Kurz & bündig
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[+] Exzellente Fahrleistungen, schnelle Automatik, agiles Handling, grandioser Sound, sehr guter Restkomfort, saubere Verarbeitung |
[-] Hoher Preis, hoher Verbrauch, kaum Assistenzsysteme, schwaches Navigationssystem |
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"Auf dieser Air Force Base wurden einige Szene aus dem Hollywood-Film Top Gun gedreht", erzählt Carl Garcia, der auf NAF El Centro die Aufsicht hat. 25 Jahre ist es her, dass der Film mit Tom Cruise und Kelly McGillis in den Hauptrollen weltweit zum Kassenschlager wurde. In den Wintermonaten ist die El Centro Naval Airbase, rund eineinhalb Stunden östlich von San Diego an der mexikanischen Grenze ein beliebtes Trainingsareal für Kampfflieger aus aller Welt.
Doch heute geht es auf den beiden in X-Form liegenden Start- und Landebahnen von El Centro nicht um Hubschraubermanöver oder die spektakulären Luftübungen der Flugstafel Blue Angels. Stattdessen fühlt Oberaufseher Carl Garcia einem deutlich bodenständigeren Fluggerät auf den Zahn: dem Jaguar XKR-S Cabrio.
"Ist mein erster Fahreindruck mit einem Jaguar", erzählt Garcia, "ein tolles Teil mit unglaublich viel Power – fast wie ein Jet." Außen gibt es wuchtigen Schürzen, Pirelli-Hochgeschwindigkeitsreifen und einen Spoiler, der das Heck des offenen Jaguar XKR-S Cabrio spektakulär verunstaltet.
Der wuchtig aufgesetzte Carbonflügel hat seinen Sinn. Bei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h soll das Hinterteil des bislang stärksten Serien-Jaguar so wenig Auftrieb wie möglich bekommen. Der fünf Liter große Achtzylinder unter der Motorhaube leistet 405 kW/550 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 680 Nm.
Abhebetempo
Carl Garcia nimmt in dem edlen Ledergestühl Platz, stellt sich das Lenkrad ein und fährt mit der Sonne im Rücken Richtung Startbahn 8/26. Schnell noch den Schalter mit der Startflagge am Mitteltunnel gedrückt - und der Sportmodus erweckt zum Leben. Aus dem Grollen des Kompressor-V8 wird ein wildes Brüllen. Zudem werden die Dämpfer härter, die Lenkung präziser und die einzelnen sechs Schaltstufen des ZF-Automatikgetriebes können ausgedreht werden.
Garcia tritt aufs Gas und die Hinterräder drehen auf der Startbahn kurz durch, ehe sich die P-Zeros mit dem Asphalt verzahnen. Der erfahrene Navypilot wird in den Sitz gepresst und lässt es fliegen. Erst bei rund 170 Meilen (ca. 272 km/h) tritt er auf die Bremse und staucht den 1,8 Tonnen schweren Sportler am Ende von 8/26 heftig zusammen: Die Startbahn ist nach 2.900 Metern zu Ende.
"Unsere F-18-Jets heben je nach Gewicht bei rund 170 Meilen pro Stunde ab", sagt Garcia: "Bis zur 1.000-Fuß-Marke hätte der Jaguar unseren Kampfjet sogar hinter sich gelassen. Der erreicht das Abhebetempo erst bei knapp 4.000 Fuß. Doch die F-18 schafft mit Mach 1,8 fast die zweifache Schallgeschwindigkeit."
Das hat seinen Preis. Während die F-18 schon ohne Waffen an Bord rund 100 Millionen Dollar pro Stück kostet, ist der Jaguar XKR-S Roadster mit 138.100 Euro geradezu ein Schnäppchen. Auch sein Verbrauch von 12,3 Liter auf 100 Kilometern ist nur ein Fingerhut gegen die Tankladung, die eine F-18 pro Flugeinsatz verbraucht. Von 0 auf Tempo 100 braucht der Brite 4,4 Sekunden.
Abgeregelt - bei 300 km/h
Der XKR-S ist als offene und geschlossene Version zu haben - aktuell die Prunkstücke der Jaguar-Modellpalette. Hatte man dem auch nicht gerade zahmen XKR vorgeworfen, dass er bei maximal 280 km/h abgeriegelt wurde, schaffen die S-Zwillinge problemlos die 300er-Marke. Doch auch da wird eingebremst. "Der Wagen wäre durchaus schneller", erklärt Entwickler Andy Lovis. "Doch bei solchen Geschwindigkeiten wird es oben herum etwas zäh. Das wollten wir vermeiden. Er würde fast 200 Meilen pro Stunde schaffen – rund 320 km/h."
So wurde viel Wert auf die Abstimmung des Fahrwerks gelegt. Das ist im Vergleich zum normalen XKR mit seinen 510 PS straffer und gibt mehr Rückmeldung an den Piloten. Insbesondere die nachgeschärfte Vorderradaufhängung kann mit ihren höheren Dämpferraten gefallen.
Damit die Leistung auch im Grenzbereich auf die Straße kommt, gibt es ein um zehn Millimeter tiefer gelegtes Sportfahrwerk, eine steifere Radaufhängung vorn, den bissigen TracDSC-Modus und ein aktives Hinterachsdifferenzial. Lovis: "Die Nordschleife des Nürburgrings schaffen wir auf Serienreifen in unter acht Minuten. Das packt kaum ein anderes Auto – insbesondere nicht mit diesem Restkomfort." Und nicht mit diesem Sound.
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