Die Liga der Kompaktklasselimousinen scheint nach Jahren im Untergrund langsam wieder auf Touren zu kommen. Früher hatten Modelle wie VW Derby/Jetta, Opel Kadett/Ascona oder Ford Taunus/Orion auch in unseren Breiten nennenswerte Marktanteile. Doch den Kunden verging irgendwann die Lust auf Stufenheck. Folge: die Hersteller ließen das Segment schleifen. Jetzt rührt sich wieder was.
Zwar ist kaum erwarten, dass sich gerade in den kleineren Fahrzeugklassen der Großteil der Kunden wieder komplett von den Schrägheckmodellen abwendet. Doch der Trend zu neuen Stufenheckmodellen ist unverkennbar. Bereits in der vergangenen Generation des 1er BMW gab es eine besonders sportliche positionierte Coupéversion. Die hatte mit einem eleganten Coupé im eigentlichen Sinne zwar nicht viel gemein und war mehr eine knackige zweitürige Limousinenversion mit kurzem Heck. Aber es wird kein Einzeltäter bleiben. Auch von der neuen 1er Generation wird es nach Fünf- und Dreitürer wieder eine Stufenlösung geben.
Das sieht bei Hauptkonkurrent Audi nicht anders aus. Dort hat man, besonders mit Blick auf die Märkte in Osteuropa und Asien, den Audi A3 erstmals auch als Stufenheckversion geplant. Dabei geht es weniger um das Thema Sportlichkeit und Dynamik, als vielmehr darum, mit möglichst vielen Karosserievarianten ein maximales Modellspektrum abzudecken.
Anders als in Westeuropa erfreuen sich Stufenheckmodelle in osteuropäischen Ländern nach wie vor einer nennenswerten Nachfrage. Auch auf langfristig eher schwachen Märkten wie Türkei, Spanien und Portugal machen Stufenheckmodelle auch in Segmenten unterhalb der Mittelklasse einen nennenswerten Verkaufsanteil aus.
Klein, aber Stufe
BMW 1er oder Audi A3 sind dabei keine Ausnahmen. Auch die Frontantriebsplattform von Mercedes wird nach A- und B-Klasse als kleinen Bruder des CLS eine coupéartige viertürige Limousinenversion bekommen, die mit einem Motorenspektrum von 122 bis 211 PS angeboten wird. Es wird Front- und Allradantrieb geben und auch eine AMG-Version mit bis zu 350 PS ist im Gespräch. Stufenheck is back!
Ford brachte seinen erfolgreichen Fiesta nicht zuletzt mit Blick auf den nordamerikanischen Markt auch als Stufenheckmodell heraus. Eine Klasse größer setzt Volkswagen auf eine Ausbreitung der Plattformstrategie. So bieten die Schwestermarken Seat und Skoda in der 4,50-Meter-Klasse ein und dasselbe Modell mit den Bezeichnungen Toledo und Rapid an. Skoda bietet damit, wenn auch sehr zaghaft, ein echtes Kompaktklassemodell an, das neben dem VW Golf VII steht. Der feiert im Herbst die Präsentation seiner siebten Auflage.
Bisher gab es bei den Tschechen nur den klassenhöheren Octavia, der mit dem Golf zwar eng verwandt war, jedoch weit genug von ihm positioniert stand. "Der Skoda Rapid ist ein geräumiges, elegantes und zugleich erschwingliches Auto für die ganze Familie und überzeugt mit cleveren Lösungen, modernster Technik und hoher Wirtschaftlichkeit", sagt Skoda-Chef Winfried Vahland.
Opel zieht nach
Auch Seat kehrt zurück zu alten Tugenden. In den vergangenen Jahren war der Toledo in seiner dritten Generation ein wenig ansehnlicher Rucksack-Bruder des Vans Seat Altea. In seinem Heimatland Spanien hat der Toledo nicht nur im umkämpften Taxigeschäft eine lange Tradition. Hauptmärkte für den Toledo sollen neben dem Heimatland Spanien insbesondere Deutschland, Mexiko und die Türkei sein.
Skoda Rapid und Seat Toledo bieten mit einer Länge von jeweils 4,48 Metern und einem Radstand von 2,60 Metern Platz für bis zu fünf Personen und einiges an Gepäck. Das Motorenprogramm umfasst fünf Benziner (1,2 und 1,4 Liter) und zwei 1,6 Liter Diesel mit einem Leistungsspektrum von 75 bis 122 PS. Die Einstiegspreise liegen für Seat Toledo und Skoda Rapid bei rund 14.000 Euro.
Auch bei Opel erwartet man eine steigende Nachfrage von Stufenheckmodellen - selbst in kleineren Fahrzeugklassen. So ist der Opel Astra zum Sommer 2012 auch als viertürige Limousine zu bekommen, die neben Drei- und Fünftürer sowie dem geräumigen Kombi Kunden lockt. Nicht nur vom Design ist der Opel Astra Stufenheck keine schlechte Alternative. Mal sehen, wer in den nächsten Monaten noch auf den trendigen Zug zurück in die 70er Jahre aufspringt.
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