Kurz & bündig
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[+] Großer Reisekomfort, bequeme Sitze, hohes Sicherheitsniveau, hochwertige Verarbeitung, einfach zu bedienen, gute Fahrleistungen, ausgewogenes Fahrwerk, ordentlicher Kofferraum, sanfte Automatik, niedriger Geräuschpegel, gute Serienausstattung |
[-] Wenig Platz im Fond, hoher Preis, teure Aufpreisliste, nur zwei Jahre Garantie |
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Eigentlich ist das schöne Stück ja eine Mogelpackung: Auf der Heckklappe prangt zwar ein chromglänzendes "E" und die Frontpartie samt der Tagfahr-LED kommt einem genau wie das Heck von der Mittelklasse sehr bekannt vor - doch unterm schicken Blechkleid steckt eigentlich die C-Klasse-Plattform der Stuttgarter. Eine Ahnung davon bekommt man allerdings erst, wenn man einsteigt und es sich auf den Vordersitzen bequem macht: Irgendwie geht es seitlich etwas enger zu als in der dicken Limousine.
Nur: Das darf es in einem sportlichen Coupé auch - wie sonst sollte sich diese dynamische Linienführung mit den Limousinen-Maßen von 4,87 Metern in der Länge und 1,85 Metern in der Breite arrangieren? Da passen die 4,70 mal 1,79 Meter des Coupés schon besser. Und bei Mercedes ist "enger" ohnehin relativ. Wer einsteigt, der wird sich über Platzmangel jedenfalls vorne nicht beklagen können. Die Sitze sind bequem wie Clubsessel und geben dennoch festen Halt. Gegen Aufpreis kann man sie zudem per Knopfdruck exakt auf die eigenen Körpermaße einstellen.
Auch große Passagiere haben keine Probleme: Die Vordersitze lassen sich elektrisch weit in Höhe und Abstand zum Armaturensitz anpassen. Wenn das nicht reicht, dann hilft sicher noch die Verstellung des Lenkrades, die in drei Ebenen möglich ist. Auch für den Beifahrer gibt es Beinfreiheit satt. Selbst beim Anschnallen kommt einem das Coupé entgegen: Nach dem Einsteigen fahren die Gurtbringer vor, man muss nicht erst akrobatisch weit hinter sich nach den Bändern angeln. Ein (optionales) Memory-System merkt sich individuelle Sitz- und Lenkradeinstellungen.
Nur hinten geht es nicht wirklich üppig zu - normal in einem Coupé. Zwar ist der Durchstieg dank der automatisch nach vorne gleitenden Sitze noch relativ bequem. Doch erträglich Kniefreiheit gibt es allenfalls für kurzen Strecken. Und dank des abfallenden Coupé-Dachs ist die Kopffreiheit auch arg begrenzt. Besser also, man erklärt den Fond gleich zum Sperrgebiet, praktisch für die schnelle Ablage von Jacken, Mänteln oder Einkaufstüten.
Dabei gibt es für das Gepäck auch hinter den Rücksitzen schon reichlich Platz: Der Kofferraum schafft - für ein Coupé üppige - 450 Liter. Durch das geteilte Umklappen der hinteren Rücklehnen lässt sich noch einmal zusätzlich Laderaum verschaffen - bedienbar ist das über zwei Hebel vom Kofferraum aus. Die Heckklappe schwingt weit genug nach oben, dass auch größere Menschen so schnell nicht mit dem Kopf anstoßen. Kleinkram ist einfach in zwei kleinen Netzen im Kofferraum sicher zu verstauen.
Für den rechten Durchblick dagegen reicht es wieder nicht: Die hinteren Kopfstützen lassen sich nicht versenken, das Heckfenster ist relativ klein. Immerhin versperren keine breiten B-Säulen die Sicht nach schräg hinten. Die optionalen Parksensoren (869 Euro) sind da sicher kein rausgeschmissenes Geld.
Wer das E-Klasse-Coupé gleich als Zweisitzer begreift, der wird es schon nach wenigen Kilometern als komfortablen Reisewagen, als entspannten Cruiser schätzen lernen. Innen herrscht auch über die Sitze hinaus Wohlfühl-Atmosphäre - nicht zuletzt, weil man sich zumindest als Umsteiger aus einer beliebigen anderen Modellreihe der Schwaben sofort heimisch und vertraut fühlt. Alles ist so, wie man es gewohnt ist - man ist "zu Hause": Feines Leder, solide Materialien, gebürstetes Aluminium, Chromringe um die Instrumente.
