"Der erste Eindruck muss sitzen!" So oder so ähnlich dürfte der Satz auf den Bürobannern lauten, die in den Marketingabteilungen vieler Autohersteller hängen. Anders sind kostspielige Auftritte, die der ersten Präsentation eines neuen Fahrzeugs dienen, nicht zu erklären - und wahrscheinlich auch nicht vor dem Controlling zu rechtfertigen. Während hier und da bei einigen Modellen hart an der Preisschraube gedreht wird, heißt es für die Marketingabteilung offenbar: "Hier, nehmt das Geld und macht was Eindrucksvolles draus! Etwas noch nie Dagewesenes!"
Dass dabei auch vor der Wiederholung eines einprägsamen Events nicht zurückgeschreckt wird, zeigt die neueste Aktion des Autoherstellers Ford in den USA. Wie schon zur Markteinführung des ersten Mustang durfte auch der aktuelle Sportwagen auf dem ehemals höchsten Gebäude der Welt, dem Empire State Building, seine Premiere feiern. Die Techniker hatten sechs Stunden Zeit, das bereits zerlegte gelbe Cabrio vom Fuße des 381 Meter hohen Gebäudes per Aufzug bis zur 86. Etage zu transportieren und wieder zusammenzubauen.
Ein ähnliches Deja-vu ereilte 2005 Zuschauer eines Audi A6-Stunts. Wie schon 1986 in einem legendären Werbespot ging Audi auf der Ski-Sprung-Anlage im finnischen Kaipola ein geplantes Risiko ein. Die 37,5 Grad Steigungswinkel, also rund 80 Prozent, wurden dieses Mal von einem 335 PS starken A6 4.2 quattro mit Uwe Bleck am Steuer bewältigt. Rund 60 Kilometer pro Stunde schnell und mit sechs Millimeter langen Spikes ging es innerhalb von neun Sekunden auf 47 Meter hoch.
Wesentlich höher hinaus ging es in der Vergangenheit für zahlreiche Fahrzeuge, die per Helikopter den Boden unter ihren vier Rädern verloren. So wurden ein Fiat Panda, ein Land Rover Discovery 3, ein Aston Martin, ein Lamborghini Reventon, ein Maybach und ein Toyota Hilux von A nach B geflogen. Letzterer durfte sogar im Inneren eines Helikopters Platz nehmen. Zu den automobilen Heli-Passagieren zählte ebenfalls ein Opel Corsa, dessen Flug über die Londoner Tower Bridge führte.
Mitten durch eine der größten flugfähigen Maschinen der Welt führte 2013 der Weg einiger Range Rover Sport-Modelle
Ähnlich feudal war auch der fliegende Auftritt des Maybach: Nachdem die Luxuskarosse 2002 in einem gläsernen Container an Bord des Passagierschiffs Queen Mary New York erreicht hatte, wurde sie per Hubschrauber über das Financial District geflogen. Der Aston Martin-Heliflug endete in Dubai auf dem Dach des berühmten Hotels Burj-Al-Arab. Grund war der 100. Geburtstag der britischen Edelschmiede.
Mitten durch eine der größten flugfähigen Maschinen der Welt führte 2013 der Weg einiger Range Rover Sport-Modelle. Im Rahmen einer Produktvorstellung durften die Fahrer der britischen Edel-Offroader einen künstlichen Offroadkurs durch einen stillgelegten Jumbo-Jet fahren. Ohnehin ist Land Rover legendär für seine spektakulären Fahrveranstaltungen - nicht nur wegen der harschen hauseigenen Offroad-Trails auf der Insel. Als die Briten etwa den Evoque präsentierten, führte ein Teil der Fahrstrecke durch alte, aufgelassene Eisenbahntunnel direkt unter der Innenstadt von Liverpool.
Noch mehr Platz bot das Oberdeck des Flugzeugträgers Cavour in Abu Dhabi für die Präsentation des 750 PS starken Lamborghini Veneno Roadster. Die Sportwagenbauer lieben den Vergleich ihrer Straßenjets mit denen für den Flugbetrieb. Grund genug also, um für einen kurzen Zeitraum auf einer Startbahn des internationalen Flughafens von Miami zu demonstrieren, dass ihr neuer Aventador LP 700-4 Roadster mit 338 Kilometern pro Stunde am Boden schneller ist als ein startendesr Jet.
Nicht ganz so schnell, aber dafür loopingfähig waren am 30. Juni 2012 zwei Hot Wheels-Autos. Beide Fahrer waren in ihren bunten Sportwagen gleichzeitig in einen vertikalen Looping gefahren und hatten danach sogar noch einen mehrere Meter weiten Sprung absolviert. Das Resultat: Weltrekord.
Etwas unspektakulärer rollte der Nissan Versa Note in den USA aus übergroßen Paketen eines Online-Versandunternehmens
Auch weltrekordverdächtig ist einer, wenn nicht der berühmteste Spagat der Welt. Niemand geringerer als Mr. Spagat selbst, Jean-Claude van Damme, wagte sich, einen Spagat zwischen zwei rückwärtsfahrenden schwedischen LKW zu vollführen. Der nur auf den Außenspiegeln der Volvo-Trucks stehende van Damme stellte damit die Spurtreue des neuen Dynamic Steering Systems unter Beweis.
Ebenfalls einen Beweis, aber eher einen für einen ausgefallenen Humor, zeigte die Opel-Marketingabteilung bei der Präsentation des neuen Insignia. Im Londoner Potters Field Park wurde von den Rüsselsheimern ein Bereich so bearbeitet, dass er wie die Absturzstelle eines fliegenden Etwas ausschaute. Aus ihm heraus wurde an einem Kranausleger eine Kapsel mit einem Durchmesser von 4,70 Meter nach oben gezogen. In 45 Metern Höhe löste sich plötzlich, aber geplant, ein großer Gegenstand, der gen Boden rauschte und kurz vor dem Aufschlag von Stahlseilen abgefangen wurde: der neue Opel Insignia.
Etwas unspektakulärer rollte der Nissan Versa Note in den USA aus übergroßen Paketen eines Online-Versandunternehmens. Im Rahmen einer gemeinsamen Aktion konnte der kleine Japaner für ab 16.000 US-Dollar inklusive eines 1.000 US-Dollar-Gutscheins bestellt werden. Einige Käufer mussten ihren Neuwagen nicht selbst abholen, sondern bekamen ihn per Paket nach Hause geliefert.
Mit 13,53 Millionen Zuschauern die wohl größte Aufmerksamkeit erzielte ein Opel Meriva in der Wetten, dass…?-Show vom 22. Februar 2003. Mit Stuntman Jürgen Baumgarten am Steuer gewann das Rüsselsheimer Automobil die Wette, in der es darum ging schneller die Eis-Rodelbahn im bayrischen Unterammergau herunter zu rasen als der Europameister Reinhard Wallensteiner mit seinem Team auf einem Hornschlitten. Der Sieg brachte ihm zugleich den Titel des damaligen Wettkönigs ein.
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