Kurz & bündig
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[+] Gelungenes Design, leiser und kraftvoller Motor, umfangreiche Serien- und Sicherheitsausstattung, hervorragende Verarbeitung |
[-] Geringes Platzangebot vorne und hinten, kleiner Kofferraum, keine Automatik verfügbar |
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Machen Sie den Test: Sieht der neue Lexus IS nicht aus wie ein rundum gelungener BMW? Kein Plagiat, keine billige Nachahme - sondern einer, der leicht tatsächlich ein Bayer sein könnte. Und genau da will die neue Lexus-Reihe auch hin. Langsam, ganz langsam will man zur deutschen Premium-Konkurrenz aufrücken. Was in den letzten 15 Jahren kaum gelang scheint, nun im Bereich des Möglichen. Erst der GS und der hybride RX 400h - nun der kleinen IS und im nächsten Jahr die mächtige Luxuslimousine Lexus LS.
Gerade in der Mittelklasse sollten die Asiaten in den nächsten Jahren tatsächlich ihre deutschen Edel-Konkurrenten hinter sich lassen können. Das Außendesign des IS ist gelungen. Charakteristisch sind die weit hinten angesetzte Frontscheibe und das knackige Bürzel-Heck. Der Mittelklasse-Neuling soll seinem Vorbild aus München folgen und sportlich-dynamische Käuferschichten erschließen.
Nichts geht da mehr ohne einen drehmomentstarken Diesel. Das haben die Japaner nun endlich begriffen. Und siehe da: Erstmals ist ein Lexus mit einem Dieselmotor zu ordern. Das Aggregat kennt man bereits von dem kleinen Bruder Toyota Avensis. Der 2,2 Liter Commonrail-Diesel gehört zu den stärksten Vierzylindern auf dem Markt. 130 kW/177 PS und maximale 400 Nm lassen sich mit dem Fahrwerk des IS und dem Heckantrieb noch besser bewegen als im Avensis.
Sauber und stark
Der Dieselmotor wurde exzellent abgekapselt. So ist von dem drehmomentstarken Triebwerk oft nur ein leichtes Säuseln zur vernehmen. Die Fahrleistungen des 4,57 Meter langen Japaners sind überzeugend. 0 auf 100 km/h in 8,9 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h lassen einen kaum zum 208 PS starken Sechszylinder des IS 250 herüberschauen.
Während sich der Hecktriebler zwischen 2.000 und 2.600 U/min bärenstark präsentiert, wird es oberhalb von 3.200 U/min deutlich dünner. Dann ist kaum zu glauben, dass man immer noch knapp 180 PS unter der Motorhaube hat. Beim Verbrauch hält sich der Diesel-Lexus auch bei flotter Fahrweise angenehm zurück. Die Werksangabe von 6,3 Litern ließ sich im Alltagsbetrieb nahezu einhalten. Selbstverständlich sind Schadstoffklasse Euro-4 und ein Partikelfilter, der die so genannte Clean-Power-Technik umsetzt.
Neue Sicherheit
Beim Fahrverhalten zeigt sich der Lexus IS 220d dann aber doch deutlich weniger sportlich als ein 3er BMW oder ein Audi A4. Das Fahrwerk wurde immerhin gekonnt abgestimmt, bietet Langstreckenkomfort und ist angenehm straff. Die Lenkung ist jedoch gerade um die Mittellage herum zu indirekt. Und auch die Handschaltung ist beim bayrischen Vorbild direkter. Auf dem Wedelparcours merkt man dem Lexus sein Gewicht von 1,7 Tonnen an.
Bei der Sicherheit geht die Lexus-IS-Reihe neue Wege. Wem 10 Airbags (incl. zwei Knieairbags vorn), ABS und ESP nicht reichen, der kann VDIM ordern, ein ESP der neuesten Generation, dass die Bremseingriffe nahezu unbemerkt vom Fahrer umsetzt. Angenehm zu fahren - doch schon das Standard-ESP stellt absolut zufrieden. Eine Allradversion ist in Deutschland zunächst nicht geplant. Freuen kann man sich jedoch auf ein Cabriolet und das notwendige Automatikgetriebe für den Diesel. Trotzdem will man ab 2006 mindestens 2.200 IS-Modelle verkaufen – mehr als 60 Prozent davon mit dem kraftvollen Diesel.
Abstriche
Der Innenraum zeigt sich hochwertig und mit viel Liebe zum Detail verarbeitet. Unglücklich platziert allein die Schalter für Licht und Tempomat - sonst liegt alles bestens im Blick. Hübsch anzusehen sind besonders die hintergrundbeleuchteten Armaturen und der große Navigationsbildschirm in der Mittelkonsole. Lexus - das ist eben ein echter Luxus.
Nur eingeschränkt gilt dieser Luxus für das Platzangebot. Groß gewachsene Fahrer stoßen vorne mit Knien und Knopf schnell an Grenzen. Die weichen Stühle sind bequem - doch mehr Beinauflage und Seitenhalt würde einem so sportlich positionierten Fahrzeug gut zu Gesicht stehen. Noch enger geht es im Fond zu. Hier stoßen Passagiere ab 1,80 Meter mit dem Kopf an den automobilen Himmel – die sportlich abfallende Dachlinie erfordert nun mal Opfer. Auch bei Knie- und Schulterfreiheit muss man Abstriche machen. Dass der Kofferraum gerade einmal 378 Liter fasst, dürfte da nur noch wenige Lexus-Fahrer stören.
Für 29.600 Euro Einstand gibt es einen Lexus IS 220d mit exzellenter Serienausstattung. Wer die 6.200 Euro teure Luxury-Line wählt, hat außer der optionalen DVD-Navigation zu einem überaus fairen Preis eine absolute Vollaustattung mit elektrischen Ledersitzen, Xenonlicht, Einparkhilfe und Keyless-Go. Und ein stilisiertes L auf der Motorhaube statt einem blau-weißen Propeller.
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