Beide bauen auf der selben Plattform, beide werden von dem selben bulligen
5-Liter-V8-Motor angetrieben, beide kommen aus der hauseigenen
Veredelungsschmiede "Jaguar Land Rover Special Vehicle
Operations" (SVO) im britischen Warwickshire: Ist der
Range Rover
Velar SV Autobiography also nur die kantige und etwas teurere Version
des
Jaguar F-Pace
SVR?
Nein, ist sie nicht. Irgendwo müssen die fast 11.000 Euro Mehrpreis für den
Edel-Velar ja stecken. Das fängt schon mal bei den Dimensionen an.
Mit 4.806 mm ist der als SUV-Coupé gehandelte Velar deutlich länger als der
F-Pace. Dazu ist er breiter (2.041 mm) und höher (1.676 mm). Das wirkt sich
nicht zuletzt im Innenraum aus - vor allem die Passagiere in der zweiten
Reihe haben mehr Beinfreiheit. Auch beim Laderaumvolumen
schlägt der Velar den F-Pace: 673 Liter statt 650 Liter bis Oberkante
Rückbanklehne. Der Gewichtsunterschied ist entsprechend: 2.160 Kilogramm
bringt der Range Rover leer auf die Waage, fast 100 Kilogramm weniger der
Jaguar.
Unterschiede gibt es auch im Fahrkomfort. Der Velar hat
Luftfederung, der F-Pace SVR nicht. Beim Fahrkomfort auf normaler Straße
wirkt sich das in der Praxis erstaunlicher Weise nicht wirklich aus: Schlechte
Fahrbahnen quotiert der Velar deutlich ruppiger und unwilliger als der
dagegen geradezu komfortable Jaguar. In Kurven liegen dagegen beide
wankstabil und sicher auf dem Asphalt - allerdings macht es im Velar schon
der gefühlten Wuchtigkeit wegen deutlich weniger Spaß, um die Kehren zu
fauchen.
Deutlichere Vorteile bietet die Luftfederung des Velar dagegen abseits
befestigter Straßen - Land Rover hat nun mal einen Ruf als
Offroader zu verlieren. Zwar gehen die allermeisten Kunden mit
ihren Range Rover kaum je mal ins Gelände - aber sie zahlen mit für das
Wissen, dass sie könnten, wenn sie wollten. Auch mit dem Velar SV kann man
- wenn man will und am besten auch die normalen Hochgeschwindigkeits-
gegen Geländereifen tauscht. Auf Knopfdruck lässt sich der Velar von normal
205 mm Bodenfreiheit auf 251 mm hochfahren. Zusammen mit den
entsprechenden Offroad-Fahrprogrammen, die sich über den großen
Touchscreen auf der Mittelkonsole anwählen lassen, schafft es der über alle
vier Räder angetriebene Velar allemal durch mittelschweres Gelände.
Bachläufe sind bis 65 Zentimeter Tiefe ebenso kein Problem wie Steigungen
und Abfahrten - die Bergabfahrhilfe sorgt tatkräftig für Unterstützung. Pferde-
und Bootsbesitzer wird freuen, dass der Velar SV bis zu 2,5 Tonnen ziehen
darf.

Das Bedürfnis nach Handarbeit hält sich sehr zurück: In Automatik-Modus
arbeitet das Getriebe sanft und präzise

Innen strahlt der Range Rover Velar SV Autobiography gediegenes
Ambiente aus: Edle Flächen, dicke, vielfach verstellbare, gesteppte Ledersitze
in Lounge-Qualität, edle Materialien, Zwillingsnähte. Die Anzeigen im Cockpit
sind komplett digital und deutlich ablesbar. Zentral angezeigt wird die
Drehzahl, in der Mitte als Zahlenwert die aktuelle Geschwindigkeit. Wer will,
der kann sich das Kombiinstrument auch individuell konfigurieren. Davor: Ein
in Tiefe und Neigung verstellbares Sport-Lenkrad mit Lederbezug.
Anders als im F-Pace erfolgt die Wahl der Automatikeinstellung nicht über
einen Handknauf, sondern wie gehabt über einen Drehknopf in der
Mittelkonsole, der beim Starten des Motors effektvoll aus der Versenkung
aufsteigt. Die Fahrstufen der 8-Gang-Automatik von ZF, die inklusive
der Übersetzungen mit der im F-Pace identisch ist, lassen sich auch über
Paddel am Lenkrad manuell einstellen. Aber das Bedürfnis nach Handarbeit
hält sich sehr zurück: In Automatik-Modus arbeitet das Getriebe sanft und
präzise.
Der V8-Kompressormotor schöpft aus satten 4.999 ccm Hubraum
ebenso satte 405 kW/550 PS und ein maximales Drehmoment von 680 Nm,
das von 2.500 bis 5.500 U/min. anliegt. Damit kommt man souverän voran.
Den Spurt von Null auf 100 km/h schafft der 2,2-Tonner in nur 4,5 Sekunden.
Der F-Pace schafft das 0,2 Sekunden schneller. Eigentlich real kaum merkbar
dieser Unterschied - aber auf der Straße fühlt sich der Jaguar tatsächlich
agiler und leichtfüßiger an. Die Höchstgeschwindigkeit des Velar liegt
bei 274 km/h - der F-Pace SVR schafft 11 km/h mehr. Die
Geräuschentwicklung des Achtzylinders ist außen wie im Innenraum eher
zurückhaltend. Selbst, wenn man den Sound per Knopfdruck und
Klappensteuerung aufbrezelt, bleibt die Klangkulisse noch deutlich unterhalb
des Proll-Levels.
Den Durchschnittsverbrauch des Range Rover Velar SV
Autobiography gibt Land Rover mit 11,8 Litern auf 100 Kilometern an - das ist
wie meist real kaum zu schaffen. Aber wer sich die mindestens 110.960 Euro
Einstandspreis leisten kann, für den spielt der reale Verbrauch eher
eine untergeordnete Rolle. Aber er sollte sich beeilen: Der Velar SV wird nur
ein Jahr lang angeboten.