Gepanzerte Fahrzeuge erfreuen sich einer gesteigerten Nachfrage. Mit der Anzahl der Superreichen steigt auch die der sowohl offensichtlichen als auch der nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennenden Sonderschutzfahrzeuge. Diesen Trend lässt sich der kalifornische Umrüster US Specialty Vehicles, kurz USSV, nicht entgehen und bietet genau solche fahrenden Festungen an - zu sehen zuletzt auf der Autoshow in Shanghai. Allerdings - und das könnte natürlich an der räumlichen Nähe zur Scheinwelt Hollywood liegen - würden die Boliden kaum einer kleinen Vorortschießerei in Los Angeles standhalten.
Firmengründer Tim Tang betont: "Wir haben Millionen von Dollar in die Entwicklung der Anbauteile investiert." Unterm Strich bleibt allerdings auch ihm nur die Erkenntnis, dass "der G. Patton Rhino GX so aussieht wie ein gepanzertes Fahrzeug - aber keines ist."
Seine Erklärung ist recht simpel: "Männer mögen Geschwindigkeit, Kraft und Luxus - jedes dieser Dinge. Sportfahrzeuge sind auf Geschwindigkeit ausgelegt, aber nicht auf Kraft oder Stärke. Gepanzerte Fahrzeuge zeigen Kraft und Stärke. Aber da ist irgendwie nichts dazwischen." Naja, ob der auf einem Ford F 450 Super Duty aufbauende SUV da den perfekten Hybriden darstellt, sei dahingestellt.
Damit der normalerweise mit einer Zwillingsbereifung an der Hinterachse ausgestattete Pick Up neben seinem trägen Äußeren auch noch einen satten Raumgewinn verzeichnen kann, bedient sich USSV eines cleveren Tricks: Die hinteren, inneren Reifen werden weggelassen und an der Vorderachse eine Spurverbreiterung installiert.
Aktuell haben sich schon knapp 80 Kunden für einen solchen Blender entschieden
So offenbart sich auf einer Länge von bis zu 6,10 Meter und einer Breite von 2,44 Meter eine Lederlandschaft mit Holzdielenboden und einem gewaltigen Flachbildschirm. Jetzt beginnt auch der letzte Spötter zu verstehen, was es mit der fahrenden Fassade eigentlich auf sich hat: In einem Land wie China, in dem die Großstädte viele hundert Kilometer weit auseinanderliegen können und die Flugverbindungen nicht allzu gut sind, bleibt manchmal nichts anderes übrig als der Landweg. Und warum sollte einer der rund 2,5 Millionen Millionäre oder 2.100 Milliardäre in China während dieser Zeit auf Luxus in Kombination mit einer zumindest dem Anschein nach angemessenen Panzerung verzichten? Aktuell haben sich daher schon knapp 80 für einen solchen Blender entschieden.
Damit die Fahrt nicht nur gemütlich sondern stets auch mit Dampf voran geht, dafür sorgt ein 6,8 Liter großer V10-Benzinmotor. 367 PS und 610 Newtonmeter werden unter der gewaltigen Motorhaube erzeugt und per Fünfgang-Automatik an alle vier angetriebenen Räder weitergeleitet. Zumindest solange, bis der 151 Liter große Treibstofftank leergesaugt ist. Bei einem Kampfgewicht von 3,5 Tonnen und 38 Zoll großen Rädern dürfte nach gut 500 Kilometern der erste Tankstopp anstehen.
Dort könnte dann ein völlig desillusionierter Range Rover-Fahrer, dessen Fahrzeug wie die Miniaturausgabe des G. Patton ausschaut, nach der Herkunft des Namens fragen. Die Antwort kennen seine Besitzer schon aus dem Effeff: "Der 1970 erschienene Film Patton mit George C. Scott in der Hauptrolle, war der erste westliche Film, der im lokalen Fernsehen in China ausgestrahlt wurde, als China sich so langsam aber sicher dem Rest der Welt öffnete. George Patton ist ein Name, den jeder Chinese liebt. Ein amerikanischer Held", schwärmt Tim Tang von dem 1945 in Heidelberg verstorbenen Vier-Sterne-General George Smith Patton.
Auf der diesjährigen Tuningshow SEMA im Spielerparadies Las Vegas stellt USSV sein zweites Modell vor, den Rhino JX. Der auf einem Jeep JK Chassis basierende Sonderling stellt einen günstigen Einstieg in die Welt der Alibi-Sonderschutzfahrzeuge dar. Mit knapp 60.000 Euro liegt er rund 100.000 Euro unter dem in den USA für den Rhino GX aufgerufenen Preis. In China kosten solche Fahrzeug dank einer gewaltigen, vom Spritverbrauch abhängigen Steuer schnell mal das Dreieinhalbfache. Der G. Patton Rhino GX kostet dort daher satte 550.000 Euro.
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