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Unser Autor: Jürgen Wolff

Lexus RX 450h  Fahrbericht: Lexus RX 450h

Der SUV fürs grüne Gewissen



Preisfrage: Was haben der Italo-Winzling Fiat 500 und der neue Luxus-Lexus RX 450h gemeinsam? Richtige Antwort: den Durst. Beide geben sich mit einem offiziellen Normverbrauch von nur 6,3 Liter Super zufrieden.

 
Lexus RX 450h
   
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Lexus RX 350
[+] Sehr günstiger Verbrauch vor allem in der Stadt und Überland, viel Platz, bequeme Sitze, solide Verarbeitung, sehr geringes Geräuschnivau, komfortables Fahren, umfangreiche Ausstattung, gutes Handling, hohe Fahrsicherheit
[-] Gefühllose Lenkung, wenig variabler Kofferraum

Lexus hat beim neuen und runderneuerten Hybrid-RX zwar nicht das Auto, wohl aber den Verbrauch geschrumpft. Am besten zeigt sich das mit ein bisschen Zahlenjongliererei. Mit 3,5 Litern Hubraum, insgesamt 220 kW/299 PS, 2,1 Tonnen Eigengewicht und einer Länge von knapp 4,8 Metern macht der RX 450h nun nicht gerade den Eindruck eines essgestörten Hungerhakens. 200 km/h Topspeed und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden - das passt perfekt in die Liga der Luxus-SUV, in der BMW X5, Audi Q7, Mercedes ML, Porsche Cayenne oder auch der Nissan Murano spielen. Da stimmt dann auch der gediegene Basispreises von knapp 60.000 Euro.

Und die Ausstattung. Elektrisch verstellbare Ledersitze mit Memory-Funktion und BiXenon-Scheinwerfer etwa gehören ebenso zur Serienausstattung wie eine gediegene Verarbeitung, reichlich Airbags, Kurvenlicht, Berganfahrhilfe, LED-Blinker, getönte Scheiben, Tempomat, Smart Key, Rückfahrkamera und mehr. Optional sind nun zum Beispiel Festplatten-Navi, elektrisch öffnende Heckklappe, LED-Scheinwerfer, Head-up Display, Levinson Surround Sound System, Luftfederung etc. - das volle Paket also in der Oberklasse. Und insofern nicht unbedingt herausragend.

Was den Lexus RX 450h dann allerdings so besonders macht in der als Spritvernichter und Klimakiller verschrienen Welt der SUV: Er verspricht ein ökologisch korrektes Gewissen für jeden, der mit ihm unterwegs ist. Der zum Vorgänger noch einmal deutlich verbesserte Hybridantrieb sorgt bei dem Dickschiff aus Japan für die Emissionswerte eines Kleinwagens. Innerorts begnügt er sich je 100 Kilometer mit 6,6 Liter Super, außerorts sind es 6,0 und im Schnitt damit 6,3 Liter. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 148 g/km - keine 30g über dem angestrebten EU-Richtwert.

Damit liegt der RX 450h bei Verbrauch und CO2 auf einer Wellenlänge mit Minis wie dem VW Fox (75 PS, 6,7 Liter), Fiat 500 (100 PS, 6,3 Liter) oder Nissan Micra (88 PS, 6,3 Liter). Crossover seiner Kragenweite verlangen bei ähnlicher PS-Zahl 12,7 Liter (Audi Q7 3.6), 11,1 Liter (BMW X6 35i) oder 12,9 Liter (Porsche Cayenne).

Wie groß der Spareffekt des Hybridantriebs ist, das zeigt sich besser noch, wenn man gleich in der Familie bleibt: Der ebenfalls gründlich überarbeitete Lexus RX 350 hat den gleichen 3,5-Liter-Benziner unter der Haube, nur eben ohne Hybrid und mit 277 PS. Ansonsten ist das Fahrzeug weitgehend identisch - und ein "richtiger" SUV mit "richtigem" Durst: Bei 10,6 Liter liegt sein Normverbrauch. Besonders deutlich sind die Zahlen für den Verbrauch innerorts: Der liegt beim RX 350 mit 14,3 Litern weit mehr als doppelt so hoch wie bei seinem sauberen Bruder.

An diesen Zahlen zeigt sich auch, wo nach wie vor die Grenzen eines Hybriden liegen. Richtig Spar-Punkte macht er nach wie vor in der Stadt, wo er wegen der niedrigen Geschwindigkeiten und des vielen Stopp-und-Go-Verkehrs viel mit Schubabschaltung und Energierückgewinnung arbeiten kann. Kaum Vorteile bringt er auf der Autobahn. Kurvige Landstraßen mit abgebremsten Ortsdurchfahrten liegen irgendwo dazwischen.

