Wenn es um die Zukunft geht, dann bricht Land Rover auch mit ehernen Traditionen - selbst auf die Gefahr hin, sich zur Allerweltsmarke zu wandeln. Es gibt viele Gründe, sich einen "Landy" in die Garage zu stellen - so man ihn sich leisten kann: die Robustheit, der üppige Platz, das britische Flair, der distinguierte Auftritt. Vor allem aber der rigorose Trimm auf Geländetauglichkeit. Nicht jeder Kunde prügelt seinen Land Rover über Waschbrettpisten oder durch die Kalahari - aber jeder weiß: Er könnte, wenn er nur wollte.
Mit diesem Offroad-Dogma bricht Land Rover im Herbst. Dann stellen die Briten auf dem Autosalon in Paris einen neuen, zweitürigen Baby-Range Rover vor. Er basiert auf dem Freelander und ist mit dem Ford Focus verwandt. Bevor Land Rover im Frühjahr 2008 zusammen mit Jaguar von dem indischen Tata-Konzern gekauft wurde, gehörten die Briten zu Ford - und nach wie vor stecken viele Ford-Gene in den Entwicklungslinien beider Marken. Der neue kleine Range Rover soll nicht nur genügsam sein im Verbrauch (von unter 5 Litern ist die Rede) - es wird ihn zum ersten Mal in der Firmengeschichte auch in einer Version geben, bei der nur die Vorderachse angetrieben wird.
"Change of mind strategy", nennt das Land Rover-Chef Phil Popham: Der "2WD" passe zu den Wünschen der Kunden. Und belegt das auch mit nüchternen Zahlen. Weltweit seien die Verkäufe in den ersten drei Monaten diesen Jahres um 32% angestiegen. Auf Zukunftsmärkten wie China liege das Wachstum gar bei satten 170%. Schon lange ist klar, dass Land Rover seinen klassischen Märkten immer mehr entwächst. Immer weniger bestimmen die robusten Geländegänger das Geschäft, immer mehr die bequemen Luxus-SUV. 1983 noch wurden rund 90% aller Land Rover in Entwicklungsländer exportiert. Schon zehn Jahre später war es - dem Discovery sei Dank - genau umgekehrt: Neun von zehn Landys blieben in der westlichen Hemisphäre.
Die Roadmap, die Land Rover für die nächsten Jahre und Jahrzehnte geplant hat, reagiert auf diese Entwicklung: Sie enthält mehr oder weniger alle Optionen, die auch Audi, BMW, Mercedes oder VW für ihre großen SUV vorsehen. Eine Stopp&Start-Automatik gibt es auf Wunsch bereits beim Freelander. Nach und nach werden alle Modellreihen damit ausgerüstet.
Die nächste Generation des Range Rover wird es ab Anfang 2013 auch mit Full-Hybridantrieb geben. Wie zum Beispiel bei BMW oder Porsche ist der Elektromotor in das neue 8-Gang-Automatikgetriebe von ZF integriert. Das sorgt dafür, dass man für den Antriebsstrang Einbaulängen hat, die in alle Fahrzeuge passen - egal ob mit oder ohne Hybridantrieb und unabhängig davon, ob ein Diesel- oder Benzinmotor mit daran hängt.
Mit Schwung und Leichtbau
Der Range Rover-Hybrid wird zunächst nur den Verbrennungsmotor mit zusätzlicher Kraft (35kW und ein Drehmoment von 190 Nm) unterstützen und nicht rein elektrisch fahren können. Das soll erst in der zweiten Generation um 2015 herum möglich werden, wenn die Briten PlugIn-Hybridmotoren anbieten wollen, die an der Steckdose aufgeladen werden können. Peter Richings, als Chefingenieur bei Land Rover für die Hybrid-Entwicklung verantwortlich, verspricht damit eine rein elektrische Reichweite von "rund 30 Kilometer".
Mindestens genau so viel wie die Hybrid-Technik soll der Leichtbau Treibstoff sparen helfen - mit gut 2,5 Tonnen Lebendgewicht gehört heute der Range Rover zu den Schwergewichten seiner Zunft. Gewicht einsparen wollen die Briten hauptsächlich durch die Verwendung einer Vollaluminium-Karosserie.
Wie es weiter gehen soll, das haben die Entwickler bei Land Rover auch schon auf eine Zeitleiste projeziert - ohne allerdings Wetten auf die Jahreszahlen abzuschließen. Geplant ist so unter anderem ab frühestens 2018 auch ein Fahrzeug mit Range Extender nach dem Prinzip des Opel Ampera. Er kann mit einer Reichweite von 60, 70 Kilometern im Nahbereich rein elektrisch fahren. Sobald die Strecken weiter und die Batterien leerer werden, produziert ein kleiner Verbrennungsmotor den Strom für den Elektromotor, der - so mit Energie gespeist - den Wagen weiter antreibt.
Noch weiter in der Zukunft geben die Briten auch der Brennstoffzelle irgendwann in den 2020ern noch eine Chance und experimentieren sogar mit einem Schwungrad, das sich mit bis zu 16.000 U/min. in einer Vakuumkapsel dreht und so Energie speichert.
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