat er eine manuelle Schaltebene. Wie auch immer: Mal sehen, wie sich der kompakte Kombi mit dieser Motor-Getriebe-Kombination schlägt.
Bevor die ersten Kilometer unter die Reifen genommen werden, punktet der 4,50 Meter lange Megane Grandtour schon mal mit seinem großzügigen Innenraum. Vorne und hinten findet man gute Platzverhältnisse vor. Ein Grund für so viel Üppigkeit ist der im Vergleich zur Schrägheckversion um sechs Zentimeter verlängerte Radstand.
Tasten tasten
Leider aber sind Oberschenkelauflage und Seitenwangen der Sitze alles andere als ausreichend. Renaulttypisch gibt es die Mischung aus gut ablesbaren Instrumenten und unübersichtlichen Lenkstockhebeln. Links tastet man nicht nur nach Blinker und Fahrlicht sondern auch nach den nicht ganz unwichtigen Nebelleuchten. Rechts unten kann der kantige Bediensatellit für das Soundsystem ebenso wenig überzeugen. Bedienung, Anmutung und Schnelligkeit des optionalen Navigationssystems sind ebenso allenfalls Mittelmaß.
Erfreulicher dagegen das Platzangebot im Fond. Ungemütlich wird es erst, wenn hinten drei Personen reisen. Öffnet man die leicht aufschwingende Heckklappe, gibt das Gepäckabteil 520 Liter Stauraum frei – eindrucksvoll und leicht zu beladen. Die Rückbank lässt sich problemlos im Verhältnis 40:60 umklappen. Ganz nach belieben gibt es so bis zu 1.600 Liter.
Der 130-PS-Diesel ist angenehm gekapselt und hält sich außer bei Drehzahlorgien angenehm zurück. Auch wenn man voll beladen unterwegs ist, können sich die Fahrleistungen sehen lassen. 10,7 Sekunden bis Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 km/h garantieren, dass man bei freier Fahrbahn flux von A nach B kommt. Unterwegs muss man - abgesehen zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse - nicht allzu oft stoppen. Renault verspricht einen Durchschnittsverbrauch von rund 6,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Bei einem Kraftstofftank von 60 Litern sind so auch Langstreckenetappen drin. Ungewöhnlich zudem, dass der 1,4 Tonnen schwere Grandtour nur rund 50 Kilogramm mehr auf die Waage bringt als die dreitürige Limousine. Hört sich doch alles ganz ordentlich an.
Eine Stufe fehlt
Allein die Automatik ist es, die richtig nerven kann. Was nützt der beste Motor, wenn die Automatik einer anderen Dekade zu entstammen scheint? Schnell fällt auf, dass mindestens eine Schaltstufe fehlt. Im schnellen Autobahntempo dreht der Motor zu hoch. Bei flotten Überholvorgängen schaltet das vierstufige System nervig hin und her, ehe man schließlich mit über 4.000 Umdrehungen laut dröhnend den Lastwagen überholt.
Schade. Denn der Eindruck, den der 1,4 Tonnen schwere Renault Mégane Grandtour auf der Straße macht, kann sich ansonsten sehen lassen. Die elektrische Servolenkung arbeitet präzise und leichtgängig. Die Bremsen packen stramm zu und das Fahrwerk ist gut abgestimmt. Dem traut man selbst unter voller Beladung (500 kg) noch einiges zu. Gerade die Verbundlenkerachse hinten kann auch bei flotter Fahrt überzeugen. Wird es brenzlig, helfen ABS und das serienmäßige ESP.
Ebenfalls ab Werk verfügt der Renault Megane 1.9 dCi Grandtour Dynamique über 16-Zoll-Alufelgen, Klimaanlage und Bordcomputer. Für weitere Sicherheit sorgen Nebelscheinwerfer, Regen-/Lichtsensor und elektrische Spiegel. Alles in allem ein faires Paket für einen geräumigen Familienkombi. Nur die Viergangautomatik kann man sich getrost sparen und das Geld besser in das kleine Navigationssystem (1.100 Euro) investieren.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|