In dieser Klasse ist man eigentlich mit einem Sechszylinder unterwegs. Bei der Konkurrenz aus München und Ingolstadt entscheiden sich die meisten Kunden für mehr als 200 PS, sechs Brennkammern und das Automatikgetriebe. Bei Mercedes sieht das etwas anders aus: Viele Kunden entscheiden sich seit der Vorgeneration W 211 für den 2,2 Liter kleinen Vierzylinderdiesel mit Commonrail-Aufladung.
Optisch ist das aktuelle T-Modell ein typischer Mercedes-Kombi. Nichts regt auf, kaum etwas sticht sonderlich ins Auge. Unauffällig wie ein VW Golf fügt sich der Mercedes-Kombi seit der ersten Generation 1977 in den Straßenverkehr ein. Nicht wenige Kunden, die sich eigentlich eine Mercedes S-Klasse kaufen würden, landeten bei dem zurückhaltenden Kombi, weil sie einfach mehr Laderaum benötigten.
Doch seit auch bei den Schwaben die Edel-SUV ihren Einzug ins Modellprogramm gehalten hat, tun sich die Mercedes-Laster bei den finanzstarken Kunden schwerer. Modelle wie R-, GL- und besonders die ML-Klasse kommen schicker und individueller rüber als ein gewöhnliches T-Modell. Und die Crossover-Fraktion greift insbesondere die Kunden ab, die beim Kombi eine teure, entsprechend hoch motorisierte Version mit Sechs- oder Achtzylinder kaufen würden.
Wer es bescheidener angeht, der ordert den kleinen Vierzylinder-Diesel Mercedes E 220 CDI T. Und ganz bescheiden: auch eine manuellen Handschaltung. Die passt trotz ordentlicher Abstufung allerdings nicht zum Reisecharakter einer Mercedes E-Klasse. Zudem gibt es noch nicht einmal eine Start-Stopp-Automatik, die den Verbrauch weiter senkt. Die kommt erst im nächsten Jahr.
Daher sollte man sich im Bestellschein das Kreuzchen für die Automatik keineesfalls sparen - auch wenn bei dem Vierzylinder nur die betagte Fünfgang-Schaltautomatik angeboten wird. Aber auch mit dem manuellen Sechsgang-Getriebe geht der 4,90 Meter lange Mercedes E 220 CDI T trotz überschaubarer Leistung kraftvoll los. Ab 1.400 U/min steht das maximale Drehmoment von 400 Nm zur Verfügung.
Das Motorengeräusch ist sehr präsent und in dieser Klasse zu nervig. Die vier Brennkammern kann der Schwaben auch sonst weder im kalten noch im warmen Zustand überspielen. Er hat zumindest im leeren Beladungszustand ausreichend Kraft, bietet jedoch nie die Laufruhe, die man von einer luxuriösen E-Klasse erwarten darf.
Mit Mühe und Anlauf
Die Fahrleistungen liefern denn auch nicht mehr als solides Mittelmaß. Der Spurt von 0 auf 100 km/h in 8,8 Sekunden ist für einen Kombi dieser Klasse wenig kaufentscheidend. Die Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h erreicht der 1,9 Tonen schwere Hecktriebler nur mit Mühe und entsprechendem Anlauf.
Im Praxistest konnte der Kombi die Verbrauchsvorgabe des Herstellers nicht annähernd erreichen. Statt der angegebenen 5,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern verbrauchte er knapp über acht Liter. Damit ist auch ein sparsamer Sechszylinder mit rund drei Litern Hubraum schon zu bewegen. Zudem muss der Fahrer sein T-Modell mit engagiertem Schalten bei Laune halten, um zügig voranzukommen.
Die große Stärke der Mercedes E-Klasse ist sein großzügiges Raumangebot und der hohe Langstreckenkomfort. Die Sitzposition ist für Fahrer und Passagiere jeder Größe perfekt – zumindest, wenn man sich für die vollelektrischen Ledersitze entschieden hat. Die lassen sich auf Wunsch erhitzen oder kühlen und machenn so jede Fahrt zu einer echten Erholung.
Die Materialien im Innenraum, die vorbildlich illuminierten Schalter und Anzeigeelemente setzen in der Oberklasse ebenso Maßstäbe wie die Sicherheitsausstattung, die mit den zahlreichen Assistenzsystemen für sicheres Überholen oder Spurhalten den Fahrkomfort deutlich steigert.
Freie Fahrt nicht vorgesehen
Eine Enttäuschung ist allerdings die Verkehrszeichenanzeige, die Tempolimits in das Multifunktionsdisplay projiziert. Das Kameraauge überwacht alle Verkehrszeichen, kann die Schilder zu Aufhebung des Tempolimits jedoch nicht lesen. Zudem ist die Menüfunktion im Kombiinstrument jeweils unterbrochen, wenn ein neues Limit kommt.
Ein Kombi definiert sich nicht zuletzt über seinen Laderaum. Das Volumen des großen Heckabteils liegt in der T-Klasse zwischen 695 und 1.950 Litern. Die Ladekante ist angenehm tief. Dabei öffnet und schließt die Heckklappe vollelektrisch. Mit einem Handgriff klappen die Rücksitze einzeln nach vorne um. Einfacher lässt sich so etwas kaum lösen. Die geringen Windgeräusche auch bei hohen Geschwindigkeiten sowie die vorbildlich abgestimmte Federung und Dämpfung komplettieren das nahezu perfekte Bild, dass die Mercedes E-Klasse als Reisekombi bietet.
Wenn es etwas auszusetzen gibt, dann sind es der wenig angemessene Motor, die deplatzierte Handschaltung und die schwache Serienausstattung - denn in einem ist sich das Stuttgarter T-Modell ebenfalls seit 1977 treu geblieben: In der endlos langen Aufpreisliste.
Wer den Edelkombi mit Getriebeautomatik, elektrischen Ledersitzen, Xenonlicht, Mehrzonen-Klimatisierung, Navigation und weiteren üblichen Annehmlichkeiten ausstaffieren will, drückt den bereits stattlichen Einstiegspreis von 45.339 Euro weit Richtung 60.000er-Marke. Zudem sollte sich der Kunde gut überlegen, ob es nicht zumindest der E 250 CDI T mit 204 PS oder besser gleich der E 300 CDI T sein soll. Der größere Sechszylinder erst macht den Kombi zum idealen Reisebegleiter - kostet aber mit Siebenstufenautomatik auch gleich knapp 7.000 Euro mehr.
Technische Daten | ||
Mercedes-Benz E 220 CDI T BlueEFFICIENCY | ||
Motor | Reihe | |
Zylinder | 4 | |
Hubraum (cm³) | 2143 | |
Leistung (kW/PS) | 125/170 | |
Zuladung(kg) | 575 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2420 | |
0-100 km/h (s) | 8,8 | |
Vmax (km/h) | 218 | |
Verbrauch (L/100 km) | 5,7 | |
Kraftstoff | Diesel | |
Grundpreis (€) | 44.804 | |
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