Kurz & bündig
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[+] Gute Platzverhältnisse, ordentlicher Laderaum, angenehme Sitze, gute Verarbeitung, agil zu fahren, gute und sichere Straßenlage, durchdachte Ausstattung, sparsam im Verbrauch |
[-] Starke Spiegelungen in der Frontscheibe, Tankdeckel nur mit Schlüssel zu öffnen, rutschige Plastikstreifen im Laderaum, bescheidene Zuladung |
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Das findet man nicht oft: Eine Kombi-Version in der Welt der Kleinwagen, in der ansonsten VW Polo, Ford Fiesta und Seat Ibiza wuseln. Auf die Idee sind bislang außer den Franzosen (auch Renault bietet mit dem Clio Grandtour ein ähnliches Konzept an) nur die Tschechen mit dem Škoda Fabia Combi gekommen. Schade eigentlich - denn der 207-Kleinlaster erweist sich in der Praxis durchweg nutzwertiger als das reine Fließheck-Limousinchen.
Mit dem ebenso praktischen wie schicken Heck bietet der um 13 Zentimeter auf 4,16 Meter verlängerte 207 SW zwar nicht üppig aber doch in dieser Klasse reichlich Platz für Passagiere und Gepäck. Statt 270 Liter wie der Fließheck-207 schafft der kleine Kombi nun schon ohne Umbauten 337 Liter. Wer das nicht für soooo viel mehr hält, der sollte einfach mal mit Koffern in Standardgröße reisen: Alles lässt sich sehr viel besser stapeln. Bei Bedarf die hinteren Sitze klappbar. Bis zu 1258 Liter sind so möglich.
Zum Vergleich: Die Limousine kommt auf maximal 923 Liter. Und selbst Kombis eine Klasse höher bieten nicht zwangsläufig so sehr viel mehr. In den Golf Variant etwa passen maximal 1495 Liter. Mit seinem französischen Konkurrenten liegt der 207 SW ziemlich auf einer Ebene: Der Renault Clio Grandtour schafft bis zu 1277 Liter. Mehr passt in den Fabia Combi: Der liegt mit 1460 Liter Stauraum schon knapp auf Golf-Niveau.
Klappe auf
Beladen lässt sich der kleine Peugeot-Kombi ohne Probleme. Die Heckklappe schwingt weit hoch, die Öffnung ist groß ausgefallen. Mit einer Hand lassen sich die Rücklehnen der Hecksitze nach vorne klappen, die so entstandene Ladefläche schließt eben an den normalen Kofferraum an. Wer mal eben eine Tasche verstauen will, kann mit der Fernbedienung im Zündschlüssel auch die Heckscheibe allein öffnen. Hinderlich dabei ist allerdings die Laderaumabdeckung, die sich auf die Schnelle und durch die aufgeklappte Scheibe nur ziemlich fummelig entfernen lässt. Und der üppige Heckwischer ist gelegentlich im Weg. Richtig ärgerlich allerdings sind die glatten Plastikstreifen auf dem Laderaumboden: Sie sorgen dafür, dass Kisten, Taschen & Co. bei Lastwechseln ziemlich haltlos durch die Gegend rutschen.
Innen entspricht der SW weitgehend der Limousine: Alles wirkt aufgeräumt und wertig, die Verarbeitung ist tadellos und das Design sportlich gefällig. Sinn fürs Praktische beweisen die Franzosen auch hier wieder mit vielen angenehmen und nützlichen Detail. Die Instrumente sind sinnvoll sortiert, übersichtlich, gut einzusehen und zu erreichen. Alles lässt sich intuitiv bedienen. Die Sitze sind ordentlich, könnten allerdings ein wenig mehr Seitenhalt vertragen. Zumindest vorne haben auch größere Fahrer bis 1,90 Meter Körpergröße wenig Mühe, sich passgenau einzurichten. Bei ganz zurück geschobenen Vordersitzen wird es hinten allerdings für Erwachsene Passagiere schnell eng.
Im Fond des SW sitzt man ansonsten schon wegen der höheren Kopffreiheit etwas bequemer als in der Limousine - bei mehr als zwei Passagieren wird es allerdings auch hier ziemlich eng. Wer in der Mitte sitzt, macht zudem unangenehm harte Bekanntschaft mit den Gurtschlössern. Für ein luftig leichtes Raumgefühl sorgt ein riesiges Panoramadach. Die Jalousie davor lässt sich auf Knopfdruck ganz einfach elektrisch nach hinten fahren.
Die Sicht nach vorne ist gut, allerdings muss man sich beim Einparken trotz der markanten Nase erst einmal an die Maße herantasten: Man sieht weder, wo der 207 anfängt, noch wo er aufhört. Parksensoren (250 Euro Aufpreis) sind also kein Luxus. Was (vor allem im hellen Tageslicht) nervt, das ist eine typische Peugeot-Krankheit: Die Frontscheibe spiegelt wegen ihrer ungewöhnlich spitzen Neigung stark. Jeder Optiker bekommt das in den Griff - nur Peugeot offenbar nicht.
Verschlusssache
Der nur beim Kaltstart etwas rau klingende Diesel sorgt mit seinen 80kW/109 PS und einem maximalen Drehmoment von 240 Nm für munteren Vortrieb. Der 207 lässt sich damit flott und agil durch den Stadtverkehr navigieren und taugt mit einer Höchstgeschwindigkeit von etwas über 190 km/h auch für längere Autobahn-Strecken. In 10,3 Sekunden ist der Spurt von 0 auf 100 km/h geschafft - damit kann man gut leben. Ab etwa 100 km/h wird der ansonsten sehr zivilisierte Diesel etwa lauter.
Beim Verbrauch ist der 207 SW mit dem Selbstzünder ein Knauser. Offiziell gibt Peugeot den Verbrauch mit 5,0 Liter auf 100 km an - im Test waren es gut über sechs Liter. Auch das geht in Ordnung. Weniger in Ordnung geht, dass der Tankdeckel immer erst mit dem Wagenschlüssel entsperrt werden muss, bevor man ihn abnehmen kann.
Der 207 SW liegt satt auf der Straße. Das straffe, aber keineswegs unbequeme Fahrwerk schluckt brav die meisten Unebenheiten der Fahrbahn weg. Im Gegensatz zu der zielgenauen Lenkung: Sie gibt ein prima Feedback an den Fahrer, was gerade auf der Straße los ist. Die Kurvenlage ist ausgezeichnet. Ein wenig getrübt wird der Fahrspaß allerdings durch die gelegentlich etwas hakelige Schaltung. Sicherheitstechnisch ist der 207 auf der Höhe der Zeit - was nicht zuletzt die fünf Sterne im EuroNCAP-Crashtest belegen.
Den Peugeot 207 SW 1.6 HDi gibt es ab 19.100 Euro (1650 Euro mehr als die Limousine) und ab der schon ziemlich komplett bestückten Ausstattungslinie Tendance. Dann gehören Klimaanlage, Panoramadach, aufklappbare Heckscheibe und andere Nettigkeiten mit zur Serie. Ärgerlich: ESP gibt es auch dann nur gegen Aufpreis (460 Euro). Und auch die Nebelscheinwerfer müssen extra (150 Euro) bezahlt werden. Ein vergleichbar motorisierter Renault Clio Grandtour kostet ab 19.600 Euro, einen entsprechenden Skoda Fabia Combi ab 17.980 Euro.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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