Neben dem bisher ziemlich verunglückten Smart-Experiment und der erfolglosen Fusion mit Chrysler war Maybach für Daimler der dritte große Flop der vergangenen 30 Jahre. Doch die Misserfolge von Maybach 57, 62 und dem Landaulet sind nach der Einstellung der Luxusmarke abgehakt. Nun wird nach kurzem Dornröschenschlaf Maybach als Submarke von Mercedes wieder aufgelegt - mit viel Luxus und der S-Klasse als Aushängeschild. Das erste Modell wird Mercedes-Maybach S 600 heißen und weit mehr bieten als einen verlängerten Radstand. Die doppelte Weltpremiere findet nahezu zeitgleich während der Automessen von Guangzhou und Los Angeles statt.
"Die Marke Mercedes-Benz steht für den Anspruch ‚Das Beste' bei Produkten, der Technologie und Dienstleistungen", sagt Vertriebsvorstand Ola Källenius: "Gerade im S-Klasse Segment haben die Kunden hohe Ansprüche an Exklusivität und Individualität. Mit Mercedes-Maybach sind wir jetzt in der Lage, diese Wünsche im exklusiven Top-Segment zu erfüllen."
Mit Details zum neuen, um 20 Zentimeter verlängerten Super-Benz hält sich Mercedes bisher noch zurück. Fest steht jedoch, dass er insbesondere im Fond Luxus und Platz im Überfluss bieten wird, während für den Vortrieb der doppelte aufgeladene Zwölfzylinder des Mercedes S 600 mit deutlich mehr als 600 PS sorgen wird. Neben dem 600er wird der Mercedes-Maybach auch als 500er und speziell für China auch als S 400 4Matic verfügbar sein.
Im Gegensatz zu dem eleganten, aber sehr barocken Maybach von einst wird sich das Design weitgehend an der jeweils aktuellen S-Klasse orientieren. Panzerversionen sollen dafür sorgen, dass auch Präsidenten und Staatsoberhäupter wohl behütet mit einem Mercedes-Maybach S 600 unterwegs sein können. Exklusive Karosseriewünsche? Jederzeit gerne. Man blickt dabei nicht nur in die Emirate, sondern insbesondere nach China. "Preislich werden wir uns für den Mercedes-Maybach unter dem alten Maybach bewegen", verspricht Källenius, "die Stückzahlen sollen sich deutlich über dem alten Maybach bewegen."
Die meisten Märkte auf der Welt sind gesättigt, während die Potenziale in China weiter nach oben streben
"China wird für immer der größte PKW-Markt der Welt bleiben", sagt Daimlers China-Chef Hubertus Troska, "wir müssen verstehen, was die Kunde dort wollen, um erfolgreich zu sein." Auch wenn China erst seit 2013 die USA als größter Automarkt der Welt überholt hat, so kommen aktuell auf 1.000 Einwohner gerade einmal 90 Autos. In den USA sind es 766, in Deutschland 564 Fahrzeuge.
Die meisten Märkte auf der Welt sind gesättigt, während die Potenziale in China allen Widrigkeiten und etwaigen politischen Strömungen zum Trotz gigantisch nach oben streben. Bei Mercedes sieht es da kaum anders aus als bei der deutschen Premiumkonkurrenz. GLK, E- und S-Klasse werden in China mehr als irgendwo anders in der Welt verkauft.Noch wichtiger als das neue Aushängeschild Mercedes-Maybach wird jedoch eine deutliche Ausweitung des Modellportfolios sein. Bis 2020 sollen 30 neue Mercedes-Modelle auf den Markt kommen, ein Dutzend davon ohne Vorgängergeneration. Heißt: Mercedes schließt mit Nischenmodellen ebenso wie die Konkurrenz BMW und Audi jede noch so kleine Lücke.
Im Fokus soll dabei insbesondere Asien stehen. Um der gewaltigen Bedeutung des chinesischen Marktes Rechnung zu tragen, baute Daimler ein neues Entwicklungs- und Forschungszentrum mit einem eigenen Designbereich in Peking. Insgesamt wurden umgerechnet 112 Millionen Euro in den Entwicklungsstandort gesteckt; 13,5 Millionen in das neue Gebäude.
"Mit unserem neuen Center in China setzen wir die Strategie der Internationalisierung unserer R & D-Aktivitäten konsequent um und unterstreichen unser klares Engagement für China", bekräftigt Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Besonders die extra-langen S-Klasse-Versionen und neue Crossover sollen den chinesischen Premiummarkt aufmischen.
"Jetzt ist der Zeitpunkt, die gesamte Fahrzeugfamilie von Anfang an neu benennen"
Unter den zwölf neuen Mercedes-Modellen befinden sich zum Beispiel Crossover Coupés für den jetzigen ML und den GLK, das Sportwagen-Doppelpack AMG GT und AMG GT Roadster sowie Cabrios für die kommenden A-, C-, E- und S-Klassen. Modelle, auf die die Konkurrenz aktuell kaum Antworten hat. Um diese Vielzahl an neuen Modellen abbilden zu können, wird Mercedes ab Anfang 2015 auf eine neue Nomenklatur umschwenken. "Jetzt ist der ideale Zeitpunkt dafür, unter anderem deshalb, weil wir im kommenden Jahr fast unsere gesamte SUV-Palette erneuern und somit die gesamte Fahrzeugfamilie von Anfang an neu benennen können", erklärt Marketing-Leiter Jens Thiemer im Rahmen der Vorstellung der neuen Nomenklatur.
Heißt konkret, dass der bisherige GLK als C-Klasse-Modell der GL-Baureihe zukünftig GLC heißen wird oder die M-Klasse als GLE zum Kunden kommt. Darüber positioniert das GLE Coupé oder der GLS als Luxus-SUV auf Niveau der S-Klasse, der bisher nur GL hieß. Bei GLA und der archaischen G-Klasse kann alles beim alten bleiben.
Bei den 4-Türer Coupés ist die Systematik analog aufgebaut. Die ersten beiden Buchstaben "CL" bezeichnen die Herkunft, der dritte Buchstabe die Anbindung an eine der Kernbaureihen: also CLA und CLA Shooting Brake sowie CLS und CLS Shooting Brake. Die Roadster führen ab 2016 "SL" als Herkunftsbezeichnung im Namen, der dritte Buchstabe ist die Anbindung an die Baureihe. Damit wird der SLK zum neuen SLC.
Deutlich einfach sieht es künftig bei der Nomenklatur der Antriebsarten aus. Die Dieselmodelle werden einfach mit einem "d" gekennzeichnet. CDI und Bluetec haben als Annexe ausgedient, während "e" für elektrisch steht, "f" für Fuelcell und "h" für Hybrid.