Kurz & bündig
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[+] Kraftvoller Motor, agiles Fahrwerk, sehr gute Schaltung, präzise Lenkung, Vordersitze mit ausgezeichnetem Seitenhalt, hoher Sicherheitsstandard |
[-] Kleiner Kofferraum, wenig Platz im Fond, hoher Preis, lange Aufpreisliste |
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Zu was ein Mini alles taugt, das hat man immer schon am besten auf einer abgesperrten Strecke ausprobieren können. Und wenn es dann noch rund um die Uhr Bindfäden regnet - um so besser. Beides gehört zu Salzburg wie Mozart und Jedermann: Der Salzburg-Ring und der Schnürlesregen. Ein halbes Dutzend Minis stehen im Fahrerlager bereit, knackig rot mit weißen Streifen. Nur bei genauem Hinsehen sind die kleinen Flitzer als Besonderheit auszumachen: An den abgeschrägten und größer dimensionierten Endrohren des Doppelauspuffs beispielsweise, an den 18-Zoll-Felgen - oder dem eher dezenten John Cooper Works-Logo auf der Heckklappe. Wer die Zeichen kennt, der weiß: Jeder Cooper ein Super Cooper.
John Cooper Works (kurz: JCW) in West Sussex, UK, ist bei Mini so was ähnliches wie AMG bei Mercedes - die offizielle Adresse für neue innere Werte. Denn vor allem dort setzen die Tuning-Kits an, die aus dem auch schon ganz flotten Mini Cooper S den noch flotteren Mini Cooper S John Cooper Works machen. Ausgangspunkt für das Mini-Doping ist der Austausch des serienmäßigen Kompressors gegen einen neuen, der mit höherer Drehzahl und damit mehr Ladedruck arbeitet.
Detailarbeit
Dazu kommen eine Reihe weiterer Modifikationen im gesamten Motor. So erhält der Luftfilter eine zusätzliche Einlassklappe, die ab 4.500 U/min öffnet und dem Triebwerk mehr Luft zum Atmen gibt. Ein knackigerer Sound fällt so ganz nebenbei auch noch ab. Fällig ist auch eine Modifizierung der Ein- und Auslasskanäle am Zylinderkopf, um das Strömungsverhalten für den erhöhten Ladedruck zu optimieren. Daneben sorgen neue High-Power Zündkerzen, Einspritzdüsen mit erhöhtem Durchsatz und ein verändertes Motor-Management für eine präzisere Verbrennung und eine bessere Kraftstoffausnutzung. Ein ebenfalls optimierter Nachschalldämpfer sorgt dafür, dass auch der Abgasgegendruck wieder passt.
Dieses Basis-Paket macht aus dem Cooper S ein Kraft-Paket. Die Leistung explodiert von 170 PS beim normalen S auf 154 kW/210 PS beim JCW. In 6,6 Sekunden stürmt der Kleine nun von 0 auf Tempo 100 - das ist fast so schnell wie ein Porsche Boxster (der im Übrigen auch nur 18 PS mehr hat). 245 Nm Drehmoment liegen im JCW-Mini bei 4.500 U/min an. Und wenn man ihn läßt, läuft er bis zu 230 km/h schnell. Der Verbrauch bleibt mit 8,6 Litern auf 100 km angeblich gleichauf mit dem des Wald-und-Wiesen-Cooper.
Bestell-Liste
So aufgerüstet liegt der Mini-Flitzer rund 4.500 Euro über dem Basispreis von etwas über 20.000 Euro, den man für einen handelsüblichen Cooper S hinblättern muss - die Umbaukosten kommen noch einmal dazu. Aber wer sich rund um den Motor auch das passende JCW-Outfit zulegen will, reißt schnell die 30.000-Euro-Marke. Auf der Bestell-Liste stehen so ein Sound-Kit, das eine spezielle Verbindung zwischen Luftfilter und Innenraum schafft, ein Sportfahrwerk, das den Mini um bis zu 15 mm näher an die Straße bringt, somit den Schwerpunkt niedriger legt und die Federwege verkürzt, rot lackierte Sportbremsen, die mit größeren Bremsscheiben vorne und speziellen Bremsbelägen hinten besser für hohe thermische Belastungen ausgelegt sind und eine Domstrebe für den Motorraum, die auch kleinste Bewegungen im Fahrwerk verhindert.
Innen helfen neue Sportsitze vorne und eine sportlich ausgeformte Lederbank hinten für den nötigen Seitenhalt bei flotter Kurvenfahrt. Ein bisschen Karbon für den Lufteinlass in der Motorhaube, als Dach-Heckspoiler, als Kappen für den Rückspiegel, Interieurleiste oder Griff für die Heckklappe setzen dann die i-Tüpfelchen. Und natürlich die 18-Zoll Leichtmetallräder.
GoKart mit Garantie
Soviel zur Theorie. Nun zur Praxis auf dem Salzburgring. Schon beim Anlassen sorgt der kernige Motorklang für Vorfreude. Und beim Hochdrehen enttäuscht der Powersound die Erwartungen nicht: Kaum zu glauben, dass so ein kleines Auto solch große Töne spucken kann. Dann raus aus der Boxengasse, Vollgas bis zur Schikane - der Mini zieht ab wie ein Feuerwerkskörper, bremst präzise ein, schnürt um die Kurven wie auf Schienen. Vollbremsung bei 120 in der regennassen Kurve: Der JCW-Mini steht und denkt gar nicht an einen Abflug in die Wiese. Weiter also, Runde um Runde. Die Sechsgang-Schaltung findet fast von selbst den passenden Gang, das Fahrwerk ist straff und sorgt für das Durchreichen der notwendigen Fahrbahninformationen an den breiten Bio-Sensor auf dem Fahrersitz. Die exakte und direkte Lenkung zirkelt den Mini passgenau um die Kurven - Mini-Fahren hatte schon immer was von GoKart-Fahren. Nur, dass hier im Notfall das Stabilitätsprogramm aus der Patsche hilft.
Ein braver Lifestyle-Mini, mit dem man vornehmlich den Kudamm rauf und runter flaniert oder zum Shoppen mit den Mädels düst, ist der JCW-Mini nicht mehr - süß und schnuckelig auch nicht. Eher schon ein kleines Rennmaschinchen mit großem Preis für den flotten Wochenend-Trip über die Schwäbische Alb oder durch die Schluchten des Elsass. Aber eines mit Alltagstauglichkeit und Werksgarantie: Die bleibt dank der guten Zusammenarbeit zwischen John Cooper Works und Mini-Eigner BMW voll erhalten.
Mini Driver Training |
Wer den Mini Cooper S John Cooper Works näher kennen lernen und dabei gleich sein eigenes fahrerisches Können verbessern will, der kann das z.B. beim Power Pack-Driver Training tun. Zum Beispiel auf dem Salzburgring, dem Hockenheimring oder dem Racetrack in Oschersleben. Die Kosten des zweitägigen Trainings inklusive Übernachtung, Bewirtung und Pace-Car Runden: 690 Euro. Infos gibt es unter www.mini.de/drivertraining |
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