Mit exklusiven Sonderserien hält Lamborghini die automobile Legende vom rasenden Stier am Leben. So exklusiv wie der Lamborghini Reventon war jedoch noch nie einer der Renner aus Sant’ Agata in der Nähe von Bologna. Der Reventon als brachialer Bruder des Murcielago LP640 ist die Sünde schlechthin, unglaubliche 1,2 Millionen Euro teuer - und trotzdem längst ausverkauft. Kein Wunder - es gibt gerade mal 20 Stück.
Doch keine Angst: Die nächste Kleinserie mit dem Stier im Wappen wird schon noch kommen. Ob sie jedoch so spektakulär über die Rennstrecken und Straßen brüllen wird wie der Kampfjet namens Reventon, ist fraglich. Bei ihm hat sich die Designabteilung von Lamborghini so richtig ausgetobt und den Murcielago mit einem Stealth-Tarnkappenbomber gepaart.
Manfred Fitzgerald, bei Lamborghini verantwortlich für Marke und Design, ist beim Anblick des neuesten Renners mehr als zufrieden: "Für das Design haben wir den italienischen Luftwaffen-Stützpunkt im norditalienischen Ghedi besucht. Wir wollten die Idee eines Kampfjets umsetzen. Inspiriert wurden wir vom Tornado und der F 22 Raptor."
Hört sich gefährlich an. Und fährt sich auch so.
In gerade mal sechs Monaten wurde das geheime Lambo-Projekt umgesetzt. Ein Rennwagen wie ein Kampfjet - dass gibt es nicht alle Tage. Und so fallen selbst den lambo-gestählen Bürgern in der Umgebung von Bologna schier die Augen aus, wenn der graue Reventon über die Straßen brüllt. Die mattgraue Lackierung, riesige Kühlöffnungen, schwarz lackierte Alufelgen und gefährlich blitzende LED-Leuchten machen Angst und sorgen beim Piloten schon beim Einsteigen für schweißnasse Hände.
Eng wie im Jet
Der Innenraum des Reventon zeigt sich kaum weniger beeindruckend. Eng geschnittene Rennsitze in grau-schwarzem Alcantara, die berühmten Flügeltüren und eine Jet-Instrumentierung mit Anzeigen für Drehzahl und Geschwindigkeit verbreiten ein einzigartiges Innenraumgefühl jenseits aller automobilen Konventionen.
Es könnte bequemer sein - doch man ist schließlich nicht in der First Class eines Airbus A380 sondern in einem Kampfgeschwader unterwegs. Für Kampfpiloten über 1,85 Meter ist der Reventon schlichtweg die falsche Wahl, denn die Kopffreiheit ist karg und so kann man den Helm gleich ablassen. In der Mitte der Instrumente befriedigt eine G-Force-Anzeige den Spieltrieb. Sie misst die Kräfte, die beim Beschleunigen, Bremsen und Kurvenfahrt auf den Körper einwirken.
Der immense Vortrieb des Reventon entspricht weitgehend dem seines bekannten Bruders LP 640. Dank zahlreicher Leichtbauelemente wiegt er mit 1.660 Kilogramm Leergewicht jedoch knapp 100 Kilogramm weniger und verfügt über schmale 10 PS mehr.
"Seine Aerodynamik ist besser. Doch Unterschiede beim Fahren sind kaum zu spüren", sagt Testfahrer Giorgio Sanna: "Auf den Teststrecken haben wir mit ihm Geschwindigkeiten von bis zu 343 km/h gefahren. Bei Höchstgeschwindigkeit ist das Heck etwas ruhiger als beim Murcielago."
Duell in Ghedi
Zwölf Zylinder, 650 PS, 660 Nm Drehmoment und über 340 km/h Spitze – da wird die Luft für die ohnehin überschaubare Konkurrenz noch ein Stück dünner. So musste man sich neue Gegner suchen: "Wir wollten mit dem Reventon kein Kollektionsstück erschaffen", erklärt Fitzgerald. "Das ist ein echter Rennwagen. Und so muss es bei Lamborghini auch sein."
Um zu zeigen, wie brachial ein Reventon beschleunigen kann, kam es auf dem norditalienischen Nato-Stützpunkt Ghedia zum Shoot-Out zwischen dem Reventon und einem Tornado Kampfjet. Die Triebwerke zündeten – und der Lambo lag lange vorn. Am Ende der Startbahn dann gab es zwischen dem allradgetriebenem Kampfstier und dem Tornado (15.000 Kilopond) ein Unentschieden.
Und bei Lamborghini zufriedene Gesichter.
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