Kurz & bündig
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[+] Gut abgestimmtes Fahrwerk, agiles Handling, vernünftige Platzverhältnisse, kultivierter Diesel, solide Verarbeitung, komfortables Fahrwerk |
[-] Hartplastik-Elemente im Cockpit, kurze Sitze, relativ hoher Verbrauch |
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Der Ford Kuga fliegt als SUV hierzulande ein bisschen unter dem Radar. Dabei hat der Tiguan-Gegner eine treue Anhängerschaft. Die Gründe für die Beliebtheit sind schnell aufgezählt: vernünftiger Einstiegspreis, solide Grundausstattung und gute Platzverhältnisse haben den Crossover zu einem Brot-und-Butter-Auto für die deutsche Dependance des amerikanischen Autobauers werden lassen.
In Deutschland entschieden sich in den ersten neun Monaten des Jahres 16.993 Autofahrer für den Kuga. Das macht den Crossover zur Nummer zwei hinter dem Focus (17.344). Jetzt schiebt Ford ein Facelift nach, das die Verkäufe ab Anfang nächsten Jahres nochmal ankurbeln dürfte.
Bei der Optik zeigt der aufgemöbelte Kuga Kante - sprich Edge. Vor allem das Heck gewinnt durch die optische Annäherung an den großen Bruder deutlich und die Front blitzt mit den schmaleren Scheinwerfern angriffslustig in Richtung Klassenthron.
Im Vergleich zum solide stämmig auftretenden Tiguan von Volkswagen spielt der angriffslustige Ford eher die sportliche Note. Die rechtfertigen auch Fahrwerk, Lenkung und Schaltung. Denn da liefert Ford Europa erneut eine gelungene Anpassung des US-Pendants Ford Escape ab. Das Fahrwerk bietet einen gelungenen Kompromiss zwischen Komfort und Agilität und lässt sich weder durch Querfugen noch kurzen Schlägen aus der Ruhe bringen. Einmal durchfedern, das war es. Und in Kurven bleibt der Frontriebler lange neutral, ehe das systemimmanente Schieben über die Vorderräder einsetzt.
Das stramme, angenehm knackige manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe und die präzise Lenkung, die zuverlässig Rückmeldung gibt, komplettieren das Paket.
Im oberen Drittel des Armaturenbretts, vor allem im Bereich des zentralen Touchscreens, stört Hartplastik die Haptik und das Auge
Neu ist der 1.5-Liter Diesel mit 88 kW/120 PS, der das Zweiliter-Aggregat ablöst. Schnell fällt auf, wie akustisch zurückhaltend das Triebwerk seinen Dienst tut. Ein Grund für diese ruhespendende Akustik sind laminierte Front- und Seitenscheiben. Aber auch so verrichtet der Motor, der nur in Kombination mit Frontantrieb und manuellem Sechsgang-Getriebe zu haben ist, seine Arbeit kultiviert und geht so spritzig zu Werke, dass man sich nie untermotorisiert fühlt.
Die Daten rücken die Welt wieder zurecht: Den Sprint von null auf 100 km/h erledigt der Kuga in 12,7 Sekunden und bei 175 km/h Höchstgeschwindigkeit ist Schluss. Ein Resultat der kurzen Übersetzung des Getriebes, das dem Motor die Verve einhaucht. Zaubern können auch die Ford-Ingenieure nicht. Das maximale Drehmoment von 270 Newtonmetern, das schon bei 1.750 U/min anliegt, tut ein Übriges.
Allerdings wird diese Kombination nicht zwingend als Verbrauchs-Weltmeister in die Kuga-Geschichte eingehen. Nach einem über 300 Kilometer langen Autobahnstück, bei dem konstant eine Geschwindigkeit von 120 bis 130 km/h per Tempomat eingehalten wurde, spuckte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 7,5 Litern pro 100 Kilometern aus - der Normverbrauch beträgt 4,4 Liter pro 100 Kilometern.
Wer es noch eine Spur knackiger und direkter will, holt sich die ST-Line, da flitzt die Karosserie zehn Millimeter tiefer über dem Asphalt und auch das Fahrwerk ist straffer.
Im Innenraum bietet der Ford ein solides Ambiente, mehr nicht. Im oberen Drittel des Armaturenbretts, vor allem im Bereich des zentralen Touchscreens, stört Hartplastik die Haptik und das Auge. Irgendwie muss ja der Einstiegspreis von 23.300 Euro für den Benziner mit 88 kW/120 PS erreicht werden. Immerhin bietet Ford dafür unter anderem ein CD-Radio mit Lenkradfernbedienung und eine manuelle Klimaanlage.
Die Bedienung ist eingängig und dank der großen App-Kacheln aktiviert man auch während der Fahrt leicht den gewünschten Befehl
Das gefahrene Modell mit der deutlich umfangreicheren Titanium-Ausstattung (unter anderem mit Zwei-Zonen-Klimaanlage, Fernlicht-Assistent, Regensensor und Sync 3 Infotainment) schlägt mit 29.750 Euro zu Buche. Zum Vergleich: Ein Tiguan mit 85 kW/115 PS den es maximal mit der zweithöchsten Ausstattung "Comfortline" gibt, belastet die Porto-Kasse mit 29.600 Euro.
Wer beim Kuga das Plastik durch Leder ersetzen will, muss zur Luxusversion "Vignale" greifen, die mindestens 34.650 Euro kostet. Bei den elektronischen Helfern erfüllt Ford die Erwartungen: ein adaptiver Tempomat (verzögert bisweilen sehr ruckartig) inklusive Spurhalte Assistent ist ebenso zu haben, wie ein Toter-Winkel-Überwacher.
Im Kuga feiert das neue Ford-Infotainment-System "Sync 3" seine Europa-Premiere. Der Acht-Zoll-Touchscreen ist eine deutliche Verbesserung zu dem Mäusekino vergangener Tage. Die Bedienung ist eingängig und dank der großen App-Kacheln aktiviert man auch während der Fahrt leichter den gewünschten Befehl. Da Ford auch bei diesem größeren Bildschirm nicht von der tiefen Platzierung in einem Gehäuse abweicht, ist das Display schwerer zu erreichen. Das hat den Nachteil, dass man mit dem Handballen hin und wieder versehentlich andere (virtuelle) Knöpfe berührt. Auch die Auflösung der Grafiken und Animation kann nicht ganz mit dem VW und einigen anderen mithalten, aber das Sync 3 erfüllt seinen Zweck.
Beim Platz schlägt die Stunde des 4,52 Meter langen Kuga. Im Fond machen es sich auch Erwachsene bequem und der Kofferraum kann mit einem Fassungsvermögen von 456 bis 1.653 Litern mithalten (Tiguan: 615 bis 1.655 Liter). Die Sitzposition ist auch für ein SUV hoch und die Beinauflage des Gestühls zu kurz. Insgesamt sechs Motorisierungen stehen zur Auswahl - drei Diesel, drei Benziner. Die Leistungsspanne reicht von 88 kW/120 PS bis hin zu 134 kW/182 PS.
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"Wer es noch eine Spur knackiger und direkter will, holt sich die ST-Line des Ford Kuga - da flitzt die Karosserie zehn Millimeter tiefer über dem Asphalt."
Wolfgang Gomoll |
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