Kurz & bündig
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[+] Sehr gute Ausstattung, solide Verarbeitung, riesiger Laderaum, viel Platz für die Passagiere, durchdachte Konzeption, laufruhiger und durchzugsstarker Motor, griffige Bremsen |
[-] Unübersichtliche Karosserie |
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Vom Honda-Logo am Bug bis hin zur B-Säule sind Kombi und Limousine beim Accord nahezu identisch. Der tief gezogene Kühlergrill, die breitgezogenen Klarglasscheinwerfer, die Frontschürze - ganz die Limousine, dieser Tourer. Doch hinter den vorderen Türen beginnt der große Unterschied. Und "groß" heißt in diesem Falle wirklich "groß" - 576 Liter Stauraum sind das Minimum, bei umgeklappter Rückbank sind es bis Unterkante Dach sogar 1657 Liter. Alles gut zugänglich und mit niedriger Ladekante. Kaum einer in dieser Klasse schluckt mehr.
Aber Platz satt ist eine Sache - der intelligente Umgang damit eine andere. Und dass sich Hondas Ingenieure diesen Kombi viel Hirnschmalz haben kosten lassen, das merkt man schnell. Beim Öffnen der Heckklappe schon. Die läßt sich nämlich mit einem Knopfdruck am Zündschlüssel automatisch öffnen - binnen gerade mal 10 Sekunden und unter kräftigem Gepiepse, damit sich auch ja jeder aus dem Gefahrenbereich rettet. Spätestens, wenn man beidhändig bepackt im strömenden Regen aus dem Supermarkt kommt, lernt man diesen Luxus schätzen. Das Schließen der großen Klappe erfolgt ebenfalls automatisch. Den Knopf dafür findet man an der Unterkante der "Remote-Hatch-Heckklappe". Wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt, braucht nicht um seinen Kopf zu fürchten: Trifft sie beim Zuklappen auf Widerstand, schwingt die Klappe gleich wieder hoch.
Effektives Falten
Der Stauraum selbst ist riesig - und zweigeteilt. Honda verzichtet auf das vollwertige Reserverad und packt platzsparend einen Reparaturset mit Kompressor bei. So ergibt sich unter dem eigentlichen Ladeboden noch einmal ein 50 Liter großes Staufach aus kratzfestem Kunststoff, in dem blicksicher diverse Utensilien untergebracht werden können. Dazu kommen weitere Staufächer in den Verkleidungen der Seitenwände. Haken und Ösen überall sorgen im Laderaum dafür, dass auch bei flotter Kurvenfahrt nichts durch diese "Halle" fliegt.
Zur vollen Größe wächst der Raum, wenn man die im Verhältnis 60:40 teilbaren Rücksitze umklappt. Das ist effektiv - und dank des "Quick-Flat"-Systems kinderleicht. Oben an jeder Rücklehne findet sich eine Verriegelung. Zieht man den Hebel, klappen die Kopfstützen automatisch vor und entriegelt die Lehne. Die Rücklehne kann man nun weiter vor ziehen - prompt klappen die Sitzpolster senkrecht hinter die Vordersitze und die Rücklehne kann in eine mit dem Laderaum ebene, horizontale Stellung gebracht werden. Es entsteht ein fast quadratischer Laderaum von rund 1,80 Metern Länge und über 1,3 Metern Breite. Kleiner Nachteil: Die hinteren Kopfstützen sind nicht in der Höhe verstellbar.
Ausladender Hintern
Über die Form, die ein solch ausladendes Gepäckabteil den Honda-Designern vorgegeben hat, kann man sicher Streiten. Das weit ausladende Hinterteil, die sich nach hinten verjüngenden dunklen Glasflächen, die Rückleuchten - die einen fühlen sich an den Alfa 156 erinnert, die anderen finden es vielleicht ein wenig arg dunkel und klobig. Immerhin ist das anders als so mancher Blender aus der Lifestyle-Ecke ein richtiger Kombi.
Auch für die Passagiere bietet der um 8,5 Zentimeter gestreckte Kombi mehr Raum zum Leben. Und auch er ist bis zu den hinteren Bänken mit der Limousine identisch. Schalter und Instrumente sind da, wo sie hingehören und gut eingesehen und erreicht werden können. Einzig die kräftige Klimaanlage ist ein wenig umständlich zu bedienen. Sie Sitze sind straff gepolstert und bieten ausreichend Seitenhalt. Passagiere hinten freuen sich über ausreichend Kniefreiheit auch für längere Touren.
Trotz des voluminösen Auftritts und 150 Kilo mehr Gewicht unterscheidet sich der frontgetriebene Accord Tourer im Fahrverhalten kaum von der Limousine - abgesehen von einer gelegentlich merkbar größeren Seitenneigung bei flotter Kurvenfahrt. Die Lenkung ist sportlich, präzise und ausreichend direkt, das europäisch abgestimmte Fahrwerk hält den Wagen auch unbeladen gut auf der Straße. Die Hinterachse ist gegenüber der Limousine neu entwickelt und sehr kompakt. Was dafür sorgt, dass die Radkästen nicht mehr so tief in den Laderaum hineinragen. Die Bremsen sind kräftig und gut dosierbar. Der Accord ist vom Federungskomfort her keine Sänfte, schluckt aber anstandslos allen vom Kanaldeckel bis zur Querfuge, ohne allzu viel davon an die Bandscheiben der Passagiere weiter zu geben.
Wo ist hier der Diesel?
Der 2,2-Liter-Diesel unter der langen Haube ist eine Eigenentwicklung von Honda - lediglich die Common-Rail-Einspritzung der zweiten Generation kommt von Bosch. Dafür, dass Selbstzünder auf dem japanischen Markt kaum eine Rolle spielen, ist dieses Triebwerk erstaunlich ausgereift - und unauffällig. Im Leerlauf brummelt er sanft und leise vor sich hin, erinnert beim Beschleunigen eher an einen Kompressor denn an einen "Nagler". Ruckfrei und ohne Turboloch ziehen die 103 kW/140 PS den Tourer voran. Dazu passt im übrigen die gut abgestufte 5-Gang-Handschaltung mit ihren kurzen Schaltwegen. 340 Nm Drehmoment stehen schon ab 2000 U/min zur Verfügung - entsprechend kräftig ist der Antritt. Den Spurt von 0 auf 100 schafft der leer immerhin fast 1,7 Tonnen schwere Tourer in 10,1 Sekunden, Schluss ist bei 200 km/h. Als Verbrauch gibt Honda im Mix 5,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern an. In unserem Praxistest lagen wir - bei zugegeben forscher Gangart - eher bei gut sieben Litern.
Mit einem Einstiegspreis von 27.760 Euro für den Tourer Sport ist der Kombi-Honda nicht unbedingt ein Schnäppchen - im Vergleich zu den Mitbewerbern steht er aber durchaus ordentlich da. Erst recht, wenn man die diversen Ausstattungsmerkmale mit in die Rechnung bezieht, die man anders wo gar nicht oder nur gegen Aufschlag bekommt. Die Liste der Zusatzausstattung ist entsprechend kurz. Die 5-Gang-Automatik (1750 Euro), Glas-Schiebedach (870 Euro) und Ledersitze (1650 Euro) sind ebenso Aufpreispflichtig wie DVD-Navi (2500 Euro) oder Xenon-Scheinwerfer (800 Euro).
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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