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Unser Autor: Jürgen Wolff

Hintergrund  Hintergrund: VW in den USA

Aufsteiger



Jonathan Browning ist gesundheitlich angeschlagen. Der USA-Chef von VW kann nur noch krächzend reden. Doch so schlecht es dem Chef geht, so gut geht es mittlerweile VW selbst in Nordamerika.

 
 VW in den USA
   
 VW in den USA - Foto: Hersteller  VW in den USA - Foto: Wolff  VW in den USA - Foto: Hersteller  VW in den USA - Foto: Hersteller  VW in den USA - Foto: Hersteller  VW in den USA - Foto: Wolff

Die Zahlen, die Browning für das US-Geschäft der Wolfsburger nennen kann, sind bestens. VW hat in den USA einen "Run". Zwischen Ost- und Westküste, Kanada und Mexiko wurden im vergangenen Jahr 324.402 Volkswagen verkauft - in etwa halb so viel wie auf dem Heimatmarkt in Deutschland (686.772 Stück). Allerdings holte sich VW in den USA damit die Rekordmarke unter den deutschen Herstellern mit weniger Modellreihen: Passat und Jetta sind die Renner, dazu finden sich Tiguan, Touareg, Golf, Eos und Beetle im US-Portfolio. Den XXL-Van Routan bietet VW nur in den USA an.

Allein der Jetta wurde 150.000 Mal verkauft. Solche Zahlen mögen angesichts von insgesamt 12,6 Millionen US-Zulassungen marginal erscheinen - für Volkswagen sind sie Zeichen einer neuen Erfolgsgeschichte. Denn die über 320.000 Zulassungen machen Volkswagen mit weitem Abstand zur Nummer 1 unter den deutschen Marken in Amerika - deutlich vor BMW (248.000 Neuzulassungen) und Mercedes-Benz (245.000) oder gar der Schwestermarke Audi (116.000 Zulassungen). Vor allem aber: Die Zahl steht für eine stolze Steigerungsrate von 26 Prozent zum Vorjahr.

Der Erfolg hat viele Ursachen. Eine davon steht in Chattanooga im Südstaat Tennessee. Dort hat Volkswagen für rund eine Milliarde Dollar ein komplettes Werk für seine US-Modelle hochgezogen und bei den patriotisch angehauchten Amerikanern schwer gepunktet. Schlagzeilen rund ums Werk gab es nahezu nur positive - bis hin zur Verleihung des LEED Platinum Zertifikats durch das gemeinnützige U.S. Green Building Council für die umweltfreundliche Bau- und Produktionsweise des Werkes. Allein die ultramoderne Lackiererei soll binnen zehn Jahren rund 190 Millionen Liter Wasser sparen. Dazu rechnet VW den ökonomischen Nutzen für Tennessee vor: 2.500 Jobs im Werk selbst, mehr als 9.500 bei den Zulieferern, ein Einkommenswachstum von 12 Milliarden Dollar und 1,4 Milliarden Dollar an zusätzlichem Steuergeld.

Eine weitere Ursache für den Aufschwung besteht darin, dass VW deutlicher als je zuvor auf die Wünsche und Bedürfnisse der amerikanischen Kunden geschaut hat und entsprechende Autos anbietet, die speziell auf diesen Markt zielen. Den Passat zum Beispiel gibt es nur in den USA in einer verlängerten und preiswerten Version und er wurde prompt "Auto des Jahres".

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Die Macht ist mit VW
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Der Jetta, der in Deutschland bislang eher als Langweiler galt, wird in den USA vor allem von jüngeren Kunden geordert. Mit dem kommenden Jetta Hybrid bedient VW die verbrauchs- und umweltorientierte Klientel auf einem Markt, auf dem sich trotz aller Bemühungen der europäischen Hersteller mit sparsamen Dieselmodellen kein Blumentopf gewinnen lässt und der fest in der Hand von Toyota und Lexus zu sein scheint. Mit dem Beetle spielt man - last, not least - geschickt mit den nostalgischen Erinnerungen der Amerikaner an die Flower-Power-Zeit des Käfers.

Dazu kommt eine höchst erfolgreiche Werbung, die sich nicht nur mit viel Geld in die teuersten TV-Werbeplätze rund um den Super Bowl eingekauft hat, sondern auch Spots produzierte, die schnell zur Legende wurden und zu den meist geklickten Videos auf YouTube gehören. Den kleinen Darth Vader (Passat) oder den rasenden Käfer im Wald (New Beetle) kennt in den USA jedes Kind.

Alles in allem hat es VW in den USA so geschafft, sein einstmals ziemlich desolates Image deutlich zu verbessern, erklärt Browning stolz: In der Kundenzufriedenheitsstudie der renommierten Marktforscher von J.D. Power zog der Wolfsburger Konzern mittlerweile an Toyota, Kia oder Hyundai vorbei vom 15. auf den 4. Platz. Und zum ersten Mal seit langem hat VW in den USA wieder schwarze Zahlen geschrieben: "Es war das beste Jahr seit 2002," sagt Browning.

Diesen Schwung will Browning nutzen und Volkswagen davon in den USA weiter nach oben tragen lassen. Bis 2018 sollen dort deutlich mehr als 800.000 Volkswagen verkauft werden. Das wäre dann um einiges mehr als auf dem heimischen Markt in Deutschland.

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Fotos: Wolff
Ort: New York/Detroit

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