Wer einen Blick hinter den ebenso imposanten wie eigentlich nutzlosen Kühlergrill des neuen Ford E-Transit wirft, der wird eher enttäuscht: Eine ziemlich gähnende Leere tut sich auf. Plastikbehälter für Bremsflüssigkeit, Scheibenwaschanlage & Co.. Dazu etliche Schläuche und orangene Hochvoltkabel – das war's dann weitestehend. Der fast sechs Meter lange und 2,6 Meter hohe Kastenwagen kommt ganz ohne Verbrennungsmotor aus. Der Transit wird elektrisch. Und unter dem Namen "Ford Pro" eingebunden in ein ganzes System.
Ford bietet den rein elektrischen Transit künftig in allen möglichen Variationen an: Von 5,5 Meter Länge bis 6,7 Meter, von gut 2,4 Meter Höhe bis fast 2,8 Meter. Als Kasten mit und ohne Fenster, mit Doppelkabine, als Kühlfahrzeug oder roh für eigene Aufbauten, mit 7,2 m³ Ladevolumen oder 15,1 m³. Die Leistungsbandbreite der Elektromotoren reicht von 135 kW/184 PS bis zu kräftigen 198 kW/269 PS, das Drehmoment liegt immer bei 430 Nm. Die Reichweiten mit vollgeladenem Akku variieren zwischen 238 und 305 Kilometern. Alles für den Lieferverkehr über kurze Distanzen, für Handwerker, Bäcker, Paket- oder Lieferdienste.
Der Lithium-Ionen-Akku ist im Unterboden eingebaut und trägt so ganz nebenbei für einen tiefen Schwerpunkt und nur noch geringe Kurvenneigung bei – keine Entschuldigung mehr für herumpurzelnde Pakete. Die Kapazität des Akkus, der den hinten im Fahrzeug untergebrachten Elektromotor mit Strom versorgt, beträgt 60 kWh. Angetrieben werden die bei Ford Otosan Gölcük im türschen Kocaeli gebauten elektrischen Transit über die hinteren Räder. An einer normalen Haushaltssteckdose braucht es 11,5 Stunden, bis der leere Akku wieder voll aufgeladen ist, an der Schnellladedose reichen laut Ford auch 34 Minuten für 80 Prozent Ladung.
Für einen großen Kastenwagen ist der E-Transit bemerkenswert ruhig unterwegs - selbst auf schlechteren Straßen poltert und scheppert nichts
Der Transit lässt sich selbst in der langen Version mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit durch den Verkehr in der Stadt dirigieren. Die großen Spiegel links und rechts helfen dabei, eine Heckkamera, die den Verkehr hinter dem Fahrzeug zum Fahrer übertragen könnte, wird leider nur für das Rangieren im Rückwärtsgang genutzt. Die elektrische Lenkung arbeitet präzise. Über einen Drehknopf neben dem rechten Knie des Fahrers lässt sich die Automatik einstellen. Drückt man den L-Knopf in der Mitte, agiert die Rekuperation in der höchsten Stufe. Um rein mit dem Gaspedal zu fahren reicht es allerdings nicht ganz: Der Transit kommt nicht von alleine zum vollständigen Stillstand. Für einen großen Kastenwagen ist der E-Transit bemerkenswert ruhig unterwegs. Selbst auf schlechteren Straßen poltert und scheppert nichts. Die Einzelradaufhängung macht also einen guten Job.
Die Fahrerkabine ist nicht luxuriös, aber zweckmäßig und sachlich eingerichtet. Ein pflegeleichter Bezug auf den Sitzen trotzt auch dem harten Arbeitsalltag, das Hartplastik rundum ist leicht abwaschbar. Ein Display von der Größe eines iPads thront in der Mitte des Armaturenbretts und zeigt in der Navigationsdarstellung groß und deutlich an, wo's lang geht. Selbst in der Innenstadt von Barcelona gab es nie ein Missverständnis. Außer zur Navigation dient das Display auch dazu, die vernetzte Logistik zu steuern. Eine ganze Reihe von Assistenzsystemen sind bereits serienmäßig an Bord, weitere gegen Aufpreis bestellbar.
Wenn der E-Transit ab Mai beim Händler steht, kostet er als Kastenwagen mit Einzelkabine ab 55.845 Euro netto, als Kastenwagen mit Doppelkabine ab 60.940 Euro. Das reine Fahrgestell ist ab 53.145 Euro zu haben. Auf alle Hochvolt-Komponenten des ER-Transit gibt Ford eine Garantie von acht Jahren oder eine maximale Laufleistung von 160.000 Kilometer.
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