Kurz & bündig
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[+] Relativ geringer Verbrauch, wenig Schadstoffausstoß, bullige Kraftentfaltung, erstklassige Verarbeitung, luxuriöse Ausstattung, gute Sitze, hoher Fahrkomfort, sehr gute Automatik, einfache Bedienung |
[-] Teuer in der Anschaffung, kleiner Kofferraum |
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Der Standard-GS von Lexus war mit rund 1.100 verkauften Modellen im vergangenen Jahr nicht gerade ein Megaseller. Doch bei der Toyota-Edeltochter ist man doch zufrieden. Schritt für Schritt will man Stück für Stück vom Kuchen der deutschen Konkurrenz abknabbern. Und der GS mit Hybridantrieb soll dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Der GS ist auch so schon etwas vor allem für designorientierte Individualisten. Doch die neue Hybridvariante, als Topmodell oberhalb des GS 430 positioniert, soll das ganze noch interessanter machen. Dabei schielt man besonders Richtung Ingolstadt und München. Denn die Fahrleistungen des Lexus GS 450h sind eine Versuchung für alle, die sonst auf V8-Power stehen. 0 auf 100 km/h in weniger als sechs Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h bei einem Durchschnittsverbrauch von nur 7,9 Litern Super auf 100 Kilometern - das hört sich an wie die Realität gewordene Quadratur des Kreises.
Gemeinsam stärker
Der 450h kombiniert Tradition und Moderne. So arbeitet der 3,5 Liter große Sechszylinder mit Elektroantrieb und Benzinmotor - je nach Lastbetrieb mit Saug- und Direkteinspritzung. In der einen Sekunde werden noch Kraftstoff und Abgase gespart - eine Sekunde später donnert der Lexus von Tempo 80 auf 120 in 4,7 Sekunden. Möglich macht die imposanten Fahrleistungen ein gelungenes Gesamtantriebskonzept aus sanft säuselndem Sechszylinder und einem Elektroaggregat, dass bei Bedarf 14.400 Umdrehungen liefert. Unter dem Strich stehen dann nicht nur 296 Normalo-PS aus dem V6, sondern bis zu 253 kW/345 PS aus beiden Antrieben. Die sorgen per stufenlosem Automatikgetriebe für jede Menge Dampf unter der Haube.
Kein Frontantrieb wie beim Prius, kein frontgeneigter Allradantrieb wie beim RX – der neue GS 450h wird traditionell über die Hinterachse angetrieben. Die Kraftentfaltung ist nach einer kurzen Verzögerung mehr als imposant. Und beim Start gibt es erst einmal den bekannten Aha-Effekt: Ist der Verbrennungsmotor noch aus oder lebt er schon? Im Leerlauf und bei langsamer Fahrt hört man nur die Vögel zwitschern – und vielleicht das Knarzen der Lederstühle. Besonders wichtig: Der GS 450h verbraucht nicht nur wenig Kraftstoff. Er geizt auch mit Schadstoffen. Hier unterbietet er sogar den Toyota Prius. Stickoxide sind beim 450er zum Beispiel gar nicht messbar.
Sehen, was man nicht hört
Der Hybridantrieb ist eng mit dem des Lexus RX 400h verwandt, baut jedoch deutlich kleiner und leichter. Woher die Kraft für den Vortrieb gerade kommt, können Fahrer und Passagiere auf dem exzellenten Multifunktionsbildschirm verfolgen. Bilddarstellung und Touchscreen-Bedienung sind vorbildlich. Leider hält Lexus unverändert daran fest, dass die wichtigsten Funktionen des Navigationsgerätes in der Fahrt nicht bedienbar sind. Das ärgert.
Auf dem Bildschirm sieht man, was man meist nicht hört: Wie es unter dem Blech läuft. Bei ruhiger Fahrt reicht der E-Motor. Beim Abbremsen holt sich der Akku wertvolle Energie zurück.
Ansonsten ist dem Lexus GS 450h nichts Außergewöhnliches anzumerken. Das Fahrverhalten ist überaus komfortabel. Doch die rund zwei Tonnen Lebendgewicht machen sich im Fahrbetrieb schnell bemerkbar. Der GS ist alles andere als agil und spielt daher nur in punkto Fahrleistungen in einer Klasse mit BMW 550i oder Audi A6 4.2 FSI. Auch die Elektrolenkung kann nicht vollends überzeugen. Beim Einparken ist sie schwergängig, bei höherem Tempo vermisst man die Rückmeldung von der Fahrbahn. Die stufenlose Automatik zeigt sich dagegen gut auf Doppelherz und Motorleistung abgestimmt. Wer will, kann im Sportmodus sogar auf sechs Fahrstufen zurückgreifen. Das macht besonders bei Berg- und Talfahrten Sinn.
Wenig Platz im Kofferraum
Die Passagiere des 4,83 Meter langen Lexus GS 450h schwelgen innen in einem Luxus, der kaum noch Wünsche offen lässt. Elektrische Ledersitze mit Heizung und Lüftung lassen sie jeden Kilometer genießen. Die gute Bedienung wird allein durch den Lichtschalter am Lenkstockhebel und die hinter einer Klappe versteckten Schalter getrübt.
Auch im Fond genießt man die bequemen Lederstühle, muss selbst mit Gardemaß nur etwas die Frisur einziehen. Die coupéhafte Dachlinie des eleganten GS fordert eben ihre Opfer. Ungewöhnlich eng bemessen ist der Kofferraum. Statt der klassenüblichen 450 bis 500 Liter stehen im Japaner Dank des Akkupacks gerade mal noch 280 Liter zur Verfügung. Das ist deutlich zu wenig.
So viel Extravaganz, Hightech und Luxus haben ihren Preis – mindestens 57.600 Euro. Das sind 1.000 Euro mehr als der GS 430. Beide Modelle verfügen über eine beeindruckende Serienausstattung: Zehn Airbags, Keyless-Go, Xenon mit Kurvenlicht, elektrische Ledersitze mit Heizung und Lüftung sind nur einige der wertvollen Annehmlichkeiten. Wer sich nicht für das 8.400 Euro teure Luxury-Paket entscheidet, sollte in jede Fall das Navigationssystem ordern, das mit satten 4.450 Euro zu Buche schlägt. Sparen kann man dann immer noch beim Verbrauch. Zukünftig soll jeder dritte GS ein Hybridmodell sein. Die Chancen stehen nicht schlecht.
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