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Feinarbeit in der Summe
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Das merkt man beim RX 450h sofort abseits des Prüfstandes auf der realen Straße. Wenn man ihn ganz normal und ohne zu schleichen Innerorts und auf Bundesstraßen fährt, dann sind Verbrauchswerte von 7,2 bis 8,5 Liter leicht erreichbar. Sobald ein Stück Autobahn dazu kommt, über das man auch schon mal mit Tempo 180 rollt, schnellt der Verbrauchsschnitt sehr schnell auf 9,9 Liter hoch. Aber auch das ist noch deutlich weniger als bei der Konkurrenz - und selbst noch weniger als bei so manchem Diesel.

Für soviel Sparsamkeit haben die Lexus-Ingenieure an vielen Schrauben gedreht - kein Blechteil sei vom Vorgänger unverändert übernommen worden, erklärt man bei Lexus stolz. Am meisten gearbeitet haben sie aber am Motoren-System. Vorangetrieben wird der Hybrid-Lexus von einem 249 PS starken V6-Benzinmotor, einem 167 PS starken Drehstrommotor an der Vorder- und - bei Bedarf - einem 68 PS starken Elektromotor an der Hinterachse.

Der Motor hinten schaltet sich immer dann zu, wenn die Elektronik vier angetriebene Räder für sinnvoll hält - und Lexus spart sich so die Kardanwelle. Nach wie vor fährt der RX rein elektrisch und extrem leise an. Erst ab etwa 40 km/h schaltet sich der Benziner dazu und wird über das Getriebe sanft in den Kraftfluss eingeklinkt. Für das Zusammenspiel ist ein Planetengetriebe zuständig. Der Elektro-Modus lässt sich im neuen Modell auch manuell anwählen und ist für bis zu drei Kilometer Strecke gut.

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Atkinson läßt grüßen
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Sobald das Auto abbremst oder im Schubbetrieb läuft, speist ein Generator den dabei entstehenden Strom zurück in die 69 Kilogramm schwere und aus 240 Zellen bestehende Nickel-Metall-Batterie unter der Rücksitzbank. Keine moderne Lithium-Batterie? Nein, sagt man bei Lexus, die Nickel-Metall-Speicher seien deutlich robuster und haltbarer.

Auch am Benzinmotor selbst wurde einiges geändert. Eine Abgaswärme-Rückgewinnung verkürzt die Kaltstartphase, dazu gibt es eine Abgasrückführung und vor allem läuft der Motor nun im sogenannten Atkinson-Zyklus. Der reduziert zwar die Leistung etwas, senkt aber innermotorisch die Widerstände. Eine Reihe von elektrischen Komponenten wurden zudem verbessert, leichter und kompakter.

Für die restlichen Spar-Punkte sorgen eine bessere Aerodynamik, eine intelligente Getriebesteuerung, die zum Beispiel registriert, ob das Auto gerade bergauf oder bergab fährt und darauf dann die Übersetzung abstimmt - und eine gute Portion Psychologie. Auf dem Hauptdisplay kann man unter anderem sehr genau verfolgen, wie verbrauchsfreundlich man gerade unterwegs ist. Und gleich neben dem Tacho sorgt eine gleichgroße Anzeige mit drei Segmenten dafür, dass man den Zeiger möglichst konstant im grünen Eco-Bereich hält.

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Alternatives Wanken
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Ansonsten gilt auch beim neuen RX 450h wie gehabt die Devise: etwas länger, höher, kräftiger. Die Linienführung ist noch coupéhafter als beim Vorgänger, einige Details sorgen im Zusammenspiel für einen eleganteren Auftritt. Dazu gehören die optional erhältlichen LED-Frontscheinwerfer ebenso wie die über die Schweller gezogenen Türen oder allein schon der Trick, das die Designer den Heckscheibenwischer einfach im Dachspoiler verschwinden lassen. Innen wurde vor allem das Armaturenbrett komplett überarbeitet. Da der Radstand praktisch gleich geblieben ist, hat sich an den auch zuvor schon sehr ordentlichen Platzverhältnissen wenig geändert.

Einzige Ausnahme: Der Laderaum. Eine neu konstruierte Hinterachse erlaubt 15 Zentimeter mehr in der beladbaren Breite. Bei umgelegter Rückbank sind nun 1570 Liter nutzbar, fast 400 Liter mehr als bislang. Bei voller Bestuhlung stehen nicht gerade üppige 446 Liter zur Verfügung. Gegen Aufpreis gibt es eine Luftfederung, die deutlich mehr Komfort bietet und mit der sich die Bodenfreiheit variieren lässt - oder alternativ sind aktive Fahrwerksstabilisatoren im Angebot, mit denen sich die Wank- und Nickbewegungen der massigen Karosserie sehr deutlich reduzieren lassen.

Seit diesem Pfingst-Wochenende steht der Lexus RX 450h bei den 43 deutschen Händlern. Die Preise beginnen bei 59.690 Euro für die bereits gut ausgestattete Basisversion. Der hybridfreie RX 350 startet bei 52.370 Euro.

Lexus RX 450h
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Fotos: Hersteller

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