Die North American International Autoshow (NAIAS) 2011 in Detroit öffnet in der kommenden Woche ihre Tore. Neben der Autoshow in Shanghai im April und der IAA Mitte September ist sie die größte Automesse des Jahres - von ihrer Aussagekraft und den Signalen für USA, Europa und Südamerika ist sie vielleicht die wichtigste überhaupt.
In Detroit geht es wieder einmal um mehr als nur eine Messe. Die Autostadt Detroit im nicht gerade wohlhabenden Bundesstaat Michigan hängt seit Jahren am Tropf, mit leichter Tendenz zur Rekonvaleszenz. Rückfall nicht ausgeschlossen. Detroit heißt Auto und Auto heißt Detroit. Viele Amerikaner bezeichnen das Herz von Wayne County sowieso nur als Motown (Motor Town). Viel mehr als seine in die Jahre gekommene Autoindustrie mit dem Dreigestirn Ford, General Motors und Chrysler hat der Großraum an der kanadischen Grenze kaum zu bieten.
Nachdem die Tendenz langsam wieder nach oben zeigt, scheint auch die Zukunft der 900.000-Einwohner-Stadt gesichert. Die amerikanische Autoindustrie ein paar Meter weiter weg vom Abgrund als noch vor zwei bis drei Jahren. Nach dem Aufstiegsjahr 2010 ist man im Vorfeld der NAIAS vorsichtig positiv gestimmt.
Es wird auf der ersten automobilen Leistungsschau des Jahres eine Reihe von Weltpremieren und Neuvorstellungen geben. Insbesondere die US-Autofirmen wollen sich wieder Szene setzen. Aber mehr denn je dürfte die NAIAS nicht nur in den USA ein Fingerzeig für das neue Automobiljahr 2011 sein. Auch in Asien und Europa blickt alles nach Detroit.
Die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, dass Hybridtechnik allein auch auf dem US-Markt keine Alternative ist. Die Verkäufe entwickelten sich bei weiten nicht so stark, wie geplant. Noch schwieriger wurde es für Kleinwagen. Ein wichtiger Grund sind die wieder günstigen Kraftstoffpreise in Nordamerika. Kostete eine Gallone (3,8 Liter) Benzin Mitte 2008 bis zu 4,80 Dollar, so dümpelte der Preis in den vergangenen Monaten bei unter drei Dollar. Damit interessiert sich in den PS-verliebten USA kaum noch jemand für sparsame Autos. Dir Versuche, Kleinwagendort zu etablieren wurden daher oftmals zu Rohrkrepierern. Stattdessen zog die Nachfrage nach großen Limousinen, Pick Ups und leistungsstarken Autos wieder deutlich an.
Doch die bislang letzte Krise in der Autoindustrie sorgte dafür, dass Detroit schlechter dasteht als in den Jahrzehnten zuvor. Als die Stadt am Detroit River vor zehn Jahren ihren 300. Geburtstag feierte, blickten viele hoffnungsvoll in die Zukunft. Große Feierlichkeiten, neue Sehenswürdigkeiten, abgerissene Bauruinen und ein neuer, junger Bürgermeister machten Mut.
Doch seit mehr als 30 Jahren hat die Stadt kaum gute Nachrichten erlebt. Die Bevölkerungszahl sank nach den Rassenunruhen Ende der 60er Jahre von über zwei Millionen auf weniger als die Hälfte. Keine andere Metropole in den USA hat eine derart hohe Kriminalität und hängt so an einer einzigen Industrie wie die GM-Stadt Detroit und die benachbarten Gemeinden Auburn Hills (Chrysler) und Dearborn (Ford). Seit Jahren haben viele hier keinen Job mehr. Doch jetzt werden wieder mehr Leute eingestellt.
Für viele bleibt in der düsteren Stadt als Freizeitrefugium kaum mehr als der Sport. Da sind das Eishockeyteam der Red Wings, die Baseballmannschaft Detroit Tigers und die Basketballer Detroit Pistons, die seit Jahrzehnten einen landesweiten Ruf genießen und in mitunter neuen Arenen die City beleben sollen.
Doch rund um die Stadien gibt es nicht viel. Die Stadt ist trotz umfangreicher Bestrebungen hässlich, der engagierte Bürgermeister im Gefängnis und jenseits der Eight-Mile-Road wohnen nach wie vor fast nur Schwarze. Dabei ist es nicht so, dass man im Großraum nicht auch nett wohnen könnte. Abseits der Eight-Mile-Line gibt es sehenswerte Einfamilienhäuser und schmucke Ausflugsziele.
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