Kurz & bündig
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[+] Großzügiger Innenraum, gute Rundumsicht, alternatives Antriebskonzept, praktische Ablagen, variabler Kofferraum, bequemer Ein- und Ausstieg |
[-] Schwacher Motor, billiger Innenraum, kein Euro 4, Detailfehler, Mängel in der Sicherheitsausstattung |
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Optisch hat sich auf den ersten Blick viel getan: Die Fernscheinwerfer rutschten von ihrer deplatzierten Lage unter der Windschutzscheibe in eine Leuchteneinheit im Stil des Fiat Idea. Sanft steigt nun die Motorhaube an – keine Kante mehr an unpassender Stelle. Leichte Modifikationen gab es auch am Heck - aber optisch Fehlgriffe gab es hier nicht auszumerzen. Leider unverändert zeigt sich der Innenraum des 4,09 m langen Multipla: Obermaterialien und Sitzbezüge wirken nach wie vor billig. Das mittige Armaturenbrett und die Bedienelemente bleiben wenig ansehnlich und zumeist schlecht platziert. Praktisch zeigen sich die zahlreichen Ablagen im gesamten Innenraum.
Über den sechsten Sitzplatz freuen sich allenfalls Taxifahrer, die auch ansonsten das großzügige Raumangebot des Multipla zu schätzen wissen. Schulterbreite, Bein- und Kopffreiheit sind die starken Seiten. Doch ein variables und innovatives Sitzkonzept sieht seit Jahren anders aus. Die Sitze lassen sich nicht ausreichend verschieben oder im Boden versenken. Stattdessen kann man die - schweren - Einzelstühle nur mühsam ausbauen.
Abstriche gibt es auch bei der Bedienung. Die hinteren elektrischen Fensterheber lassen sich nur vom Fond aus bedienen. Das Wieso bleibt ein Geheimnis der Fiat-Konstrukteure. Der Heckwischer verfügt nicht einmal über eine Intervall-Steuerung. Hier wurde an mancher Stelle einfach nicht nachgedacht.
Keine Qual bei der Wahl
Kein Wunder, dass es ein Multipla schwer auf dem umkämpften Van-Markt hat. Da nutzt es wenig, dass man den mittleren Frontsitz für 110 Euro Aufpreis gegen eine praktische Kühlbox auswechseln kann oder die großen Fensterflächen für angenehme Luftigkeit sorgen. Die Gastanks sind versteckt unter dem Fahrzeug angebracht. Mehr stört was anderes: Das Kofferraumvolumen wird durch das liegende Ersatzrad beeinträchtigt. So liegt der Stauraum zwischen 430 und mächtigen 1.876 Litern.
Besonders interessant ist der Fiat Multipla mit dem Natural Power-Antrieb. Der Fahrer kann sich hier entscheiden: Der Motor des Multipla wird mit Erdgas oder Benzin betrieben. Vor Jahren wurde der Multipla innerhalb kürzester Zeit zum erfolgreichsten Erdgasauto Deutschlands. Eine Version allein mit Erdgasantrieb (Bluepower) konnte sich gegen den bivalenten Antrieb jedoch nicht durchsetzen und wurde eingestellt. Das 1,6 Liter Aggregat leistet mit Benzinantrieb 103 und mit Erdgasantrieb 92 PS. Damit ist der knapp 1,6 Tonnen schwere Fronttriebler hoffnungslos untermotorisiert. Müde und träge geht es auf Landstraßen und Autobahnen umher. Kein Vergleich zur souverän motorisierten Dieselversion mit 1,9 Litern Hubraum, 115 PS und immerhin 203 Nm Drehmoment. Wer nicht zum Verkehrshindernis werden möchte, muss die Gänge schon mächtig ausdrehen. Immerhin gibt es für Fahrwerk, Fünfgang-Schaltung und Lenkung durchaus ansprechende Noten.
Wenig Gas im Gasbetrieb
Schlecht hingegen, dass die beiden Antriebsarten nur im unteren Drehzahlbereich zu wechseln sind. 0 auf 100 km/h in 13,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h sind zu wenig. Im Gasbetrieb wird es noch träger. Zudem verbraucht der familiäre Fiat durchschnittlich neun Liter Super auf 100 km und schafft nur die Schadstoffklasse Euro 3. Schade, denn eine Reichweite von insgesamt 840 km (430 km Benzin- und 410 km Gasantrieb) kann sich sehen lassen.
Der Preis für einen Fiat Multipla Natural Power in der Version Active liegt bei 20.590 Euro, der Dynamic kostet 1.700 Euro mehr. Nebelscheinwerfer (150 Euro), Klimaanlage (1.100 Euro) und selbst elektrische Fenster hinten (250 Euro) müssen beim Basismodell extra geordert werden. ESP ist optional nur für die Dieselversion zu bekommen. Der Anteil der Erdgasfahrzeuge im Modellprogramm soll bei rund 15 Prozent liegen.
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