Viele denken, das Aushängeschild von Mercedes-Benz sei allein die S-Klasse. Oder die volumenstarke E-Klasse. Vielleicht auch - außer Konkurrenz - der Powerbolide SLR. Doch Kenner wissen: Erst das jeweilige S-Klasse-Coupé trägt das Beste in sich, was die Schwaben derzeit zu bieten haben.
Das war vor fünf Jahrzehnten nicht anders als heute. Die CL-Klassen von einst hieß S 220, SLC oder SEC und war Gesprächsstoff in so manch illustrer Promirunde. Die Schönen, Reichen und Mächtigen schmücken sich privat seit vielen Jahren mit den sportlich-eleganten Zweitürern. Teuer waren die Luxus-Coupés schon immer. Elitär - und nicht nur optisch die reine Versuchung.
Das gilt auch für den neuen CL. Er ist mächtige 5,06 Meter lang und glänzt mit einem Radstand von 2,96 Metern. Keine Frage: In diesem Coupé hält man es auch im Fond aus.
Der gespannte (Dach-)Bogen
Doch die neue CL-Klasse zeigt sich auf den ersten Blick eher unscheinbar. Das Gesicht könnte auch von einer schnöden Mercedes B-Klasse oder einem wenig emotionalen VW Phaeton stammen. In sich sind der mächtige Drei-Lamellen-Kühlergrill in Kunststoffoptik, die Scheinwerfereinheiten und die Spange der Frontschürze zweifellos stimmig. Auffallen aber kann man damit kaum. Passt so ein Allerweltsgesicht zu einem Auto, das als CL 600 weit über 140.000 Euro kostet?
Während die unspektakuläre Front nur für wenig Gesprächsstoff sorgen dürfte, ist dem Designteam um Prof. Peter Pfeiffer mit dem Rest ein großer Wurf gelungen. Im Vergleich zu den filigranen Vorgängermodellen präsentiert sich die neue Baureihe mit der internen Bezeichnung C 216 kraftvoller und muskulöser denn je. Dafür sorgt nicht nur die Betonung der Schulter, sondern insbesondere auch die markant ausgestellten Radhäuser. Während der vordere Überhang des CL auffallend kurz gehalten wurde, zieht sich das Heck mit den Rückleuchten im Italo-Look bis weit hinter der Radläufe.
Das Dach ist wie ein Bogen gespannt – das sah schon beim Vorgänger Klasse aus. Die großen Fensterflächen lassen sich wie gewohnt komplett versenken. "Die Eleganz des Außendesigns geht so direkt in den Innenraum über", erklärt Pfeiffer seine Arbeit. "Man beachte die historische Gestaltung der C-Säule und die ebenfalls typische Panorama-Heckscheibe, die ins Dach überzugehen scheint."
Alles, was geht
Doch es ist längst nicht nur das Design, das dem S-Klasse-Coupé seit Jahren zum König im Konzern macht. Was technisch überhaupt nur möglich ist - Fahrer und Passagiere im CL können es erleben. Hervorzuheben sind bei der neuesten Generation der Wankstabilisator Active Body Control, der nach Aussagen der Daimler-Ingenieure nochmals deutlich verbessert wurde. Der zwei Tonnen schwere Luxusliner soll so selbst auf kurvenreichen Bergstrecken nicht aus der Ruhe zu bringen sein. Ebenfalls an Bord ist die PRE-SAFE-Bremse, die den Wagen in Gefahrensituationen selbstständig abbremst.
Doch neben allen technischen Finessen gelten die großen Coupés in erster Linie als überlegen motorisierte Cruiser. Das dürfte bei der neuesten Generation deutlich untertrieben sein. Bereits das Basismodell CL 500 verfügt über einen 5,5 Litern großen Achtzylinder mit 285 kW/388 PS. Wem das nicht reicht, der kann im CL 600 mit 12-Zylinder-Power auf Porsche-Jagd gehen. 380 kW/517 PS und 830 Nm sprechen eine deutliche Sprache. Mercedes verzichtet beim CL übrigens auf 4matic, Diesel- und Hybridversionen – wenigstens zunächst.
So viel Eleganz und Technik haben ihren Preis. Der "kleine" Mercedes-Benz CL 500 kostet mindestens 105.850 Euro. Der große CL 600 lässt seine Käufer dann für einen Preis von knapp 150.000 Euro in neue automobile Sphären entschweben. Da gibt es dann alles, was das Herz begehrt. Vom Nachsichtgerät über eine Einparkhilfe bis hin zur Linguatronic. Der CL 600 gehorcht aufs Wort – garantiert. Ab Anfang Oktober kann man es beim Mercedes-Händler seines Vertrauens testen.
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