5,50 Meter lang, 550 PS stark und mindestens 50 Millionen Rubel teuer - das ist das neue russische Traumcoupé, der Russo-Baltique. Nachdem das exklusive Kleinserienprojekt zuletzt ins Stocken geraten war, wollten die russischen Autobauer nun auf dem Genfer Salon testen, wie die Ansatzchancen in der westlichen Welt wohl sind. Die Rückmeldungen des Publikums auf den weich gezeichneten Luxus-Viersitzer waren offenbar grandios. Im Laufe dieses Jahres will Russo-Baltique denn auch sein Luxusgefährt Realität werden lassen.
Die Marke Russo-Baltique kann auf eine 100jährige Geschichte zurückblicken. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Russo eine der größten Industriemarken im russischen Zarenreich. Modelle wie der 24-30 oder der bei der Rally Monte Carlo erfolgreiche C24-50 zeugen davon. Doch Russo-Baltique war vor knapp 100 Jahren nicht nur automobiler Hoflieferant des russischen Herrscherhauses, sondern kreierte unter Führung des legendären Igor Sikorsky noch vor dem ersten Weltkrieg die Ilya Muromets, seinerzeit das größte Flugzeug der Welt. Doch von den Wirren der Kriege und dem Umsturz der Oktiberrevolution konnte sich Russo-Baltique jahrzehntelang nicht erholen – bis zum Jahre 2003.
Dann fasste eine handvoll Autobegeisterter die Entscheidung, die historische Automobilmarke wieder zu neuem Leben zu erwecken. Das Ergebnis ist das Russo-Baltique Coupé, ein schneidiger Viersitzer mit geschwungenen Formen im Stil der 30er Jahre und einem mächtigen 20-Zoll-Radsatz.
Gitter und Kiemen
Für Aufsehen sorgt bei der 5,50 Meter langen Preziose nicht nur der drei Meter lange Radstand, sondern vor allem auch eine schier endlose Motorhaube, die den Großteil der Fahrzeugfläche zu bilden scheint. Das weit nach hinten versetzte Glashaus ist dabei ebenso Blickfang wie die filigran gezeichnete Front mit sanfter Gitternase und die seitlichen Lüftungskiemen. Unter der Motorhaube arbeitet bekannte Stuttgarter Technik Marke Mercedes-Benz: Der Zwölfzylinder mit 5,5 Litern Hubraum und Doppelturbo leistet je nach Konfiguration mindestens 550 PS und ein maximales Drehmoment von knapp 1000 Nm.
Eine intelligente Luftfederung soll den Passagieren auch auf zerklüfteten Moskauer Straßen das Gefühl geben, auf einem fliegenden Teppich zu reisen. Im hellen Innenraum erinnern wahre Lederorgien an die Mercedes-Modelle der SL-Klasse.
Seinen einzigartigen Abschluss findet der russische Viersitzer in einem spitz zulaufenden Entenbürzel am Heck. Die Pfeilung des sich verjüngenden Heckfensters geht in das mittige Aufpuffendrohr über. Die mächtigen Türen öffnen nach vorn. An Front und Heck erstrahlt das Russo-Logo des zweiköpfigen russischen Adlers.
Mit seinem ungewöhnlichen Retro-Design nimmt Russo-Baltique Anleihen in den goldenen Jahre des Automobilbaus. Bisher wurde in Zusammenarbeit mit der Karosseriebaufirma Gerg bei München allerdings nur ein Messemodell gefertigt. Nach dem großen Zuspruch soll der Russo nun ab der zweiten Jahreshälfte 2007 in einer Kleinserie von 10 bis 15 Fahrzeugen gebaut werden. Die Produktionszeit pro Fahrzeug liegt je nach Ausstattung bei 12 bis 18 Monaten.
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