Kurz & bündig
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[+] Übersichtliche Karosserie, wirtschaftlich, geringe Fixkosten, ordentliches Fahrwerk |
[-] Wenig Platz, kleiner Gepäckraum, schwache Fahrleistung, hakelige Schaltung, Kopfstützen hinten ungünstig plaziert |
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Fast 70 Prozent aller Matiz in Deutschland werden von Frauen durch den Verkehr gelenkt. Das hat sicher viele Gründe: Ökonomische, da der kleine US-Koreaner sich als preiswerter Zweit- oder Dritt-Einkaufsswagen für die kurzen Wege anbietet. Aber auch optische: Der knuddelige Matiz mit seinen runden Scheinwerferaugen war das in automobiles Design gegossene Kindchen-Schema.
Sorry, Mädels, aber damit ist nun Schluss. Der Matiz des Modelljahres 2005 ist zwar von den äußeren Maßen her mit knapp 3,5 Metern Länge nahezu identisch geblieben. Aber sein Äußeres selbst hat sich sehr gewandelt. Anders als sein Vorgänger wurde er nicht in den Computern von Italdesign entworfen sondern in den hauseigenen von Chevy. Die runden Kinderaugen sind modernen Katzenaugen gewichen. Die Fronthaube ist stärker strukturiert und bestimmt die seitliche Linienführung bis zum Heck. Dort wiederum dominieren jetzt statt der früheren Kombileuchten in Tropfenform kreisrunde Rücklichter. Das alles gibt dem Matiz ein moderneres, erwachseneres Aussehen - aber eben auch ein weniger individuelles.
Nix für Sitzriesen
Innen hat der Matiz ein wenig an Platz zugelegt - sonderlich groß gewachsen sollten seine Passagiere dennoch nach wie vor nicht sein. Er ist nun mal ein Kleinwagen - und naturgemäß auf Tuchfühlung angelegt. Statt des Schalthebels erwischt man schon mal das Knie des Beifahrers. Und die Sitzposition ist für Fahrer über 1,80 Meter Körpergröße - nun ja - nicht unbedingt sehr entspannt. Für die ist dieses Auto ohnehin nicht gebaut. Die Sitzflächen sind in Breite und Länge eher knapp bemessen und die Qualität des Seitenhalts steht doch sehr ausgeprägt im umgekehrten Verhältnis zum Körpergewicht. Handelt es sich aber nicht gerade um Sitzriesen, dann ist der Platz im Matiz ausreichend für vier Personen.
Einige Änderungen im Innenraum sind da schon ärgerlicher, weil eher modisch als konstruktiv bedingt. Die Armaturen zum Beispiel. Tacho & Co. sind nun in die Mitte des Armaturenbretts gerückt. Bei aller Liebe zu kreativen Denkansätzen: Da gehören sie nicht hin, sondern direkt vor den Fahrer. Dort findet sich dagegen - ziemlich unmotiviert - ein Sammelsurium der üblichen und gelegentlich leuchtenden Warn- und Blinksymbole. Warum die nicht unter das mittige Tachometer gepasst haben? Keine Ahnung. Ärgerlich auch die Kopfstützen in der zweiten Reihe. Die gibt es nun zwar - aber so zur Mitte verrückt, dass dort eigentlich keine Köpfe sein können. Es sei denn, man sitzt ziemlich verquer auf der Rückbank. Ach ja: Das Gepäckabteil. Es ist den Abmessungen des Autos entsprechend nicht gerade üppig - aber standesgemäß für einen Kleinwagen.
Der Preis ist wie heiß?
Die beiden Motoren sind für den neuen Matiz noch einmal überarbeitet worden. Sie schaffen Euro 4 und produzieren mit rund einem Liter weniger Verbrauch nun ein bis zwei PS mehr. Auch das ist nicht gerade üppig. Der 0,8-Liter-Matiz schafft gerade mal 38 kW/52 PS, der 1-Liter-Motor kommt auf 49 kW/66 PS. Die Fahrleistungen sind entsprechend: Der kleine Matiz braucht 18,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und macht bei 145 km/h schon Schluss. Der 1,0-Matiz braucht auch noch 14,1 Sekunden für den Spurt auf 100 und schafft eine Spitze von 156 km/h. Das reicht aber auch. Erstens ist der Matiz keine Reiselimousine und für das Mitschwimmen im Stadtverkehr langt die Kraft. Spritziges Fahren oder gar flottes Überholen ist jedoch kaum mal drin. Und zweitens wird es im Matiz ab Tempo 130 ohnehin ziemlich ungemütlich - dann ist es nicht nur der Motor, der sich lautstark meldet.
Das Fahrwerk immerhin ist deutlich besser als beim Vorgänger und hat mit den möglichen Geschwindigkeiten keine Probleme - selbst flott gefahrene Kurven nimmt der Winzling mit ein wenig Neigung aber ansonsten ohne großes Murren. Wenn's ganz hart kommt, schiebt schon mal das Heck ein wenig Richtung Straßengraben. Thema passive Sicherheit. Die steht in Konkurrenz zum Preis. Gut, Airbags sind auch in der Basisversion Serie. Aber Seitenairbags gibt es nur in der Top-Ausstattung und sind sonst auch nicht optional erhältlich.
Um den Preis des in drei Ausstattungsvarianten angebotenen Matiz macht Chevrolet noch ein großes Geheimnis. Man weiß wohl, das sich der Kleine vor allem darüber verkauft und die Konkurrenz mit Logan, VW Fox, Peugeot 107, Citroen C1, Toyota Aygo & Co. noch härter wird. Der bisherige Matiz kostete ab rund 7300 Euro - viel mehr wird man sich beim neuen auch nicht leisten können. Immerhin soll er Chevys Zugpferd in Europa werden. Wie auch immer: Wer ein preiswertes Stadtauto sucht und auf Sprinterqualitäten verzichten kann, ist mit dem neuen Matiz sicher nicht schlecht bedient.
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