Mercedes-Benz ist S-Klasse. Mercedes ist auch immer noch irgendwie SL. Doch wenn es darum geht, das Modell der Stuttgarter zu küren, dass eine wahre Ikone ist, dann führt an der kantig-klotzigen G-Klasse kein Weg vorbei. 1979 aufgelegt, zahllos überarbeitet und im Laufe der Dekaden zu einem Luxusmobil gemacht - das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite setzen nach wie vor Armeen und Spezialkräfte auf aller Welt auf den Geländewagen, der keine irdischen Grenzen zu kennen scheint. Die Mercedes G-Klasse ist ebenso eine Legende wie das Michigan Theatre im Herzen von Motown Detroit. Dort fand die Weltpremiere am Vorabend der NAIAS 2018 statt.
Seit ihrer Schließung im Jahre 1977 hatte die Showbühne mit dem großen Kuppelsaal im Stil der Renaissance keinen Auftritt eines echten Weltstars mehr erlebt. Jahrzehnte zuvor waren vor über 4.000 Zuschauern hier Stars und Sternchen aus- und eingegangen, ehe das Theater schloß, verfiel und letztlich zum wohl sehenswertesten, aber auch heruntergekommensten Parkhaus Nordamerikas wurde. Zusammen mit Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der eigens installieren Showbühne: Der Schauspieler und ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. "Ich stamme ebenso wie die G-Klasse aus Graz und fahre die G-Klasse selbst seit 25 Jahren", erzählt der bestens aufgelegte Ex-Bodybuilder.
39 Jahre nach ihrer Premiere wird die Mercedes G-Klasse nun also neu aufgelegt und abgesehen von den rustikalen Türgriffen ist kein Teil gleichgeblieben. Das wichtigste war der Breitenzuwachs, der mit rund zwölf Zentimetern mächtiger als bei irgendeiner anderen Überarbeitung ist. So gibt es deutlich mehr Platz zwischen den Schultern, wo bei den aktuellen Modellen eifrig gekuschelt wird. Mit einer Gesamtlänge von 4,82 Metern und einem Radstand von 2,89 Metern geht es auch fünf bzw. vier Zentimeter in die Länge.
Wer sie sieht, der meint zumindest von außen beinahe das alte Modell vor sich zu haben. Die großen Veränderungen gibt es nicht zuletzt durch den Zuwachs von Radstand und Breite im Innern, denn dort ist das einstige Arbeitsgerät nicht wiederzuerkennen. Auf Wunsch gibt es ein mächtiges Doppeldisplay statt betagter Runduhren, bequeme Sitze nicht nur vorn, sondern auch hinten - dort genießen die Insassen imposante 15 Zentimeter mehr Beinraum. Unverändert gesetzt: die Hecktür mit aufgesetztem Ersatzrad.
Die neue G-Klasse fährt nicht nur in Sachen Komfort in einer völlig neuen Liga, sondern ist auch im Gelände nicht zu schlagen
Die harten Offroadfans hatten zunächst befürchtet, dass die zweite G-Klassen-Generation wegen ihrer Kombination aus Leiterrahmen und Starrachse zusammen mit einer erstmals verbauten Einzelradaufhängung vorne weichgespült werden würde. Doch erste Fahrtests auf dem schroffen Schöckl Berg als Teststrecke für die G-Klasse vor den Toren der Produktionsstätte im österreichischen Graz brachten eine imposante Entwarnung: Die neue G-Klasse fährt nicht nur in Sachen Komfort in einer völlig neuen Liga, sondern ist auch im Gelände nicht zu schlagen.
Unverändert gibt es bis zu 27 Zentimetern Bodenfreiheit und drei Sperren, mit der die G-Klasse selbst das härteste Gelände bezwingen kann. Dass die neue Gelände-Klasse mit einem um 170 Kilogramm reduzierten Gewicht (Leergewicht nun 2.354 kg) dabei nennenswert an Masse verloren hat, ist nicht nur im Gelände ein Vorteil. "Eine Ikone wie die G Klasse technologisch weiterzuentwickeln, war Herausforderung und Chance zugleich. Jedes Teil und jede Schraube kam auf den Prüfstand", erklärt Gunnar Güthenke, verantwortlich für die Geländewagen bei Mercedes: "Bei der Karosserie lag unser Hauptaugenmerk auf der Erhöhung der Fahrzeugsteifigkeit und den Verbindungen zwischen Fahrwerk und Antriebstrang mit dem Leiterrahmen."
Der zum Marktstart einzig verfügbare Mercedes G 500 mit seinen 422 PS beginnt bei 107.040 Euro. Die später verfügbaren Dieselversionen G 350d und G 400d mit 286 bzw. 340 PS sollten dann bei rund 90.000 bzw. 100.000 Euro starten. Wohl kaum vor 2019 folgen die AMG-Version (nur noch als Achtzylinder) mit über 600 PS sowie die ebenfalls zu erwartende Panzerversion.
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