Mercedes hat die S-Klasse im Laufe der Jahre zu einer eigenen, sehr erfolgreichen Submarke entwickelt, die mehr Geld ins Haus holt als Smartund Maybach zusammen. Jahrzehntelang hatte es kein Cabriolet des Mercedes-Benz S-Klasse gegeben. "Nach 45 Jahre bieten wir jetzt wieder eine offene Variante an", sagt Mercedes-Vertriebsvorstand Ola Källenius. Die offene Variante krönt die Baureihe nicht nur in Sachen Preisgestaltung.
Die gute Nachricht: Die beiden AMG-Topmodelle S 63 und S 65 mit stramm bollernden 585 bzw. 630 PS kann man sich getrost sparen. Bereits der 455 PS starke S 500er bringt einen zum Träumen. Mehr Dampf und mehr Wumms braucht bei einem S-Klasse Cabriolet niemand wirklich - egal bei welchem Wetter. Und die eingesparten knapp 50.000 Euro zwischen S 500 und S 63 AMG kann man getrost für Benzin, diverse Hotelübernachtungen und das geeignete Freizeitoutfit ausgeben.
Natürlich ist das Mercedes S-Klasse Cabriolet kein komplett eigenständiges Auto. Technisch ist der offene Schönling eng mit dem ähnlich eleganten Coupé verwandt. Daher ist das S 500 Cabriolet ebenso wie die Variante mit festem Dach kein echter Viersitzer. Gut, Kinder kommen in den 2+2-Sitzer auch hinten unter. Doch ausgewachsenen Personen kann man die beiden Sitzgelegenheiten im Fond kaum zumuten.
Dabei ist der Reisekomfort hinten durch elektrisch verstellbare Kopfstützen, ausfahrbaren Windschott, Sitzheizung und wohlige Ledersitze allemal angenehm. Es hapert allein bei der Freiheit für die Beine und bei geschlossenem Dach wird es für die Fondinsassen erst recht ziemlich eng. Aber was soll's? Ohnehin wird die zweite Reihe in einem Luxuscabrio eher für den Transport von Gegenständen benötigt, die nicht im Laderaum unterkommen, Dessen Volumen liegt beim S 500 zwischen 250 und 350 Litern.
Während beim S-Klasse Coupé oder dem SL Roadster jeweils auch ein 367 PS starkes V6-Einstiegsaggregat verfügbar ist, gibt es beim elitärer positionierten Mercedes S-Klasse Cabrio nur doppelt aufgeladene Acht- und Zwölfzylinder. Der S 500 ist dabei eine echte Glanzbesetzung, denn Dank 335 kW/455 PS und einem mächtigen Drehmoment von 700 Nm ab 1.800 Touren kann man sich die AMG-Version allemal sparen. Der S 500 schiebt auch ohne Allradantrieb brachial an und so donnert der offene Schwabe aus dem Stand in 4,6 Sekunden auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h.
Das dreilagige Stoffdach schirmt die Außengeräusche zusammen mit der serienmäßigen Doppelverglasung perfekt ab
Deutlich besser als der Siebengang-Vorgänger präsentiert sich die Neungang-Automatik. Sie arbeitet in den beiden Fahrmodi Economy und Sport exzellent abgestimmt mit dem 4,7 Liter großen Achtzylinder zusammen. Der Motorklang ist eine wahre Wonne für das Ohr. Wer lässig cruist, vernimmt kaum mehr als ein dezentes Brabbeln im Hintergrund. Im Sportmodus unter Last präsentiert sich der V8-Turbo dagegen bassiger und lustvoller als man es ihm zugetraut hätte. Der Normverbrauch: ambitionierte 8,5 Liter Super.
Wenn das Mercedes S 500 Cabriolet ein Problem hat, dann ist es sein Gewicht. Weitgehend unbeeindruckt von Leichtbaumaßnahmen bringt der offene 2+2-Sitzer selbst ohne Allradantrieb über 2,1 Tonnen auf die Waage. Dieses Gewicht können auch der potente Achtzylinder und das betont komfortable Luftfederfahrwerk nicht überspielen.
Wer die Zügel lässig in den Händen hält und seinem Gasfuß Freiraum gibt, der bringt die Räder gerade bei enger werdenden Kurvenradien schnell an ihre Haftungsgrenze. Die Lenkung müht sich nach Kräften, einen perfekten Kompromiss zwischen lässigem Reisekomfort und sportlicher Direktheit zu finden. Etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahnoberfläche würde man zumindest bei ambitionierter Gangart wünschen.
Letztlich werden die meisten Kunden das 5,02 Meter lange Mercedes S-Klasse Cabriolet aber weder als S 500 noch als AMG-Doppel aus S 63 oder S 65 kaum über kurvenreiche Landstraßen jagen, sondern eher als Traumwagen für alle Tage nutzen. Das dreilagige Stoffdach schirmt die Außengeräusche zusammen mit der serienmäßigen Doppelverglasung ebenso perfekt ab, wie das S-Klasse Limousine oder Coupé tun. Das mächtige Stoffdach fährt bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h nahezu lautlos nach hinten oder wieder zurück.
S-Klasse Cabrio (Playlist) | Video: aaid |
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Wieso die Mercedes-Designer die Bedienmodule für das vollelektrische Stoffdach (wahlweise in schwarz, blau, rot oder beige) und das hinter den Fondsitzen ausfahrbare Windschott allerdings unter der belederten Mittelarmlehne versteckt haben, mag einem nicht so recht einleuchten. Auch wenn es kalt wird, sorgen neben dem Windschott auch Sitz-, Armlehnen- und Lenkradheizung sowie ein Nackenfön für angenehme Oben-Ohne-Gefühle.
So perfekt der Auftritt des Mercedes Cabriolets auch ist, so sehr überrascht die lückenhafte Serienausstattung. Trotz seines üppigen Basispreises von 139.051 Euro müssen Annehmlichkeiten wie Sitzklimatisierung (767 Euro), Sitzheizung im Fond (487 Euro), Nappaleder (2.046 Euro), Windschott (1.178 Euro), Digitalradio (535 Euro), Burmester Soundsystem (ab 1.309 Euro) oder Keyless Go (1.255 Euro) sehr teuer extra bezahlt werden.
Technische Daten | ||
Mercedes-Benz S 500 Cabriolet | ||
Motor | V-Form | |
Zylinder | 8 | |
Hubraum (cm³) | 4663 | |
Leistung (kW/PS) | 335/455 | |
Zuladung(kg) | 475 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2590 | |
0-100 km/h (s) | 4,6 | |
Vmax (km/h) | 250 | |
Verbrauch (L/100 km) | 8,5 | |
Kraftstoff | Super | |
Grundpreis (€) | 139.052 | |
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