Kurz & bündig
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[+] Sportliches Design, ordentliche Fahrleistungen, ausgewogenes Fahrwerk |
[-] Unpassende Handschaltung, winziger Kofferraum, keine Extras |
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40 Jahre nach dem legendären Opel GT ("Nur Fliegen ist schöner") kommt in diesem Frühjahr ein Nachfolger - viel zu spät und deshalb nicht nur von Opel wild gefeiert. Über das Design des neuen GT ist nach der Veröffentlichung der ersten Fotos und einiger begeisternder Messeauftritte bereits viel geschrieben worden.
Der 4,10 Meter lange Spaßroadster mit knackigen Formen, mächtigen Rädern und jeder Menge Frischluft sieht klasse aus und zieht - versprochen - alle Blicke aus sich. Zumindest von außen. Denn von innen macht er keinen Hehl daraus, dass er eng mit dem Saturn Sky und dem Pontiac Solstice verwandt ist: So begeisternd die äußere Formensprache ist - so ernüchtert ist das Innere.
Lieblose Armaturen, preiswerte Abdeckungen, keinerlei Ablagen und wenig überzeugende Sportsitze bilden einen ungewöhnlichen Bruch zu dem, was der äußere Eindruck verspricht. Das Lenkrad lässt sich nur unzureichend verstellen. Und Personen mit über 1,85 Meter können die Armaturen kaum erkennen. Auf dem Mitteltunnel eine gut in der Hand liegende Schaltung, die – zur Überraschung aller – nur fünf Fahrstufen aufweist.
Der Kofferraumdeckel ist gleichzeitig der Verdeckkasten. Kennt man schon von der Corvette. Nur, dass das Gepäckabteil beim Opel GT kaum größer ist als ein zerklüftetes Handschuhfach. Bei geöffnetem Dach sind es gerade mal 66 Liter Stauraum. Und selbst bei geschlossenem Dach nur 157 Liter.
Doch viel wichtiger: Wie fährt sich dieses scharfe Teil?
Opel verspricht ein Hightech-Triebwerk, das Dank Turboaufladung keine Wünsche offen lasse. Einen kompromisslos sportliche Roadster mit 264 PS und Turboaufladung. Nun denn. Der Vierzylinder startet beim Drehen des Zündschlüssels überaus willig – geradezu bissig. Der Sound lässt klar die vier Töpfe erkennen und man träumt kurz vom sonoren Grollen eines BMW-Reihensechszylinders.
Aber dann geht es los. Trotz Turbopower braucht man etwas Drehzahl - erst bei mittleren Touren geht es munter zu Sache. Kurze Kehren, enge Haken dann wieder ein Stück bergan. Längst hat man vergessen, dass man in einem Opel sitzt. Der Motor vorn, der Antrieb hinten und die Insassen weit hinter der langen Motorhaube mit dem Hinterteil, fast auf der Achse – so werden erfolgreiche Sportwagen gemacht. Der Opel GT fährt sich trotz 1,4 Tonnen nicht übermäßig leichtfüßig - er ist kein wilder Räuber, sondern eher der gut motorisierte Cruiser. Er will nicht geritten, sondern gefahren werden.
Um echte Sportwagenfans zu begeistern, fehlt ihm eine ganze Menge. Die Lenkung könnte direkter sein, die Fahrwerksabstimmung härter und der Motor müsste einfach höher drehen. Bei 6.250 U/min macht der Drehzahlbegrenzer auf Spaßbremse. Zumindest 6.500 oder besser 6.800 Touren sollten es sein – der Vierzylinder dürfte es allemal hergeben. Zumindest in den unteren drei Gängen. Denn bei den Fahrstufen vier und fünf hat Opel daneben gelangt. Beide Gänge machen den Opel angesichts des erwarteten Auslasses von über 260 PS müde.
Zu viel PS für zu wenig Leistung
Das maximale Drehmoment von 353 Nm steht ab 2.500 U/min zur Verfügung. Ein Blick in die Fahrzeugdaten unterstreicht den subjektiven Eindruck: 1,4 Tonnen und 264 PS sollten mehr als 250 km/h locker möglich machen. Man denke nur an Hondas Drehorgel S 2000 oder die Renner von Porsche, BMW und Audi. Der Opel aber soll nicht einmal Tempo 230 laufen. Nicht, das dies nicht ausreichen würde - aber 260 muntere PS braucht dafür keiner. Den Spurt von 0 auf 100 km/h soll er in knapp sechs Sekunden bewältigen. Auch da hätte man mehr erwartet. Immerhin verspricht Opel einen Durchschnittsverbrauch von 9,2 Litern Super auf 100 Kilometern.
Für 30.675 Euro bietet der Opel GT viel Roadsterspaß - für relativ wenig Geld. Gut, auch ein BMW Z4 2.5i mit 177 PS bietet kaum schlechtere Fahrleistungen und kostet mit einem Sechszylinder gerade 31.400 Euro. Doch für die meisten Konkurrenten wie der S 2000 oder ein TT Roadster sind mindestens 5.000 Euro mehr fällig. Geld, das man gerne in Sonderausstattungen anlegen würde. Doch da gibt es beim neuen GT gerade mal Hausmannskost: Optional sind nur Ledersitze und ein CD-Radio. Keine Navigation, keine Sitzheizung oder Xenonlicht – an andere Komfortdetails wie einen Becherhalter oder abblendbare Spiegel möchte man gar nicht denken.
Ist der neue Opel GT nun ein Volltreffer oder sollte man lieber bei der etablierten Konkurrenz bleiben? Wie so oft macht der Ton die Musik. Wer einen coolen Roadster mit tollem Design sucht, der ordentliche Fahrleistungen bringt, der wird vom Opel nur im Innenraum enttäuscht. Für echte Sportwagenfans dürfte der Opel GT dagegen kaum eine echte Alternative sein. Dazu ist er nicht sportlich genug.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
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