Autos mit 206 kW/280 PS oder gar mehr gibt es mittlerweile viele. Der Astra OPC muss also zeigen, ob er das, was er aus seinen beiden eckigen Endrohren verspricht, auch auf der Straße beweisen kann. Erste Irritationen gibt es bereits beim Einsteigen. Der Versuch, den ganz neuen und mit dem Siegel der Aktion Gesunder Rücken versehenen Sportsitz nach vorn kippen zu lassen, damit Tasche und Jacke ihren Platz auf der für drei Personen vorgesehenen Rückbank einnehmen können, scheitert kläglich.
Das kleine Hörnchen, das aus der oberen Schulter des Sitzes herausragt, ist nämlich gar kein Hebel wie er bei vielen anderen Fahrzeugen zum Verschieben des Vordersitzes verwendet wird, sondern lediglich die Führung für den Sicherheitsgurt, um das gute Leder vor der Auftretenden Reibung zu schützen.
Ist der Platz in der ersten Reihe eingenommen, treten zwei Phänomene dicht nacheinander auf. Das eine ist der Wow-Effekt, ob der feinen Stoffe und der vielen Knöpfe und Schalter. Und das zweite ist die Frage, was soll ich mit all den Knöpfen und Schaltern?
Na gut, wer bereit ist, 34.250 Euro für einen Astra zu bezahlen, der wird sich auch noch die Zeit nehmen, jeden Schalter im Schlaf zu treffen. Der Versuch, die eingespeicherte Route mit dem Dreh-Drück-Schalter in der Mittelkonsole zu starten, gelingt überraschender Weise schon beim ersten Versuch. Dann kann es ja losgehen. Zündschlüssel umdrehen, den Sitz und die Spiegel einstellen und ab in die Sonne.
Rangieren ist nötig
Doch bevor der von der Sonne aufgeheizte Asphalt sich gegen die 400 Newtonmeter Drehmoment stemmen darf, müssen erst noch ein paar enge Kurven im Parkhaus gemeistert werden. Der Wendekreis von 11,40 Meter hilft da äußerst wenig, was ein kurzfristiges Einlegen des Rückwärtsganges und die Missgunst des Hinterherfahrenden zur Folge hat.
Der Weg bis zur Autobahn ist von Tempobeschränkungen gesäumt, so dass sich der 2,0 Liter Turbobenziner mit Direkteinspritzung noch nicht ganz angemessen durchfluten lassen darf. Ist vielleicht auch besser so, denn allzu groß soll die Differenz zwischen dem mit 8,1 Litern auf 100 Kilometern angegebenen Normverbrauch vom selbst erfahrenen Verbrauch ja auch nicht sein. Und das würde er, läge eine leere Autobahn auf der Strecke und der Zeiger des Tachometers bei ausgefahrenen 250 Kilometern pro Stunde.
Auf der Autobahn die Kuh fliegen lassen aber kann jeder und das ist daher auch keine große Kunst. Auf der Landstraße zeigt sich erst, was ein guter und was ein schlechter Sportler ist. Aus diesem Grund ist der Renner mit dem Blitz in der Front in vielen tausend Kilometern auf der Nordschleife abgestimmt worden. Der 4,47 Meter lange, 2,02 Meter breite und 1,48 Meter hohe Opel Astra OPC zeigt sich in schnell gefahrenen Kurven äußerst gutmütig, er hält die Spur und gibt dem Fahrer stets das Gefühl Herr der Lage zu sein.
OPC versus Federung
Die Federung ist sportlich hart und in drei Stufen erlebbar. Ein Drücken des OPC-Knopfes in der Mittelkonsole und die damit nahezu nicht mehr vorhandene Federung ist sofort spürbar und nur für kurze Streckenabschnitte geeignet. Auf langen Autobahnfahrten, die auch Tempo- und Beschleunigungsspitzen haben dürfen, ist der normale Modus nicht nur völlig ausreichend, er ist trotz guter Sitze sogar zu empfehlen.
Mit 1.550 Kilogramm Leergewicht soeben noch im sportlich grünen Bereich kann der Astra OPC mit allen technischen Neuheiten bestellt werden, die Opel im Angebot hat. Leider gibt es keinen Allradantrieb, der bei 280 PS sinnvoll wäre. Hinzu kommen technische Spielereien und optische Accessoires wie Rundenzeiten-Messer und 20 Zoll Leichtmetallräder, auf denen 245er Reifen Platz finden.
Serienmäßig zeigt sich Opel beim Astra OPC sehr großzügig. Die Brembo Hochleistungsbremsanlage bringt den neuesten OPC auch bei feuchter Fahrbahn von Tempo 100 innerhalb kürzester Zeit zum Stehen. Die geringste Zeit, die der Fronttriebler für den Sprint zurück auf 100 Kilometer pro Stunde benötig liegt bei 6,0 Sekunden. Den ersten Eindruck hat der auch im Design ordentlich aufgemöbelte bisher stärkste Opel Astra OPC zumindest auf den ersten Kilometern bestätigt.
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