Wilfried Vahland ist der Stolz über den neuen Škoda Rapid anzumerken. "Das ist auch mein Auto", sagt der Vorstandsvorsitzende der tschechischen Marke und fährt mit der rechten Hand über das Armaturenbrett. Bevor der neueste Rapid am 19. Oktober in den Handel kommt, wird er von dem obersten Entscheidungsträger der VW-Tochter noch einmal auf Herz und Nieren geprüft. Und wie der oberste VW-Konzernlenker Martin Winterkorn fasst auch Vahland jedes noch so kleine Detail kritisch ins Auge und setzt, falls nötig, auch entscheidende Änderungen durch. Angefangen vom aufgewerteten Innenraum ("Das machen wir jetzt so"), bis hin zu den zentral gesteuerten Fensterhebern.
Dieses Detail, dem Fahrer zusätzlich eine Steuerkonsole für alle vier Fenster zu geben, geht direkt auf die Wünsche der Käufer zurück. "Kritik von Kunden gehört angenommen und abgestellt", sagt der oberste Škoda-Mann und wirkt dabei ziemlich entschlossen. Manchmal geht es aber bei den Entscheidungen, wie genau der letzte Feinschliff auszusehen hat, ziemlich hoch her. Über den Kofferraum-Zuziehgriff, der ein bisschen an den Euter einer Gummi-Kuh erinnert, wurden heiß diskutiert. Letztendlich blieb man bei dieser Lösung, da sie am praktischsten ist. "Bei normalen Griffen, die sich in der Heckklappe befinden, muss man umgreifen. Das ist für kleinere Menschen nicht immer einfach", sagt Entwicklungschef Frank Welsch.
Dass Škoda einen Rapid Spaceback bekommt, geht ebenfalls auf Wilfried Vahland zurück. "Wir haben immer von einem Spaceback geträumt." Doch im VW-Konzern ist für Männerträume nur dann Platz, wenn sie von Martin Winterkorn oder dem Patriarchen Ferdinand Piech persönlich stammen. Anders ist ein schon in der Entwicklung sündhaft teures Auto wie das PS-Monster Bugatti Veyron nicht zu erklären. Also muss der Rapid Spaceback und mit ihm die ganze Rapid-Familie Erträge einfahren und Verkaufsvolumen generieren. Der Spaceback soll vor allem in Westeuropa zum Erfolg werden, während in Osteuropa die klassische Stufenheck-Limousine weiterhin gefragt ist.
Doch dabei darf die Attacke gegen die Klassenprimus VW Golf nicht zu hart ausfallen. Da bekam Volkswagen zunehmend Probleme mit der tschechischen Tochter, die sich zum erfolgreichsten Automobil-Importeur Deutschland gemausert hat. VW-Technik, gute Qualität - und das zu einem sehr guten Preis. Deswegen ist der Rapid eine halbe Klasse unter dem Golf angesiedelt.
Auch in anderen Segmenten als der Kompaktklasse wetzen die Tschechen ihre Messer
Das geht einher mit der Neuausrichtung der tschechischen Traditionsmarke, die als Speerspitze gegen die immer stärker auftrumpfenden Importeure fungieren und so dem Flaggschiff des Mutter-Konzerns den Rücken freihalten soll. Neben Ford, Peugeot und Renault haben es die VW-Manager hauptsächlich auf Hyundai und Kia abgesehen. Der Rapid Spaceback soll die erste Kundeneroberungs-Kerbe in die Phalanx aus Hyundai i30 und Kia c'eed schlagen. Dass sich bei Ford Focus und Renault warm anziehen muß, ist eh klar.
Doch die Attacke gegen die aufstrebenden Konkurrenten aus Fernost wird nicht nur in der hart umkämpften Kompaktklasse geritten. Auch in anderen Segmenten wetzen die Tschechen ihre Messer. Spricht man Wilfried Vahland auf den nächsten Superb an, kommt der Škoda-Chef aus den Lobeshymnen nicht heraus. Emotionaler soll das Mittelklasse-Modell aus Tschechien werden. Für ein Detail hat er aber persönlich gesorgt. Beim noch aktuellen Modell war der Regenschirm wegrationalisiert worden. Vahland bestand darauf, das Accessoire wieder ins Auto zu packen. Mehr noch: Beim nächsten Superb wird der Schirm sich in der Fahrertür vorne links befinden.
Entscheidend ist auch der Octavia. Der soll für eine neue Bestmarke sorgen und sich 500.000 Mal verkaufen.
Und was ist mit dem Wachstums-Segment SUV? Da liegt bei Škoda schon länger der Plan für ein 4,60-Meter-Modell in der Schublade. Das Design ist sehr weit fortgeschritten. In Europa soll der große Škoda Offroader sieben Sitze haben und in China fünf. "Noch ist nichts endgültig entschieden, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass das Auto kommt", meint Wilfried Vahland und schiebt gleich das Erfolgs-Geheimnis seiner Marke hinterher. "Das grüne Blut der Mitarbeiter. Jeder identifiziert sich mit Škoda."
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