Aus der Formel 1 will BMW aussteigen und ein Auto wie Audis R8 oder den Mercedes SLS AMG haben die Bayern nicht anzubieten. Wer nun fürchtet, BMW könnte sich ganz aus der Supersportwagen-Liga verabschieden, darf aufatmen: Die Studie Vision EfficientDynamics zeigt auf der IAA im September nicht nur ein atemberaubendes Design, sondern auch einen Ausblick auf künftige Antriebstechniken der Automarke.
Als Vollhybrid verfügt der 2+2-Sitzer über zwei Antriebsquellen - einen Dreizylinder-Turbodiesel und je einen Elektromotor an Vorder- und Hinterachse. Der Diesel holt aus 1,5 Literchen Hubraum dank Turboaufladung 120 kW/163 PS. Der Sportwagen wird entweder rein elektrisch, allein mit dem Dieselmotor oder von allen drei Motoren gemeinsam angetrieben.
Die Gesamtleistung des Systems beziffert BMW mit 262 kW/356 PS, das maximale Drehmoment mit 800 Newtonmetern. Diese geballte Power kommt durch die Kombination aller drei Motoren zustande und steht nur kurzfristig zur Verfügung, etwa beim Überholen.
Das System an der Hinterachse basiert auf der Serientechnologie des 7er-Hybrids. Der Elektromotor mit einer Dauerleistung von 25 kW ist zwischen dem Verbrennungsmotor und dem Doppelkupplungsgetriebe eingebaut. Der zweite Elektromotor an der Vorderachse stellt eine Dauerleistung von 60 kW zur Verfügung und kann für starke Beschleunigungsmanöver kurzfristig mehr als 100 kW abgeben. Durch die Platzierung der beiden Elektromotoren hat der futuristische Flitzer einen Allradantrieb, der auch im vollelektrischen Modus funktioniert.
98 Lithium-Polymer-Zellen dienen der Hybrid-Studie als Energiespeicher und werden in Serie geschaltet. Die Speicherkapazität des gesamten Akkus beträgt 10,8 Kilowattstunden. Beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen.
Als Plug-In Hybrid kann der BMW-Renner an einer normalen Haushaltssteckdose oder einem Hochleistungs-Stromanschluss aufgeladen werden. Die Ladezeit beziffern die BMW-Ingenieure mit maximal zweieinhalb Stunden. Mit der in der Batterie gespeicherten Energie soll der Wagen dann rund 50 Kilometer weit rein elektrisch fahren können.
Den Durchschnittsverbrauch des dieselelektrischen Hybrid-Sportlers gibt BMW mit 3,76 Litern pro 100 Kilometer an. "Der Wagen beschleunigt wie ein BMW M3, hat aber einen CO2-Ausstoß von weniger als 100 Gramm pro Kilometer", sagt BMWs Chefdesigner Adrian van Hooydonk. Wenn das Auto rein elektrisch unterwegs ist, soll der CO2-Ausstoß pro Kilometer sogar auf 50 Gramm sinken. Dieser Wert ergibt sich laut BMW durch die im EU-Mix anfallenden Emissionen bei der Stromerzeugung und einen Energiebedarf des Fahrzeugs von 17,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.
Luftleitung
Bei den Fahrleistungen gibt es bislang nur Prognosen der Entwickler: Von 0 auf 100 km/h soll der weißblaue Renner in 4,8 Sekunden sprinten, die Höchstgeschwindigkeit wird auf 250 Sachen begrenzt.
Das Konzeptfahrzeug ist 4,6 Meter lang, 1,9 Meter breit und nur 1,24 Meter hoch. Durch die extrabreite Niere und die Doppelscheinwerfer ist es sofort als BMW zu erkennen, die futuristischen Karosserieformen samt durchsichtiger Flügeltüren dürften es aber kaum in ein Serienmodell schaffen. Viele Elemente der Karosserie dienen wie bei einem Formel 1-Rennwagen als Luftleitbleche. Die Reifen der Studie sind zwar sehr groß, zwecks geringeren Rollwiderstands aber ungewöhnlich schmal ausgefallen.
Mit einem Leergewicht von knapp unter 1,4 Tonnen ist die Bayern-Flunder leichter als ein 1er BMW. Die Zuladung liegt bei 445 Kilogramm und der kleine Kofferraum erfüllt mit 150 Litern zumindest ein Kriterium: zwei Golftaschen passen hinein.
Alles rein, was die Technik bietet
Wie es sich für eine Studie gehört, haben die Entwickler nicht nur in Karosserie und Antrieb alles gepackt, was der Konzern an aktueller, seriennaher oder experimenteller Technik zu bieten hat. Der Fahrer kann auf einem dreidimensionalen Head-Up-Display Geschwindigkeitsanzeige oder Navigationshinweise ablesen. In die Abgasanlage des Fahrzeugs ist ein thermoelektrischer Generator integriert, der die Wärmeenergie des Abgases in elektrischen Strom umwandelt.
Um das Energiemanagement aller Fahrzeugsysteme zu verbessern, werden auch Navigationsdaten ausgewertet. Steht zum Beispiel eine lange Autobahnetappe bevor, wird die Leistung des Kühlsystems schon vorher reduziert, da der Fahrtwind einen kurzfristigen Temperaturanstieg im Kühlwasser dann wieder ausgleicht.
Ob und wann die ambitionierte Studie in ein Serienmodell umgesetzt wird, steht noch in den Sternen. Auf den Markt kommen zunächst die Hybridmodelle des X6 und des 7er. Der Dreizylinder-Dieselmotor könnte in naher Zukunft vielleicht die Sparmodelle der 1er und 3er-Reihe antreiben – auch ohne Hybridsystem.
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