Der große Erfolg des aktuellen 5er BMW sitzt den Verantwortlichen bei Mercedes-Benz noch in den Knochen. In der Oberklasse galt die E-Klasse immer als unantastbar. Dann kam der bayrische 5er - und vorbei war es mit den Dauersiegen. Jetzt wollen die Stuttgarter zurückschlagen - ab 13. April steht der Businesswagen üppig überarbeitet im Handel. Geschärftes Outfit, Assistenzsysteme ohne Ende und mehr Liebe zum Detail sollen den Weg zurück an die Spitze des Segments ebnen. Nicht zuletzt soll der aufgefrischte "E" Vorbote sein für die nächste S-Klasse, die im Sommer folgt.
Technologisch liegen E- und S-Klasse auf einer Linie. In Sachen Assistenzsystemen macht dem schwäbischen Doppelpack niemand etwas vor. Problem Nummer eins: Die Assistenzsysteme kosten üppigste Aufpreise. Wer sich in einer komplett sicherheitsummantelten E-Klasse wohl fühlen will, gibt allein dafür mehr als 8.000 Euro extra aus, da das erforderliche Navigationssystem nebst Großbildschirm nach wie vor nicht serienmäßig ist.
Problem Nummer zwei: Ist es wirklich sexy, ein Auto über die Qualitäten der Sicherheitssysteme im Markt zu platzieren? Diese Gefahr wurde bei Mercedes erkannt. So wurde auch bei Triebwerken und insbesondere dem Design kräftig nachgeschärft. Bullige Schürzen und neue Leuchteinheiten sollen den Weg auf der linken Autobahnspur freimachen. Die Mercedes E-Klasse ist vorne optional mit LED-Licht unterwegs. Das tageshelle und intelligente Lichtsystem ist mittlerweile so gut, dass technische Spielereien wie ein Nachtsichtassistent ad absurdum geführt werden.
Der E-Klassen-Kunde hat künftig auch die Wahl, wie sein Wagen im Rückspiegel wirkten soll. Ähnlich der kleineren C-Klasse gibt es einen großen Stern im Kühlergrill oder den bekannten kleinen Stern auf der Haube.
Große Stärke: der Reisekomfort
Die große Stärke der 4,88 Meter langen Mercedes E-Klasse bleibt der Reisekomfort. Seit Generationen träumen sich gut betuchte Vielfahrer daher hinter das Lenkrad des Stuttgarter Vorzeigemodells. Das Fahrwerk mit optionaler Luftfederung ließe keine Wünsche offen - wenn nicht die breiten Spreizungsmöglichkeiten des Hauptkonkurrenten aus München fehlen würden. Der Fahrer kann beim 5er BMW frei in einem Spektrum zwischen Sänfte und Sportskanone wählen. Das fehlt dem Mercedes nach wie vor.
Bei allem Hightech schmerzt es auch, dass in dem Stuttgarter die Feststellbremse wie einst in den 60er Jahren mit dem linken Fuß zu treten ist. Das edle Armaturenbrett dagegen ist derart unaufgeregt, dass es Maßstäbe setzen könnte. Doch das coole Finish eines Audi fehlt der E-Klasse und der Multifunktionsbildschirm ist deutlich kleiner als bei der Konkurrenz. So etwas lässt sich bei einer Modellpflege kaum machen.
Ähnliches gilt für die nervige Lenkstockhebel. Drei Hebel sorgen mittlerweile für Verwirrung auf der linken Seite. Dabei würde man den Tempomaten leicht ans Lenkrad verbannen können und so Verwechslungen mit dem Blinker vorbeugen. Auch der Getriebewählhebel rechts hinter dem Lenkrad überzeugt nicht. Das macht die AMG-Version besser, die den Wählhebel ebenso schmuck wie intelligent und traditionell zwischen den beiden Sitzen inszeniert. Ansonsten ist der Innenraum der E-Klasse vorbildlich, wenn nicht fast schon perfekt. Auch hinten sitzt es sich zumindest zu zweit vortrefflich. Der Laderaum ist üppig und überhaupt ist das Heck mit den neu gestalteten Rückleuchten und den - wenn gewünscht - wuchtigen Schürzen ein großer Wurf.
Aufpreis für alles und jedes
Bei den Motoren spielt sich vor allem der neue E 400 in den Vordergrund. Lange Zeit fehlte ein wirklich agiler Turbo-Sechszylinder. Der neu entwickelte Dreiliter-Sechszylinder mit doppelter Turboaufladung ist etwas brummig, passt aber gut in die E-Klasse. Drehfreudig und kraftvoll ist er mit seinen 245 kW/333 PS allemal. Ab 1.400 U/min steht ein maximales Drehmoment von 480 Nm zur Verfügung.
Mit so viel Engagement hat die serienmäßige Siebengang-Automatik so ihre liebe Mühe. Sie offenbart gerade in Verbindung mit dem Turbomotor bisweilen Abstimmungsprobleme bei der Gangwahl. Die Fahrleistungen des Mercedes E 400 sind dabei mehr als standesgemäß. Von 0 auf Tempo 100 schafft es der 1,8 Tonnen schwere Schwabe in sportlichen 5,3 Sekunden bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Im Normzyklus soll sich der E 400 mit 7,5 Litern Super zufrieden geben. Auf Wunsch gibt es den 400er auf mit Allradantrieb.
Den Einstieg in die neue, strahlende Welt der E-Klasse gibt es ab 40.430 Euro für die 136-Taxi-PS des E 200 CDI. Real geht es bei rund 43.286 Euro für den 170 PS starken E 220 CDI und 41.917 Euro für den 184 PS starke E 200 los. Kauftipp ist der Mercedes E 400 für 56.019 Euro.
Bei der Sonderausstattung bietet die Mercedes E-Klasse die größte Schwachstelle. Jede noch so winzige Kleinigkeit muss extra bezahlt werden. So rollen die Basismodelle auf windige 16-Zöllern und selbst die hohen Motorisierungen bieten weder Assistenzsysteme noch die längst standesgemäße Navigationsfunktion serienmäßig. Selbstverständlichkeiten wie Reifendruckkontrolle, Komfortsitze, Skisack, Fernlichtassistent oder USB-Schnittstelle müssen erst recht extra bezahlt werden. Ein gut, aber nicht komplett ausgestatteter Mercedes E 400 liegt so bei über 70.000 Euro. Da ist die E-Klasse ganz die alte geblieben.
Technische Daten | ||
Mercedes-Benz E 400 | ||
Motor | V-Form | |
Zylinder | 6 | |
Hubraum (cm³) | 2996 | |
Leistung (kW/PS) | 245/333 | |
Zuladung(kg) | 565 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2340 | |
0-100 km/h (s) | 5,3 | |
Vmax (km/h) | 250 | |
Verbrauch (L/100 km) | 7,9 | |
Kraftstoff | Super | |
Grundpreis (€) | 56.020 | |
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