Unser Mercedes E Coupé-Kalender |
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Gestartet wird per Knopfdruck - eine Start-Stopp-Automatik hat allerdings nur der E 200 CGI. Der V6-Benziner im 350 CGI ist vom Geräusch und von den Vibrationen her kaum wahrnehmbar. Und er hält sich auch während der Fahrt akustisch angenehm im Hintergrund - selbst, wenn es mal etwas schneller wird. Mit 215 kW/292 PS ist der CGI-Motor nicht gerade ein Schwächling. Seine 250 Nm Drehmoment reichen gut, um den schon leer fast 1,7 Tonnen schweren Bequem-Sportler binnen 6,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu treiben. Bei 250 km/h ist Schluss, dann regelt auch der 350 CGI-Motor ab. Mercedes verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 8,5 Litern auf 100 km. Das dürften die wenigsten schaffen. Realistischer ist das, was der Bordcomputer zum Testende anzeigte: 11,2 Liter.
Einen sehr guten Eindruck macht dabei die 7-Stufen-Automatik, die anders als in den Limousinen ganz herkömmlich über einen Wählhebel auf der Mittelkonsole bedient wird oder über zwei griffige Paddel am Lenkrad: Sie schaltet sanft zwischen den Gängen, reagiert selten mal nervös und schluckt anders als der 5-Gang-Automat im 250 CGI nicht unmäßig viel der Motorenergie.
Das Fahren im E 350 CGI-Coupé ist nicht nur wegen des üppigen und trotzdem leisen Motors oder der komfortablen Automatik ganz entspannt. Mercedes verwöhnt ebenso mit reichlich elektronischen Sicherheitssystemen und Gimmicks - so man kräftig Kreuzchen in der Aufpreisliste gemacht hat. Zu den sinnvolleren Helferlein gehören sicher die Verkehrszeichenerkennung, die sehr zuverlässig wahrnimmt, was tatsächlich am Straßenrand an Schildern steht und nicht nur in einer schnell veralteten Navigationssoftware gespeichert ist. Oder der Spurwechselwarner.
Allerlei Helferlein
Selbst das Bi-Xenon-Lichtsystem funktioniert erstaunlich präzise: Leuchtweitenanpassung an die Wetter- und Fahrsituation von Autobahn bis Innerorts, Abblenden bei entgegenkommendem Verkehr, Kurven- und Abbiegelicht machen das Fahren auch Nachts bequem. Perfekt ist der Fernlichtassistent allerdings auch bei Mercedes noch nicht: Fahrradfahrer und Fußgänger werden (noch) nur schlecht erkannt. Wenn wir gerade dabei sind: Die automatische Abstandsregelung des Tempomaten reagiert mit einer doch irgendwann nervigen Verzögerung darauf, dass die Spur vor dem Wagen wieder frei ist und beschleunigt dann etwas arg spät. So lesen sich Luxusprobleme.
Die Federung ist beim Coupé naturgemäß etwas straffer ausgelegt als in der Limousine und kann in zwei Stufen eingestellt werden. Die "Sport"-Einstellung sorgt zwar für eine sportlichere, sprich: straffere Dämpfung - komfortbetont ist sie aber auch dann immer noch. Merkbar verringert wird die Seitenneigung bei flotter Kurvenfahrt. Bei alle dem ist man in dem Coupé sehr sicher unterwegs: Die Lenkung arbeitet präzise und schon lange bevor man am sehr hoch liegenden Grenzbereich kratzt, bringt das ESP alles wieder in Ordnung.
Billig ist so viel Komfort, Sicherheit und Fahrspaß nicht zu haben: Mercedes verlangt für den E 350 CGI mindestens 52.360 Euro - und liefert ganz unüblich eine durchaus beachtliche Serienausstattung mit, vom beheizbaren Außenspiegel über die 2-Zonen-Klimaautomatik bis zur Müdigkeitserkennung und dem PreSafe-System. Aber auch so bleibt noch genug in den Aufpreislisten, um ein paar Tausender mehr los zu werden.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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