Kurz & bündig
|
[+] Bärenstarker Motor, rennstreckentauglich, präzises Fahrwerk, donnernder Sound, hoher Sicherheitsstandard, einfache Bedienung, sehr verwindungssteif |
[-] Magere Serienausstattung, kein SMG lieferbar, etwas unübersichtlich |
|
Das BMW Z4 M Coupé ist kein Auto für den normalen Straßen-Alltag. Kein Frage: Auch da hat der bullige Bayer fraglos seine Stärken. Und die Landstraße ist seine zweite Heimat. Doch der eigentliche Lebensraum des neuen Bavaria-Coupés ist die Rennstrecke.
Bereits die identisch motorisierte offene Version ist für Motorsportfans ein Traum. Geschlossen fährt es sich eine Klasse besser. Versprochen. 0 auf Tempo 100 in fünf Sekunden – 100 auf 0 in der halben Zeit. Da gerät man schnell ins Schwärmen. Der Z4 ist ganz gewiß kein Cruiser. Seine Karosserie ist kompromisslos steif. Und im Stop-and-Go-Verkehr nervt die ruckelnde Kupplung. Doch im schnellen Tagesgeschäft ist dann alles vergessen - beinahe auch die fehlenden Nebellampen und das billige Plastikdesign des ausklappbaren Navigationsgerätes. Echte M-Fans freuen sich über den traditionell beleuchteten M-Schalthebel - und vermissen ein entsprechend eingraviertes Logo auf den elektrischen Ledersitzen.
Innen: Geradezu lieblos
Es ist nicht so, dass das 4,11 Meter lange Z4 Coupé ein perfektes Auto wäre. Der Innenraum etwa zeigt sich nach wie vor im bisweilen geradezu lieblosen Z4-Look. Materialen und Ergonomie kommen einfach nicht an die früheren BMW-Jahre heran. Daran ändert auch das ungewöhnliche Carbonleder der M-Version nichts. Die Sportsitze könnten gerade im oberen Bereich noch mehr Seitenhalt bieten. Und das Rollo der Laderaumabdeckung scheint einer längst vergangenen Dekade entrissen.
Doch wer in diesem Sportgeschoss ein paar schnelle Runde auf der Nordschleife drehen möchte, wird beim geschlossenen Z4 schon Lust verspüren, bevor er auch nur eingestiegen ist. Und dann vielleicht nur ein Sportgetriebe wie das SMG vermissen. Der Z4 ist allein mit einem - exzellenten und überaus exakt zu bedienenden - Sechsgang-Handschaltgetriebe zu bekommen. Viele wollen bei einem Vollblutsportler mittlerweile jedoch ein echtes Rennsportgetriebe haben, das sich über die mittlerweile selbst in der Polo-Klasse erhältlichen Lenkradpaddel bedienen lässt. Hier schwächelt BMW und bietet zum Marktstart nichts Vergleichbares.
Öffnungsklausel
252 kW/343 PS bei 7.900 Touren und 365 Nm bei 4.900 Umdrehungen werden im Z4 Coupé dem mittlerweile gut bekannten 3,2-Liter-Triebwerk entlockt. Bei 250 km/h wird abgeregelt. Doch eine Öffnungsklausel scheint in Absprache mit dem Händler des Vertrauens möglich.
Auch ein paar Jahre nach seiner Markteinführung ist der hoch drehende Reihen-Sechszylinder noch immer ein fahrdynamischer und akustischer Genuss. Besonders ab 5.000 Umdrehungen lässt man gerne einmal die Seitenscheiben herunter, nur um diesen Sound zu genießen.
Das Z4 M Coupe ist schnell – sehr schnell. Der Sechszylinder liegt taktisch günstig hinter der Vorderachse – ein Grund für die ideale Gewichtsverteilung von 50:50 und für das grandiose Einlenkverhalten. Die Lenkung ist fabelhaft direkt und dabei so genau, dass man damit wohl auch eine dünne Scheibe rohen Schinken abtrennen könnte. Das satte Herausbeschleunigen aus engen Kurven ist immer wieder ein Genuss: Wie an der Schnur gezogen zirkelt sich der 1,5 Tonnen schwere Bayer Dank Heckantrieb und intelligenter Differentialsperre zielsicher aus dem schwierigsten Kurvengeflecht. Notfalls hilft ein Tritt auf die Bremse, die vom Supersportler BMW M3 CSL geklaut wurde.
Klasse Hintern
Das Design ist bei einem Sportcoupé wie dem Z4 besonders wichtig. Man will schließlich zeigen, was man hat – und kann. Das Hinterteil des Z4 ist dabei fraglos das Sahnestück - deutlich kraftvoller und sehenswerter als beim darin optisch wenig überzeugende Vorgängervariante. Die kuppelartige Heckklappe und die die erhaben herausgearbeiteten Kotflügel – das hat schon was. Erst recht wenn man bedenkt, dass dies das Teil sein dürfte, das die meisten vom Z4 Coupé M wohl sehen werden. Auf der Überholspur.
An Konzept und Platzangebot hat sich nur wenig verändert. Der Z4 ist ein reiner Zweisitzer mit einem nun auf 300 Liter gewachsenen Kofferraum hinter den Sitzen. Das Pseudo-Kombi-Fauxpas vergangener Zeiten ist bei diesem Anblick vergessen.
Für all den beinahe grenzenlosen Fahrspaß muss man erwartungsgemäß tief in die Tasche greifen: Mit einem Basispreis von 55.900 Euro ist das Z4 M Coupé 2.000 Euro teurer als sein offener Bruder. Wer sparen möchte, sollte sich den kleinen Bruder ansehen: Das 265 PS starke BMW Z4 3.0 Si Coupé ist schon für 38.900 Euro zu haben - und soll statt 12,1 nur 8,9 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern verbrauchen. Fast schon ein Sparpaket.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|